Duisburg. Dr. Ahmad-Mujtaba Mostakiem hat vor gut zwei Wochen eine private Impfpraxis in Duisburg aufgemacht. Warum es jetzt mehr Erstimpfungen gibt.
Draußen vor dem Duisburger Hauptbahnhof ist die Schlange der Impfwilligen vor dem Zelt kürzer geworden. Vor dem Ibis-Hotel steht niemand. Dabei wird auch hier geimpft. Am 21. November hat Dr. Ahmad-Mujtaba Mostakiem seine private Impfpraxis auf 80 Quadratmetern eingerichtet. Wer lässt sich hier impfen?
Vor dem Hotel bittet ein Schild darum, Impfwillige sollen darauf warten, abgeholt zu werden. Das geht schnell, ein älterer Mann mit Warnweste geleitet die Besucher kurz um die Ecke in einen Raum im Erdgeschoss. Wie überall müssen auch hier vor dem Piks erstmal Fragen beantwortet und Formulare ausgefüllt werden. Der Aufklärungs-, Anamnese- und Einwilligungsbogen ist auch für jene Pflicht, die das alles schon bei der Erst- und Zweitimpfung ausgefüllt haben.
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Mit allen Papieren geht es dann auf den Hotelflur, von dem man weiter ins Impfzimmer gebeten wird, bevor es wieder an die Bürokratie geht, diesmal aber an den begehrten Eintrag in den Impfpass. Die empfohlene Wartezeit nach dem Piks kann man dann noch im Café absitzen.
61-jährige Duisburgerin ist dankbar fürs schnelle Boostern
„Ich hätte bei meinem Hausarzt einen Booster-Termin für den 23. Dezember haben können. Aber nach den letzten Impfungen ist es mir nicht so gut gegangen, und ich wollte mir Weihnachten nicht verderben“, sagt die 61-Jährige, die an ihrem freien Nachmittag aus dem Duisburger Süden zum Impfen ins Ibis-Hotel gekommen ist.
Zuvor war sie mit Astrazeneca und Biontech im Theater am Marientor geimpft worden. Draußen in der Kälte wollte sie vor der städtischen Impfstelle nicht warten. Von der privaten Impfpraxis hat sie aus der Zeitung erfahren. „Ich finde es gut, dass er das macht, ich bin dankbar“, sagt sie über Mostakiems Angebot.
„Boostern ist ab fünf Monaten kein Problem“, sagt der Arzt mit den afghanischen Wurzeln, der in Hochfeld aufgewachsen ist, am Mercator-Gymnasium Abi gemacht hat und Facharzt für Neurologie ist. Er war zuletzt am Fahrner Krankenhaus tätig und arbeitet jetzt freiberuflich. Mostakiem betreibt seine Pop-up-Praxis mit sechs Mitarbeitern, bis auf den Pförtner und den Studenten am Empfang alle medizinisch ausgebildet.
Über 1000 Impfungen in gut zwei Wochen
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Über 1000 Impfungen seien in den gut zwei Wochen verabreicht worden, sagt Mostakiem. „Das Angebot hat sich schnell rumgesprochen.“ Viele Impfwillige denken, sie müssten hier die Impfung bezahlen, aber das Angebot ist kostenlos. Er rechnet die Impfung genau so mit der Kassenärztlichen Vereinigung ab wie alle niedergelassenen Ärzte.
Seine Motivation? „Ich habe die Menschen hier stundenlang im Regen vor dem Container stehen sehen“, sagt er. „Und jetzt in Krisenzeiten muss man auch unkonventionelle Lösungen finden, um den Impfboom voranzutreiben.“ Anfangs habe er vor allem Booster-Impfungen verabreicht, jetzt nach der Einführung von 2G kämen zunehmend auch Menschen zur Erstimpfung, so Mostakiem.
Tatsächlich scheint 2G, der quasi Lockdown für Ungeimpfte, doch aufgeschreckt zu haben. Auf dem Flur wartet eine 19-Jährige auf ihre Erstimpfung. Warum erst jetzt? „Ich will mich eigentlich nicht impfen lassen“, sagt sie. Sie sei gesund und noch nie positiv getestet worden, aber jetzt müsse es sein. „Ich komm ja nicht mehr ins Nagelstudio.“
Nach 2G steigt die Zahl der Erstimpfungen
Auch ein 40-jähriger Vater ist mit seinen Töchtern (zwölf und 15) zur Erstimpfung gekommen. „Ich will mal wieder mit den Kindern ins Kino, und die Impfpflicht kommt eh“, sagt er. Eine 67-Jährige holt sich die dritte Dosis ab. „Ich bin berufstätig und oft in Bussen und Bahnen unterwegs, hier kann ich mich ohne Termin und lange Wartezeit Boostern lassen.“
„Das Verhältnis verschiebt sich zugunsten der Erstimpfungen“, sagt Mostakiem. Er fragt nicht, warum erst jetzt, das höre sich nach Vorwurf an. „Die Leute sollen das Gefühl haben, dass sie gerngesehen sind und gerne wiederkommen. Ich bin glücklich über jeden, der kommt.“ Die Dankbarkeit der Geimpften sei groß.
„Ich fühle mich so wohl in Deutschland“, sagt der 40-Jährige über das Land, das seine Familie als Kriegsflüchtlinge aufgenommen hat. Auch seine vier Geschwister sind Ärzte geworden. „Ich will etwas zurückgeben“, sagt Mostakiem.
>>Tägliches Impfangebot ohne und mit Termin
- In der Pop-up-Praxis von Dr. Ahmad-Mujtaba Mostakiem im Ibis-Hotel am Hauptbahnhof wird montags bis freitags von 9 bis 19 Uhr geimpft, samstags und sonntags von 9 bis 18 Uhr (mit den Vakzinen von Biontech, Moderna sowie Johnson & Johnson).
- Es können für Erst-, Zweit- und Booster-Impfungen auch Termine telefonisch vereinbart werden unter 0178 58 54 047.