Duisburg. Briefe, nichts als Briefe und natürlich viele gelbe Kisten: Das Briefzentrum der Post in Asterlagen öffnete für die WAZ-Sommeraktion seine Pforten.
Die eiserne Regel des Briefgeheimnisses lernen die Mitarbeiter der Deutschen Post DHL gleich zuallererst kennen. Pakete und Päckchen öffnete die Post am Donnerstagabend also nicht – dafür die Pforten des Briefzentrums in Asterlagen: 20 Leserinnen und Leser unserer Zeitung erhielten einen exklusiven Einblick in das gelb-schwarze Reich der Zustellungsmaschinerie, die hier mit ihrer gnadenlosen Effizienz fast anderthalb Millionen Briefe am Tag abfertigt.
Beinahe furchteinflößend könnte er sein, der kräftige Bulle auf der Wiese vor dem Briefzentrum in Asterlagen. Doch die quietschgelbe Farbe und die Aktien-Werbung auf der Flanke nehmen der massiven Statue viel von ihrer Gefährlichkeit. Trotzdem hält sie mit grimmigem Blick Wache vor der riesigen Halle hinter ihr. Zurecht, denn hier gehen – sicher verpackt – die niedergeschriebenen Geheimnisse von Hunderttausenden Bürgern Tag für Tag ihrer Wege.
Im Inneren der Halle herrscht rege Betriebsamkeit. Das Rattern von Fließbändern und das Ächzen hydraulischer Greifarme wetteifern um die Vormachtstellung auf der Dezibel-Skala, dazwischen wuseln Post-Mitarbeiter umher, schieben Containerwagen von einem Ort zum anderen. Auf 13.000 qm wickelt die Deutsche Post DHL den Briefverkehr für all diejenigen Bezirke ab, deren Postleitzahl mit einer 46 oder 47 beginnt.
1,5 Millionen Briefe täglich
„Summa summarum bedeutet das rund 1,5 Millionen Briefe, die aus dem Einzugsgebiet von Kleve bis Krefeld täglich hier durch wandern“, erläutert Georg Schikowski, Leiter des Briefzentrums. Kontakt zu Mitarbeitern aus Fleisch und Blut haben die Sendungen dabei eher sporadisch. Den Großteil der Arbeit erledigen Maschinen, die die Briefe mit beinahe industrieller Effizienz über ein Wirrwarr aus Förderbändern jagen.
Die Reise der Post durch das Briefzentrum beginnt an den zwei Dutzend Eingangstoren, die seitlich an der Halle angebracht sind und exakt auf die Größe der Auslieferfahrzeuge zugeschnitten sind. Ein mechanischer Greifarm hievt die gelben Postkisten auf die Fließbänder, die in vier Meter Höhe angebracht sind. Die Etiketten mit Barcodes machen die Kisten auch für die Maschinen erkennbar.
Höchst produktive Zustellungsmaschinerie
Ein Trupp von Mitarbeiterinnen sortiert die größeren Lieferungen; die Standardbriefe wandern in eine Stempelanlage, die mit einer Geschwindigkeit von neun Briefen pro Sekunde die frankierten Sendungen versandfertig macht. Dazwischen gehen vereinzelte Kontrolleure umher, die nach mangelhaft frankierten Briefen Ausschau halten. Schikowski: „Als letzte Instanz passt dann der Zusteller auf.“
Auch im Internet-Zeitalter setzt die Post weiter auf den Brief aus Papier. Im vergangenen Jahr erst hat sie 400 Millionen Euro in ihre Briefzentren investiert. Sein romantisches Postkutschen-Idyll hat der weltweit agierende Konzern dabei längst abgestreift – zugunsten einer höchst produktiven Zustellungsmaschinerie.