Duisburg.. Neustart der „Bildungsregion Duisburg“. Das Projekt konzentriert sich jetzt auf wenige Themen, wird straffer geführt. Am Donnerstag trafen sich zum ersten Mal Vertreter aus Wirtschaft und Schulen, Politik und Sozialverbänden, um in Arbeitsgruppen Ideen zu entwickeln

Wie ungerecht Zukunftschancen verteilt sind, verdeutlichte Dr. Bernd Kriegsmann als Gastredner der ersten Duisburger Bildungskonferenz an einer Zahl: 77 % der Kinder aus Akademikerfamilien studieren. Und ebenfalls 77 % der Kinder, deren Eltern keine Uni von innen gesehen haben, werden nie in einem Hörsaal sitzen. „Dass Herkunft über Zukunft entscheidet, finde ich nicht akzeptabel“, so der Präsident der Hochschule Gelsenkirchen vor 140 Vertretern aus Bildung und Wirtschaft, Politik und Sozialverbänden.

Oberbürgermeister Sören Link schlug den gleichen Ton an: Einkommen, Wohnort, Sprache von Eltern dürften nicht über Bildungserfolge von Kindern entscheiden. Solche Hürden seien „eine unentschuldbare Ungerechtigkeit“, die „Duisburg teuer zu stehen kommen“ werde. Kindern gleiche Bildungschancen verschaffen – das will darum die „Bildungsregion Duisburg“, ein Gemeinschaftsprojekt von Stadt und Land, gegründet 2008, inhaltlich stark, damals dennoch fehlkonstruiert, erläutert Dezernent Thomas Krützberg. Zu viele Arbeitsgruppen hätten überwiegend für sich gearbeitet, der Lenkungskreis war mit fast 30 Leuten zu groß, als dass er Konzepte hätte lenken und vernetzen können.

Mehr in frühe Elternarbeit investieren

Das soll nun mit dem Neustart der anders werden: Die Steuergruppe zählt noch acht Mitglieder. Für die erste Konferenz am Donnerstag gab es nur vier Arbeitsgruppen: 1. Bildungsberatung im Lebenslauf, 2. Deutsch als Verkehrs- und Bildungssprache stärken, 3. die inklusive Bildungsstadt und 4. das Scheitern von Bildungslaufbahnen vermeiden.

Ein zentraler Punkt dabei: Viele Kinder mit ausländischen Wurzeln kommen erst im Kindergarten mit der deutschen Sprache in Kontakt, das Sprachniveau vieler Schüler stagniere darum auf niedrigem Niveau, so Link. Zu erleben sei im Ergebnis oft „zweifache Sprachlosigkeit. Die können weder Deutsch noch Türkisch gut. Darüber müssen wir reden und handeln.“ Dezernent Krützberg ergänzte: „Wir müssen mehr in die frühe Elternarbeit investieren. Nur im Kindergarten schaffen wir es nicht mehr, das auszugleichen.“ Genutzt werden könnten möglicherweise aufsuchende Dienste, die Familien früh besuchen. Bei den Eltern sollte das auf Zustimmung stoßen. Link: „Die wollen ja auch das Beste für ihr Kind.“