Duisburg-Hamborn. Ein Vermieter ließ in Hamborn Hecken entfernen – zum Leid der Anwohner, die das Grün an ihren Gärten vermissen. Diese Möglichkeiten haben Mieter.

„Wohnen mit Wohlfühlfaktor“ steht auf der Fassade des Reihenhauses, in dem Gabi Fronert lebt. Doch die Hambornerin fühlt sich ihrer Wohnqualität beraubt: Einst genoss sie das Grün vor ihrer Terrasse – bis die Wohnungsgesellschaft Covivio einen Kahlschlag durchführen und Hecken auf dem Grundstück entfernen ließ. Covivio verweist auf den Brandschutz der Tiefgarage. Dabei hatte die Feuerwehr bei der letzten Überprüfung keinerlei Mängel festgestellt.

Kahle Stümpfe, die mal zu einer Hecke gehörten, ragen nun aus dem Boden vor Gabi Fronerts Garten. So hoch wie sie selbst war der grüne Sichtschutz einmal, bis Arbeiter ihn vor rund vier Wochen entfernt haben. Bäume und Sträucher stutzten sie bis auf die Wurzel zurück – nicht nur der Zugang zum Garten an der Bertha-von-Suttner-Straße, sondern auch der Blick in Fronerts Wohnzimmer ist nun ungehindert möglich.

Wohnungsgesellschaft Covivio verweist auf den Brandschutz

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Die Hambornerin ärgert sich über das Vorgehen der Wohnungsgesellschaft. „Wir haben vor einem halben Jahr durch Nachbarn von den Plänen erfahren und Covivio eine Mail geschrieben. Die haben das auch bestätigt, dann ist aber erst mal nichts weiter passiert – bis diese Gartenfirma auftauchte. Fünf Ladeflächen ihrer Autos haben die Mitarbeiter mit dem Grünschnitt voll bekommen“, schildert sie.

Von Covivio erfuhr Fronert, dass der Grünschnitt mit dem Brandschutz der Tiefgarage unter den Häusern zusammenhänge. In den Gärten, gleich hinter der Hecke, liegen die Öffnungen von Lüftungsschächten. „Es hieß, die müssten frei bleiben. Dabei kann in der Tiefgarage kein Luftzug stattfinden, weil die Fenster der einzelnen Parkbuchten immer verschlossen sind. Mein Mann hat zudem recherchiert, dass der Einbau von Kohlenmonoxid-Warnmeldern viel günstiger wäre, als alles abzuholzen.“

Covivio: „Wurzeln beschädigen die Abdichtung der Tiefgarage“

Die Zweifel scheinen durchaus berechtigt. Denn auch die Feuerwehr überprüft Tiefgaragen dieser Größenordnung alle sechs Jahre, wie Stadtsprecher Sebastian Hiedels auf Nachfrage erklärt. „Im vorliegenden Fall wurde zuletzt im Jahr 2014 eine Brandschau durchgeführt und keine Mängel seitens der Feuerwehr festgestellt, auch nicht bezüglich Entlüftung oder Vegetation. Das Verfahren wurde 2016 abgeschlossen.“

Covivio-Sprecherin Barbara Lipka bestätigt, dass Brandschutzmaßnahmen der Grund für die Rodungen seien. Sie verweist auf ein Gutachten, das im vergangenen Jahr durch einen externen Experten erstellt worden sei. Zudem beschädigten die Wurzeln die Abdichtung der Tiefgarage.

Duisburger Mieterin spricht von „stümperhafter Arbeit“

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„Aus diesem Grund haben die Pflanzen einen üblichen Stockschnitt durch ein von der Hauseigentümerin beauftragtes Fachunternehmen für Grünflächenpflege erhalten. Dadurch wird das oberirdische Wachstum eingegrenzt und somit auch das Wachstum der Wurzeln. Diese Art des Gehölzschnittes ist fachgerecht und führt dazu, dass die Sträucher wieder austreiben“, sagt Lipka im Namen des Immobilienunternehmens, das deutschlandweit rund 40.000 Wohnungen verwaltet.

Für Fronert eine „stümperhafte Arbeit“, denn besagte Stümpfe würden zu Stolperfallen. „Ich verstehe außerdem nicht, wie man einfach die ganze Hecke entfernen kann: In den Büschen lebten Vögel und da waren Nistkästen platziert. Wenn sowas einfach weggemacht werden darf, fragen sich die Leute doch, warum sie den Naturschutz noch einhalten sollen“, sagt sie.

Weitere Hecken wurden an der Bertha-von-Suttner-Straße entfernt

Die Sprecherin verweist hier auf die entsprechenden Schonzeiten. Auch bei anderen, bauähnlichen Häusern in der Bertha-von-Suttner-Straße hat Covivio bereits Hecken gefällt und stattdessen einen Zaun gezogen. Mittlerweile hat die Gartenbaufirma mit dem Bau eines Zauns auch vor Fronerts Garten begonnen.

Mit Mehrkosten müssen sie und ihre Nachbarn jedoch nicht rechnen: „Es handelt es sich hier um Instandhaltungsmaßnahmen. Diese werden nicht über die Betriebskosten abgerechnet. Die Betriebskostenabrechnung wird sich für die Mieter nicht erhöhen“, verspricht Covivio.

>>DIESE TIPPS GIBT DER MIETERSCHUTZBUND DUISBURG-NIEDERRHEIN

• Peter Heß ist Vorsitzender des Mieterschutzbunds Duisburg-Niederrhein und gibt Tipps, wie sich Mieter in so einem Fall verhalten können. Heß findet es „höchst verwunderlich, dass jemand im vorauseilenden Gehorsam Geld in die Hand nimmt, um vermeintliche Missstände zu beseitigen“. Falls die Feuerwehr Mängel feststelle, fordere sie den Eigentümer erst einmal auf, diese zu beseitigen. „Nickelig werden die Behörden erst, wenn man dem dann nicht nachkommt.“

• Mieter sollten nichts ungeprüft hinnehmen, vor allem, wenn die Kosten auf sie umgelegt werden. „Das Brandschutzgutachten, das die Hauseigentümerin hier hat erstellen lassen, können Mieter bei ihr anfordern.“

• Heß sieht in diesem Fall eine Verminderung der Wohnqualität, wenn die Mieter vorher einen Blick ins Grüne hatten. „Man kann auf jeden Fall versuchen, eine Mietminderung von fünf Prozent geltend zu machen. Mieterschutzvereine können dabei helfen.“