Duisburg. .
Was wird aus dem Mercator-Viertel in der Duisburger Altstadt? Fünf Planungsbüros haben ihre Pläne vorgelegt - diese gehen vom Abriss einer Grundschule über die Rekonstruktion der alten Gassenstruktur bis hin zum Bau eines Mercatorhauses.
Die historischen Altstadtpläne drücken dem städtebaulichen Planungswettbewerb für das „Mercator-Quartier“ den Stempel auf.
Alle fünf Planungsbüros, die am Mittwoch vor 140 Zuschauern ihre bisherigen Ideen skizzierten, nehmen Bezug auf die Geschichte der Stadt. Woanders als im Stadthistorischen Museum konnte die Präsentation der Zwischenergebnisse stattfinden.
Fosterplan als Basis
Das neue Stadtquartier soll auf der Basis des Fosterplans zwischen Ober- und Gutenberg-, Poststraße und Kuhlenwall entstehen. Noch ging es nicht um die architektonische Gestaltung von Gebäuden, sondern um Straßen- und Sichtverbindungen, archäologische Schätze, die man im Untergrund vermutet, und Standorte für Wohn- und Geschäftshäuser, Einzelhandel und Büros.
Doch die Bürger waren nicht nur gekommen, um den Vorträgen der Stadtplaner zu lauschen, sondern auch, um ihnen im Gegenzug ihre Vorstellungen eines neuen Stadtquartiers zu schildern, das nach dem Abriss der Schulgebäude in den nächsten Jahren hier entstehen soll. Doch bei allen großen Würfen, die an dieser Stelle geplant werden, scheint es als habe man eine Kleinigkeit vergessen: Zwar wird das Berufskolleg im Sommer nach Neudorf ziehen und auch die Gottfried-Könzgen-Hauptschule existiert nicht mehr, aber jeden Tag besuchen noch rund 200 Kinder die Grundschule Obermauerstraße. Danach fragte auch die Mutter einer Grundschülerin, die sich um die Zukunft der schule sorgt.
So sehen die fünf Architekturbüros die Gestaltung:
- Das Büro Grewers und Pudewill (Berlin) will - wie die anderen auch - die alten Wegeverbindungen wieder herstellen: Nonnengasse und Bohnengasse sollen die drei Hektar große Fläche in mindestens drei Quartiere aufteilen. Drei größere Gebäude gegenüber dem Rathaus, am Stapeltor und an der Ecke Gutenbergstraße Kuhlenwall sollten zu markanten Punkten werden, die Häuser unterschiedliche, aber zeitgenössische Architektur vorweisen.
- Das Büro GfP (Berlin) denkt darüber nach, ein „Mercatorhaus“ an der Stelle zu schaffen, an der der Kartograph einst unweit der Salvatorkirche gewohnt hat. Die Bebauung sollte eine Verbindung von Rathaus - Mercatorhaus und Drei-Giebelhaus werden und einen zentralen Platz im Quartier beinhalten, zu dem eine Gasse von der Salvatorkirche aus führt. Vor dem Rathaus sollte ein Hotel errichtet werden. Häuser in Geschossbauweise an den Straßen sollten kleinere Stadthäuser im Innenbereich umfassen.
- Niemann & Steege und weitere Partner (Düsseldorf) favorisieren einen Mercator-Platz statt eines Hauses und würden zumindest für eine Zeit noch die Grundschule erhalten wollen, die später auch zum Bürgerzentrum werden könnte. Auch sie plädieren für die Aufteilung auf mehrere Quartiere.
- Pesch und Partner (Herdecke) würden am liebsten den Gassencharakter wiederherstellen, was neue Bauvorschriften allerdings verhindern. Doch mittels konischer Wegeplanung würde zumindest bei dem Blick in die Wege hinein der Eindruck von engen Gassen nach dem historischen Vorbild entstehen. Wo einst die Patrizierhäuser an der Oberstraße standen, könne man sich auch Stadthäuser in Stapelbauweise vorstellen (quasi zwei Doppelhaushälften übereinander). Verborgene archäologische Schätze, die zum größten Teil neben und unter der Oberstraße liegen dürften, möchten sie mit Glasvitrinen ans Licht holen.
- Das Büro Wick und Partner (Stuttgart) sieht bis zu sechs kleinere Quartiere auf der Fläche. Ferner sollten Teile der Berufsschule erhalten und umgenutzt werden, die historische Situation am Kuhlenwall mit dem Blick auf die Stadtmauer und Graben wieder „erfahrbar“ werden. Statt Einfamilienhäuser im inneren Bereich wären auch alleinstehende Mehrfamilienhäuser denkbar.
Entscheidung Anfang März
Mit den Anregungen der Bürger im Gepäck machen sich die Büros nun an die Ausarbeitung ihrer Pläne. Hierzu zählen unter anderem: ökologische Bauweise, begrünte Flachdächer, Spielplatz, Teichanlage mit Nutzung des Regenwassers, zusätzliche Flächen für den Handel, Bau einer Markthalle, Genossenschaftswohnungsbau, Realisierung eines Beginenhofs und Kleingewerbeansiedlung.
Auch der Bau eines Mercatorhauses und ein Bürgerzentrum wurden vorgeschlagen. Kritik gab es allerdings auch am Verfahren: Die Teilnahme an den Workshops der Planungsbüros wäre vielleicht sinnvoller gewesen.
Entscheiden wird die Jury Anfang März.