Duisburg. Graphen gilt als Wunderwerkstoff, der unter anderem Computer und Handys noch besser und vor allem noch leichter machen soll. Produziert werden kann Graphen jetzt auch an der Universität Duisburg-Essen.

Eine dafür erforderliche, 360.000 Euro teure Abscheidungsanlage wurde vom Land NRW mit 300.000 Euro gefördert und gestern von NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze eingeweiht.

Vor der Einweihung stand allerdings die Einkleidung: Doppelter Schutzoverall, Haarnetz, Kopfhaube, Überschuhe in zweifacher Ausführung waren auch für die SPD-Politikerin Pflicht, produziert wird nämlich unter strengsten Reinraumbedingungen auf dem Campus der Hochschule an der Lotharstraße.

Werkstoff besteht nur aus einer Atomlage

Was dort hergestellt wird ist vor allem dünn. Eine Million mal dünner als ein Blatt Papier ist Graphen. Der Werkstoff besteht nur aus einer Atomlage, ist quasi zweidimensional. Er ist transparent, zugleich aber auch fest und leitfähiger als Kupfer. Eigenschaften, die in ihn vielseitig machen, wie Prof. Dr. Gerd Bacher vom Lehrstuhl für Werkstoffe der Elektrotechnik gestern erläuterte. Elektroden ließen sich aus Graphen herstellen, auch deutlich schnellere Transistoren, Sensoren und sogar als Korrosionsschutz für Stahl könnte er taugen.

Noch allerdings ist Graphen relativ teuer. 100.000 Euro pro Quadratmeter müsse man bisher auslegen, sagte Bacher. Aber das Multitalent unter den Werkstoffen billiger zu machen, ist ein Ziel der künftigen universitären Forschung in Neudorf. Darüber hinaus soll das Material in möglichst gleichbleibender hoher Qualität hergestellt werden, betonte die Ministerin: „Der Werkstoff eröffnet viele neue Möglichkeiten – zum Beispiel bei der Energiespeicherung oder der Verpackung von Lebensmitteln.“ Somit könne Graphen einen „wichtigen Beitrag zur Lösung der großen gesellschaftlichen Herausforderungen leisten“.

Ultradünne Schichten des neuen Materials

Hergestellt wird die Kohlenstoffverbindung Graphen aus dem Ausgangstoff Methan. In dem neuen Abscheider, der kaum anders aussieht als ein größerer Heizkessel werden daraus ultradünne Schichten des neuen Materials, entstanden in Sekunden oder auch Stunden – je nach Qualitätsanforderung.

An dem Hightech-Werkstoff interessiert sind Branchen wie Fahrzeugbau, Kommunikationstechnik oder Elektronik. Die neue Anlage sei wichtig, so der Uni-Prorektor für Forschung Prof. Dr. Jörg Schröder, „um Kooperationen mit Unternehmen auszubauen“. Bereits jetzt gebe es bei den Graphen-Forschern im Lande eine „hohe Zahl“ an Industriepartnern. „Nun können wir es selbst produzieren.“