Duisburg.. Es ist Zeit für das DFB-Pokal-Endspiel zwischen MSV und Schalke 04. Während Fans in Duisburg oder direkt im Stadion in Berlin mitfiebern, steht OB Sauerland bei einem seiner ersten Auftritte nach der Loveparade vor einem Dilemma. Ein Kommentar.

Das Warten hat ein Ende: Der Endspiel-Tag ist da! Und es ist schön, dass – wo man dieser Tage auch hinschaut – die Vorfreude auf das Sportspektakel namens DFB-Pokal-Finale riesig ist. Es gibt nicht wenige, die dem MSV im Duell der Revier-Rivalen gegen Schalke 04 inzwischen trotz aller Verletzungsprobleme sogar einen Erfolg zutrauen. Es wäre ein Coup, wenn die Zebras den Cup holen!

20.000 Fans brechen heute in Richtung Berlin auf, manche sind bereits seit gestern dort. Sie wollen „ihre“ Lieblinge im geschichtsträchtigen Olympiastadion zum Sieg brüllen. Und all jene, die kein Glück hatten, eines der begehrten Finaltickets zu ergattern, werden heute allein daheim vor dem TV-Gerät oder mit Tausenden anderen Treuen beim Public Viewing die Daumen drücken. Der Fußball schweißt die Menschen in dieser im Alltag so zerrissenen Stadt für ein paar schöne Stunden wieder zusammen. Heute ist es egal, wer auf welcher Rheinseite wohnt. Heute zählt es nicht, ob man politisch dem rechten oder linken Parteien-Spektrum nahe steht. Heute ist es nicht wichtig, ob man für oder gegen Oberbürgermeister Sauerland ist. Heute gilt für alle Menschen dieser Stadt: Wir sind MSV!

Dass dieser Fußballklub mit Meidericher Wurzeln die Herzen der gesamten Bevölkerung erreicht und die Massen zu mobilisieren weiß, zeigte sich eindrucksvoll beim Pokal-Halbfinale gegen Cottbus. Statt der 10.000 bis 15.000 Besucher, die normalerweise zu Zweitliga-Heimspielen kommen, war die MSV-Arena bei diesem besonderen Spiel in Windeseile ausverkauft. Nun können die Zebras im Endspiel weitere Sympathiepunkte sammeln. In der Hoffnung, dass nicht nur zu Höhepunkten wie diesem, sondern dauerhaft eine emotionale Bindung zwischen der breiten Bevölkerung dieser Stadt und dem Verein entsteht. Daran fehlt es leider zu oft.

Emotional wird dieser Tag ganz sicher auch für Oberbürgermeister Sauerland. Der sitzt heute auf Einladung des DFB auf der Tribüne. Nach der Loveparade-Katastrophe und seinem katastrophalen Krisen-Management im Anschluss daran fühlen sich sehr viele Duisburger von diesem Mann nicht mehr repräsentiert, obwohl er nach wie vor die höchsten Ämter besetzt.

Sauerlands Dilemma

Doch Sauerland steckt heute in einem Dilemma. Die TV-Kameras werden ganz sicher auch auf ihn schauen, ist dies nach der Loveparade doch einer seiner ersten öffentlichen Auftritte von bundesweiter Bedeutung. Jubelt der OB bei einem MSV-Tor? Das muss er, schließlich ist er Vereinsmitglied und Vertreter seiner Stadt.

Doch was werden in diesem Moment wohl die Angehörigen der 21 Loveparade-Opfer denken, wenn sie einen jubelnden Sauerland durchs Bild hüpfen sehen? Sie werden verbittert sein. Nicht nur, weil Sauerland aus ihrer Sicht immer noch unverständlicherweise im Amt ist. Sondern weil er es auch zehn Monate nach der Katastrophe noch nicht fertig gebracht hat, sich persönlich bei diesen Menschen zu entschuldigen.

Für die Angehörigen hat das Warten bis heute kein Ende gefunden. . .