Duisburg.. Tour zeigt Wasser, Felder und Industriekulisse. Busunternehmer Udo Scharf steuert neuerdings den Duisburger Süden an – und hat Geschichte(n) von Huckingen bis Wedau parat.
Udo Scharf ist überzeugter Duisburger. Im Bethesda geboren, in Mündelheim aufgewachsen, nun in Bergheim wohnhaft, will er nichts weniger erreichen, als Touristen und Einheimischen die schönsten Seiten der Stadt nahe zu bringen. Neben der „Classic“-Tour, die etwa am Landschaftspark und durch den Hafen führt, steuert er auch die unterschiedlichen Stadtteile nördlich der Ruhr, westlich des Rheins und neuerdings auch südlich der Ruhr an. In der neukonzipierten „Süd“-Tour geht’s vier Stunden lang vorbei an Seen, Industriekulisse und Äckern. Die Passagiere, übrigens alles Duisburger, staunen nicht schlecht: „Hier hat ja fast jeder Stadtteil seinen eigenen See.“
Bevor es idyllisch wird, bugsiert Scharf seinen 9,50 Meter langen und 2,35 Meter breiten Bus erst einmal durch Hochfeld. Das ist Millimeterarbeit rund um den Hochfelder Markt. Autos parken kreuz und quer, die Obst- und Gemüse-Stände locken Besucher aus der ganzen Stadt an. Tütenweise schleppen die Passanten die Vitamine nach Hause. Mittendrin noch eine Attraktion: Der alte Hochbunker wird abgerissen. Auf einem Berg aus Schutt thront der Bagger, dessen Gerät sich weiter durch die dicken Wände frisst. Solche Anblicke kann Scharf nur noch bis Ende April bieten, dann soll der Bunker nämlich dem Erdboden gleich gemacht werden.
Blick auch auf die unschönen Seiten Duisburgs
Scharf spart auch die unschönen Seiten Duisburgs nicht aus. Von Hochfeld geht die Fahrt durch Neudorf-Süd, etwa durch den Tunnel, in dem sich die Loveparade-Katastrophe ereignete. Später geht’s vorbei an der Polizeikaserne und dann die Masurenallee entlang Richtung Wedau. „Sonst können Sie immer nur vor die Mauer gucken, genießen Sie den Blick von oben“, rät Scharf, und erklärt das auf einem Teil des ehemaligen Bahngelände künftig Uni-nahe Institute angesiedelt werden sollen.
Im südlichen Bereich könnten neue Wohnhäuser entstehen. „Genauso wie in Huckingen sollen sich hier zahlungskräftige Käufer aus Düsseldorf ansiedeln“, weiß Scharf. Wie sehr die Gegend von der Bahn geprägt wurde, zeigt sich auch in Bissingheim – und entlang der Seen, wo es beispielsweise Plätze des Eisenbahner Turn- und Sportvereins gibt. Rund um die Sechs-Seen-Platte tauchen noch zahlreiche andere Vereine auf, etwa die Kneipp-Freunde oder der Yacht-Club. „Ob die auch ne gute Kneipe haben?“, fragt ein Fahrgast scherzhaft.
Der Bus macht den einen oder anderen Schlenker, passiert zum Beispiel Rahm. Vor der Kirche St. Hubertus stoppt die Gesellschaft. Es ist die einzige Duisburger Kirche mit Zwiebelturm. Vor der kleinen Sparkassen-Filiale hupt Scharf. „Da wohnt mein Chef“, erklärt er lächelnd. Busfahrer ist er nämlich nur im Nebenerwerb. Auch Rahm hat sein eigenes Gewässer, den Rahmer Bach. Das Gefährt zuckelt an einem Planwagen vorbei, passiert das neue Autonbahnkreuz und biegt Richtung Huckingen ab. Der Stadtteil floriert und ist sogar in Italien bekannt.
Tiger & Turtle oft gewünscht
Bei der Weltmeisterschaft 2006 wohnte das italienische Team im „Landhaus Milser“. Gegenüber liegt das beliebte Wohngebiet „Angerbogen“ und einen Geisterbahnhof gibt’s auch. Dieser sollte eigentlich mal Haltepunkt für die Stadtbahn U79 werden. Doch dann wurden die „Großwohnsiedlung“ nie gebaut. Dafür ist aber das Durchreiten an der Unterführung verboten – darauf weist ein spezielles Schild mit rot umrandeten Pferd hin.
Weiter geht’s durch Ungelsheim, Richtung Serm. „Hier wird immer gut gefeiert, es gibt einen eigenen Festplatz“, weiß Scharf. Die Häuser gruppieren sich um die Dorfstraße, am Acker reiht sich schon der Spargel, dann erreicht die Gesellschaft das Café Ellerhof des Ehepaars Schaumlöffel. Bei selbst gemachtem Kuchen stärken sich die Gäste. Aber einer der Höhepunkte, auf den die meisten warten, fehlt noch: Tiger & Turtle. Der folgt auf dem Rückweg.
Am Rhein entlang geht’s wieder Richtung Zentrum, die Besucher staunen über die alte Siedlung Hüttenheims oder die dampfenden Schornsteine von HKM. Dann taucht, endlich, Tiger & Turtle auf. „Da war die meiste Nachfrage, aber für unsere Classic-Tour zu abgelegen.“ Nachts wird die Stahlskulptur von LED-Leuchten angestrahlt. Allerdings bleibt keine Zeit zum Aussteigen. Diesen Ausflugstipp merkt sich der eine oder andere für seine nächste Tour in den Süden.