Duisburg. Ein Blick auf den Bau der neuen A40-Rheinbrücke in Duisburg mit detaillierten Einsichten: So kommen die Arbeiten voran und so geht es weiter.

Die neue Rheinbrücke der A40 zwischen Homberg und Neuenkamp wächst langsam unaufhörlich. Die riesigen Stahlkästen, die an beiden Ufern zu einer Brücke zusammengeschweißt werden, nähern sich dem Flussufer. In zwei Jahren soll der südliche Teil der insgesamt 804 Meter langen Brücke fertig sein.

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„Der Zeitplan ist eng, aber wir sind zuversichtlich, ihn einhalten zu können“, berichteten am Mittwoch Knut Ewald, Projektleiter der Autobahn-Gesellschaft Deges und Günther Dorrer von der MCE Metallbau Linz. Die Österreicher errichten die Brücke in einer Arbeitsgemeinschaft mit Hochtief und den Stahlbau-Firmen ZSB Zwickau und Plauen Stahl Technologie. Gut 500 Meter lang ist der stählerne Teil der insgesamt gut 800 Meter langen Brücke, 150 sind auf jeder Seite geschafft. Insgesamt werden über 30.000 Tonnen Stahl für die neue Rheinquerung benötigt. Sie soll rund 600 Millionen Euro kosten.

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Vier Pylone an jedem Ufer ragen 71 Meter in die Höhe

Gebaut wird jede Hälfte von vorn nach hinten. Sichtbar an beiden Ufern: Der rote „Schnabel“ an der Spitze, an den sich der Reihe nach die Kästen aus massivem Baustahl anschließen. Darauf wird am Ende die Fahrbahn gelebt. Bereits fertig sind die Widerlager für die Brücke und die Pylone. Jeweils vier werden am Ende auf jeder Uferseite 71 Meter in die Höhe ragen und mit ihren Seilen der Konstruktion den nötigen Halt geben. „Das wird ein weiteres Wahrzeichen für Duisburg“, sagt Knut Ewald über die „zweihälftige Schrägseilbrücke“, wie sie im Fachjargon heißt.

Stück für Stück wird der südliche Teil der neue Brücke in Richtung Rheinufer geschoben. Sie ruht auf massiven Widerlagern (links Mitte), auf denen sie nach dem Abriss der alten Brücke einige Meter Richtung Norden in ihre endgültige Position geschoben wird.
Stück für Stück wird der südliche Teil der neue Brücke in Richtung Rheinufer geschoben. Sie ruht auf massiven Widerlagern (links Mitte), auf denen sie nach dem Abriss der alten Brücke einige Meter Richtung Norden in ihre endgültige Position geschoben wird. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Brückensegmente rollen als Schwertransporte quer durch Deutschland

In Österreich sitzt auch Voest-Alpine – von dort kommt der Stahl für die südliche Brücke. In den MCM-Werken in Ungarn und Tschechien werden die bis zu 5,30 Metern breiten und vier Meter hohen Segmente geschweißt, die dann als Schwertransport nach Duisburg rollen. Oft sei es schwierig, die Ladungen von bis zu 90 Tonnen quer durch Deutschland zu dirigieren, berichtet Günther Dorrer.

Aber eine Wasserstraße gebe es nicht in der Nähe der Werke, außerdem müssten die Bauteile dann zweimal umgeschlagen werden, weil auch an der Baustelle kein Anleger ist. Den Plan, das Material „just in time“ anzuliefern, mussten die Österreicher verwerfen und zusätzliche Lagerplätze an der Brücke anmieten, damit kein ungeplanter Stillstand eintritt.

Kräne bewegen die Bauteile für die einzelnen Segmente der Brücke, die dann unter den schützenden Zelten verschweißt werden. Angeliefert werden sie per Schwertransport aus Tschechien und Ungarn.
Kräne bewegen die Bauteile für die einzelnen Segmente der Brücke, die dann unter den schützenden Zelten verschweißt werden. Angeliefert werden sie per Schwertransport aus Tschechien und Ungarn. © Martin Ahlers / WAZ

Schifffahrt auf dem Rhein wird durch die Bauarbeiten nicht beeinträchtigt

Das Schiff wäre wohl ins Spiel gekommen, wenn von dort die Bauteile per Kran angehoben und verschweißt werden dürften. Doch solche Überlegungen habe das Wasser- und Schifffahrtsamt „im Keim erstickt“, sagt Dorrer. Der Planfeststellungsbeschluss habe diese Variante nicht erlaubt, ein Änderung aufwendig und langwierig. Also wird nun „geschubst“. Sobald die Brücke das Ufer erreicht, werden auch die Pylone montiert. Bis zu 25 Meter Brücke können ohne zusätzlichen Halt frei schweben, danach müssen die Seile der Pylone die Last tragen. Allein die Seile wiegen rund 1600 Tonnen.

Im Zeitplan: Bauleiter Günther Dorrer von der MCE GmbH aus dem österreichischen Linz am Mittwoch auf der Baustelle.
Im Zeitplan: Bauleiter Günther Dorrer von der MCE GmbH aus dem österreichischen Linz am Mittwoch auf der Baustelle. © Martin Ahlers / WAZ

Die Schifffahrt auf dem Rhein darf durch die Bauarbeiten nicht beeinträchtigt werden. Mindestens 150 Meter müssen unterhalb der Brücke für die Durchfahrt zur Verfügung stehen. Wenn sich die Bautrupps von den Ufern aus weit genug bis zur Flussmitte vorgearbeitet haben, umfahren die Schiffe die Baustelle an den Seiten, bis der Lückenschluss vollzogen ist.

Stahlbauer aus Tschechien und der Slowakei fünf Tage pro Woche im Einsatz

Für den Fortschritt sorgen rund 80 Stahlbauer, die meisten von ihnen aus Tschechien und der Slowakei. Gearbeitet wird von montags bis samstags im Einschicht-Betrieb, manchmal kommen nächtliche Schweißarbeiten hinzu. Verbunden und mit Korrosionsschutz versehen werden die Segmente unter riesigen weißen Zelten, die Schutz vor Wind und Wetter bieten. Die Arbeiten seien so geplant, „dass ein Wettbewerb unter den Teams entsteht“, berichtet MCE-Projektleiter Dorrer: „Da will niemand dafür verantwortlich sein, dass der Ablauf aus dem Takt kommt.“

>> SO GEHT ES WEITER MIT DEM BRÜCKENBAU

  • Bis Ende 2023 soll der südliche Teil der zweiteiligen Rheinbrücke zwischen Neuenkamp und Homberg fertiggestellt sein. Sie wird vierspurig sein und vorübergehend den Verkehr in beide Fahrtrichtungen aufnehmen.
  • Dann beginnt der Abriss der 1970 eingeweihten alten Brücke. Ist der geschafft, kann der Neubau der nördlichen Brücke beginnen, der bis 2026 dauern soll. Dann wird der Verkehr so lange über die nördliche Brücke rollen, bis der südliche Teil einige Meter Richtung Norden in seine endgültige Position verschoben worden ist. Um das zu bewerkstelligen, wurden die Widerlager breiter gebaut und im Innern mit Schienen versehen, auf denen das Bauwerk gleiten kann.
  • Am Mittwoch war die Schauinsland-Arena Tagungsort für den Fachtag Brückenbau des Bauforums Stahl. Rund 180 Ingenieure und andere Fachleute brachen nach Fachvorträgen auf nach Neuenkamp zur Besichtigung der Baustelle.