Flic Flac in Duisburg: krasse Akrobatik und Motorradstunts
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Lesezeit: 4 Minuten
Duisburg. Atemberaubende Artistik, Motorradstunts und Clownerie: Was das neue Programm „Die Show“ des Zirkus Flic Flac in Duisburg so besonders macht.
Flic Flac ist wieder da! Nach langer Corona-Zwangspause feierte der Zirkus an seinem neuen „Permanent“-Spielplatz auf dem Gelände des ehemaligen Duisburger Güterbahnhofs die Premiere seiner neuen Show „Die Show!“
Den Anfang machte allerdings Wirtschaftsdezernent Andree Haack, der so viel Applaus und Freudenpfiffe sonst wohl eher nicht erntet. Die Fläche wecke mit Blick auf die Loveparade bei vielen eher traurige Erinnerungen, „sie steht für Stagnation und Stillstand“. Nun gebe es Zeichen für Dynamik und Aufbruch. Bis 2024 soll der Zirkus hier seinen Platz haben, dann beginnt der Umbau der Fläche zum Wohngebiet Duisburger Dünen.
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Duisburg: Laufsteg statt Manege im neuen Flic Flac-Zelt
Es ist nach dieser langen Durststrecke ein Lichtblick für die Zirkusleute. Sie steigen mit einem Freddy-Quinn-Hit in den Abend ein, bei dem die Künstlerinnen und Künstler lautstark mitsingen: „Wer lässt sich unsere Zukunft nicht nehmen? Wir!“ Dabei sitzen sie auf und in einer Halfpipe, die symbolträchtig für den ganzen Abend wird: Es ist ein einziges Hinein- und Hinunterstürzen, wagemutig und beherzt – in die Show, aber auch in den Standort Duisburg, der wieder für Lebens- und Spielfreude stehen soll.
Atemberaubende Artistik, Motorradstunts und Clownerie
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Das neue, 60 Meter lange Zirkuszelt verabschiedet sich von der runden Manege und gibt den traditionellen Motorradstunts mit einem langen Laufsteg den Platz, den sie zur Anfahrt brauchen. Flic Flac ist ohne Benzingeruch in der Luft und aufheulende Motoren wohl nicht denkbar. Immerhin zeigten als Öko-Alternative die Jumping Wheels, dass man auch mit Tretroller, Inline-Skates und BMX-Rädern beeindruckende Salti in die Luft zaubern kann.
Neu interpretierte Trapezkunst in 15 Metern Höhe
Die Musik: treibend, rockig, laut. Das Licht: ein einziges Farb- und Leuchtgewitter. Die Abläufe: wie ein gut geölter Motor. Während im Dunkel die mitunter schweren Gerätschaften von der Bühne gewuchtet werden, ist der Blick der Zuschauer längst von neuer Artistik oder Clownerie gebannt.
Hier ragte „Super Silva Jr.“ heraus, der die Trapezkunst völlig neu interpretiert: Er schaukelt sich ohne Netz oder Sicherung in 15 Metern Höhe von Trapez zu Trapez, um dann kopfunter an den Füßen hängend von Schlaufe zu Schlaufe durch den Zelthimmel zu spazieren. Was oben Kraft und Konzentration kostet, lässt auch unten manchen das Atmen vergessen.
Krasser Kontrast zum sonst eher punkigen Sound ist ein Pas de Sieben. Die deutsche Alena Zhuravel ist preisgekrönt für ihre Handstandakrobatik. Im Flic Flac macht sie mit sieben männlichen Assistenten daraus ein großes Ganzes, bei dem aus Männerkörpern Brücken werden und Plexiglasscheiben zu Hebebühnen.
Messerwerfen 2.0 mit dem Motorrad im Zirkus Flic Flac
Christophe Bruand gelingt eine ähnlich elegante Show, allerdings auf seinem Trial Bike: Sprünge aus zwei Metern Höhe, Salti mit kürzestem Anlauf und eine punktgenaue Hüpfartistik rund um einen menschlichen Körper, in Haaresbreite an Kopf und Schritt vorbei. Ein Messerwerfen 2.0, vom Publikum gefeiert.
Traditionsreich, aber nicht weniger atemberaubend geht es in der Motorradkugel zu, in der sich auf engstem Raum acht Motorradfahrer ein Rennen liefern, bei dem man schon als Zuschauer unwillkürlich den Kopf einzieht, so eng sieht das alles aus.
Bekannt aus früheren Shows ist auch das Todesrad, die sich drehende Acht, mit der die Flying Valencias das Rönrad-Turnen in die Luft verlegen und der Schwerkraft immer wieder zu trotzen suchen, diesmal sogar Seilchen springenderweise. Kaum denkt man, krasser wird es nicht mehr, da gibt’s auch noch einen Salto oben, außen, im Drehen. Der Atem der beiden Kolumbianer, über Mikros verstärkt, macht die Anstrengung dieser Darbietung spürbar.
Stehender Applaus am Ende für 49 Artisten aus 15 Nationen und das Team im Hintergrund, darunter die Moderationsstimme, die zum Abschied betont: „Ohne Ausländer wäre diese Show nach fünf Minuten zu Ende. Rassismus ist sch...!“
>>Flic Flac in Duisburg: Infos zu Tickets und Co.
Termine für „Die Show“ stehen zunächst bis März 2022. Tickets kosten zwischen 24 und 54 Euro.
Gespielt wird donnerstags und freitags (um 20 Uhr) sowie samstags und sonntags (um 16 und 20 Uhr).
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