Duisburg.. Duisburgs Musikfreunde erlebten ein begeisterndes Orgelkonzert in der Mercatorhalle beim Neuanfang der Reihe der Toccata-Orgelkonzerte.
Fast auf den Tag genau fünf Jahre ist es her, dass die Orgel der Mercatorhalle im Rahmen der beliebten Toccata-Reihe zum letzten Mal erklungen ist. Mit dem englischen Organisten Wayne Marshall wagte man jetzt nach der langen Renovierungs-Zäsur einen Neuanfang, der sich als voller Erfolg herausstellen sollte.
Organist zog alle Register
Dass sich die Mercatorhalle fast bis auf den letzten Platz füllte, ist für ein Orgelkonzert ungewöhnlich und dürfte selbst Optimisten überrascht haben. Dass es dem vielseitigen, auf mannigfachen musikalischen Hochzeiten tanzenden und souverän agierenden Gastorganisten gelang, die Erinnerung an die besonderen Vorzüge und Merkmale des Instruments so virtuos und lebendig wachzurufen, rundete den Erfolg weit mehr als nur zufriedenstellend ab.
Der Einstieg mit Charles Marie Widors spätromantisch ausladender Orgelsinfonie Nr. 6 war klug gewählt. Dadurch konnten sich die orchestralen Klangqualitäten der nach dem Vorbild englischer Konzertorgeln gebauten Eule-Instruments prächtig entfalten. Und Marschall zog im wahrsten Sinne des Wortes alle Register, um die Grenzen auszuloten. Sowohl was Dynamik im üppigen Gesamtklang angeht als auch Feinheiten in den farblichen Schattierungen der 72 Register.
Volles Haus zum Neuanfang
Dass sich in dynamischen Grenzbereichen Schärfen einstellten, ist kein Mangel, sondern entspricht dem Typus englischer Konzertorgeln, der bewusst keinen weichen Kathedralklang anstreben.
Damit gab sich Wayne Marshall, der sich nicht nur als Organist, sondern auch als Pianist, Dirigent und Komponist einen wohlklingenden Namen erworben hat, aber nicht zufrieden. Er forderte das Publikum auf, ihm drei musikalische Themen für eine gut 20-minütige Improvisation vorzuschlagen. Man einigte sich auf Händels „Halleluja“, Gershwins „Summertime“ und Beethovens „Ode an die Freude“. Denkbar unterschiedliches Material, mit dem Marschall nicht nur unverbindlich spielte, sondern für eine sich klug steigernde Fantasie nutzte. Interessant, dass er den Charakter der Stücke variierte, so dass seine Improvisation mit einem düsteren Trauermarsch auf der Basis von Händels „Halleluja“ begann und mit einer brillanten Kombination aller Themen krönend abschloss.
Das Publikum reagierte begeistert und ließ den Organisten nicht ohne Zugabe von der Bühne. Und da drehte er mit einer rhythmisch mitreißenden Version von Gershwins Hit „I got rhythm“ erneut voll auf.
Am 8. Juli, 16 Uhr, wird die „Toccata“-Reihe mit einem Konzert des Russen Daniel Zaretsky fortgeführt.