Duisburg. Die Duisburger können am Sonntag über einen Neuanfang entscheiden, zu dem OB Sauerland nicht in der Lage war. Wir haben in der Vergangenheit in unseren Kommentaren keinen Hehl daraus gemacht: Oberbürgermeister Sauerland hätte nach der Loveparade-Katastrophe mit seinem Rücktritt die politische und moralische Verantwortung übernehmen müssen.

Wir haben in der Vergangenheit in unseren Kommentaren keinen Hehl daraus gemacht: Oberbürgermeister Sauerland hätte nach der Loveparade-Katastrophe mit seinem Rücktritt die politische und moralische Verantwortung übernehmen müssen. Das wäre kein juristisches Schuldeingeständnis gewesen, hätte andere Verantwortliche nicht aus der Pflicht genommen. Sauerland, der zweimal gewählte CDU-OB, hätte aber noch größeren Schaden von der Stadt nehmen können.

Sauerland tat es nicht. Im Gegenteil. Er machte alles durch sein Versagen, seine Ausflüchte danach noch schlimmer, auch für die Stadtverwaltung, vor die er sich nach seinen Worten doch stellen wollte. Seitdem ist Duisburg tief gespalten, zerrissen. Die Tragödie im Tunnel, die Trauer um Tote trat beinahe in den Hintergrund. Sauerland war es, der mehr und mehr zur Belastung Duisburgs wurde. Es blieb das hässliche Bild des Stadtoberhauptes, das an seinem Sessel klebt.

Die Duisburger nahmen es dann selbst in die Hand und erzwangen eindrucksvoll mit über 70 000 Unterschriften das Abwahlverfahren – mit dem Ziel, zu schaffen, wozu Sauerland nicht in der Lage war: einen erlösenden Neuanfang. Nicht für eine Partei, nicht für die Macht. Sondern für die ganze Stadt.

Sonntag bringt Klarheit

Der Sonntag wird nun die so bitter nötige Klarheit bringen. Nicht nur die, die Sauerland bisher öffentlich kritisierten oder ihn verteidigten, haben das Wort. Alle wahlberechtigten Bürger können mit ihrer Stimme entscheiden. Sie können damit auch dokumentieren, ob die Qual mit und um Sauerland in einer Parallelwelt geschah oder Duisburg von Serm bis Walsum ins Mark trifft.

Der Ausgang der Abwahlabstimmung ist ungewiss. Nicht die Frage der Mehrheit von Ja- oder Nein-Stimmen scheint die Frage, sondern ob die Abwahlbefürworter die Hürde von rund 91 250 Stimmen schaffen. Deutschland schaut auf Duisburg. Es kann ein Zeichen setzen.

Je deutlicher das Ergebnis Sonntagabend ist, umso leichter fällt ein Neuanfang. Das heißt umgekehrt aber auch: Scheitert das Abwahlbündnis, haben die Duisburger auch dies so entschieden, und sei es dadurch, dass sie den Wahllokalen fernblieben. Aber auch dann braucht es einen Neuanfang. Er wird nur schwieriger.