Rheinhausen. Als erstes Unternehmen am Logport hat Yusen Logistics die Entwicklung des Hafens miterlebt – von der Industriebrache zum Logistikareal.

Meterhoch stapeln sich die Kartons in Regalen, während am Boden Gabelstapler geschäftig umherfahren. Was für den außenstehenden Besucher in grüner Warnweste wie ein ziemlich undurchsichtiges Treiben aussieht, ist für die rund 330 Mitarbeiter strukturierter Arbeitsalltag. Hier muss alles genaustens nach Plan laufen, immerhin gehört Yusen Logistics zu den globalen Marktführern in der Logistikbranche. Eine besondere Bedeutung spricht das japanische Unternehmen vor allem einer Niederlassung zu, wie General Manager Mathias Schaeffer betont: „Der Standort Duisburg liegt zentral in Deutschland und Europa, so dass man ihn als europäische Drehscheibe bezeichnen kann.“ Dabei fing in Rheinhausen alles mal mit heruntergekommen Lagerhallen auf einer alten Industriebrache an.

Damals noch unter dem Namen „New Wave Spedition“ hatte das Unternehmen in den 1990er Jahren einen Ersatz für seinen zu klein gewordenen Standort in Willich gesucht und ihn schließlich auf dem alten Krupp-Gelände gefunden. Schon in dieser Phase mit dabei war Schaeffer, der sich gerne an die „spannende Zeit“ zurückerinnert. „Man konnte sich nur schwer vorstellen, dass die nostalgischen Industrieeindrücke mal verschwinden und stattdessen ein modernes Logistikareal entstehen würde.“ Ölverschmutzte Böden, verrostete Decken und eingeschlagene Scheiben führten zu einer grundlegenden Sanierung, im Jahr 1999 waren die Hallen bezugsfertig. Drumherum die alten Stahlwerksgebäude, mittendrin das erste Unternehmen Logports.

67.000 Quadratmeter Lagerfläche

Bereits ein Jahr später zog das Unternehmen in eine neue Halle auf der anderen Straßenseite, mit dem angrenzenden Neubau im Jahr 2014 endete dann auch der Mietvertrag für die ersten 12.000 Quadratmeter. Mittlerweile verteilen sich die insgesamt 67.000 Quadratmeter Lagerflächen auf sieben Hallen und ein Außenlager, 84 Gabelstapler sorgen für den internen Transport der unzähligen Kartons. Abstrakte Zahlen, die erst bei einem Gang durch das Unternehmen ansatzweise konkrete Formen annehmen. Wenn sich beispielsweise der Kopf weit in den Nacken legen muss, um auch den obersten Karton hoch oben im scheinbar endlosen Regal zu erkennen. Oder wenn der am Boden dunkel eingezeichnete Weg ein Gefühl von Sicherheit vermittelt, dass einen auch ganz sicher kein Gabelstapler umfährt.

Matthias Schaeffer (Landtransport) und Dirk Dumnick (Kontraktlogistik) (v.l.n.r.) sind General Manager von Yusen in Duisburg-Rheinhausen.
Matthias Schaeffer (Landtransport) und Dirk Dumnick (Kontraktlogistik) (v.l.n.r.) sind General Manager von Yusen in Duisburg-Rheinhausen. © FUNKE Foto Services | Volker Herold


„Wir haben einen Kunden, für den jeden Tag zehn 40-Fuß-Container plus drei bis vier Lkw hier ankommen“, erklärt General Manager Dirk Dumnick. Während Schaeffer für den Landtransport zuständig ist, kümmert er sich um die Kontraktlogistik. Eine solche langfristige Kooperation zwischen Kunde und Logistikdienstleister basiere auf Vertrauen, erklärt er. „Die Herausforderung dabei ist, dass jeder der 19 Kunden Sonderwünsche hat.“

Einer lagert hier seine Klimageräte, ein anderer benötigt für den Weitertransport seiner Produkte eine eigene Packstation, der nächste muss seine 20.000 kleinteilige Artikel aus der Medizintechnik auch an Feiertagen ausliefern. „Wir bieten den Kunden Kontraktlogistik mit Distribution an“, sagt Dumnick.

Störfallbetrieb mit hohen Auflagen

Lagern, weiterverarbeiten, transportieren. Doch vor allem Letzteres ist nicht immer ganz unproblematisch, das weiß auch Schaeffer. „Für die Anwohner ist der Logport ein Fluch und Segen zugleich“, sagt er. Nützliche Arbeitsplätze auf der einen, störender Lkw-Verkehr auf der anderen Seite. Zumindest gegen die wild parkenden Brummifahrer versuche das Unternehmen aber etwas zu tun, betont er.

Sanitäranlagen und Umkleiden für Lkw-Fahrer

„Wir bieten den Fahrern auf dem Gelände mit Sanitäranlagen und Umkleiden die Möglichkeit, hier Pause zu machen.“ Dass Yusen Logistics seit 2014 auf 6000 Quadratmetern auch Gefahrengut wie Motorenöle oder wassergefährdende Stoffe lagert, hat ebenfalls zu teils großen Sorgen bei den Anwohnern geführt. „Wir sind ein Störfallbetrieb mit hohen Auflagen“, so Schaeffer. „Selbst wenn ein Container auslaufen würde, käme das nicht auf die Straße.“ Dafür sorge eine Folie unter dem Boden, darüber hinaus gebe es eine moderne Löschschaumanlage und regelmäßige Übungen der Feuerwehr.

In den sieben Hallen von Yusen in Duisburg herrscht geschäftiges Treiben.
In den sieben Hallen von Yusen in Duisburg herrscht geschäftiges Treiben. © FUNKE Foto Services | Volker Herold



Mit der Zeit ist das Unternehmen in Rheinhausen immer weiter gewachsen, immer komplexer geworden. Das führen die beiden General Manager nicht nur auf die geografische Lage zurück. „Infrastrukturell hat sich hier einiges getan“, sagt Schaeffer.

Die Anbindung an die A 57, die Umgehungsstraße zum Rhein, die neue Seidenstraße nach China – all das habe im Laufe der Jahre das „Who’s Who der Logistikbranche“ angelockt. Und auch wenn die Fläche begrenzt sei, es keine direkte Anbindung an die Autobahn gebe, so erkenne Yusen Logistics in Rheinhausen auch weiterhin echtes Zukunftspotenzial, wie Schaeffer sagt: „Wir sind an den großen Standorten in Europa vertreten, brauchen aber fürs Vernetzen einige zentrale Punkte.“ Rheinhausen soll einer von ihnen sein.