Dortmund. Keine Pflegestellen, Tierheim voll: Derzeit sei keine vernünftige Tierschutzarbeit in Dortmund möglich, klagt die „Arche 90“. Sie fordert Maßnahmen von der Politik.
Mit einem dringenden Hilferuf wendet sich die Tierschutzorganisation Arche 90 an die Dortmunderinnen und Dortmunder sowie an die Politik: Es müssen neue Orte gefunden werden, an denen notleidende Hunde und Katzen betreut werden können – und zwar dringend. Der Verein hat seine letzte Pflegestelle soeben besetzt. „Ich zitter davor, dass die nächste Anfrage kommt“, sagt die erste Vorsitzende Heike Beckmann. Sie klagt: Eine vernünftige Tierschutzarbeit sei in Dortmund zurzeit nicht möglich.
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Das Problem: „Uns bröckeln die Pflegestellen weg“, so Beckmann. Immer weniger Menschen seien bereit, ein krankes, altes oder verhaltensauffälliges Tier aufzunehmen. 40 bis 50 Stellen gebe es in der Stadt derzeit noch. „Aber da sprechen wir von der Katze bis zum Schaf.“ Und es sind alle belegt – wenn nicht „hoffnungslos überfüllt“: „Die letzte haben wir gerade belegt.“
Keine Unterbringungsmöglichkeiten in Dortmund mehr frei
Neue Pflegestellen seien kaum zu finden, sagt die Tierschützerin von der Arche. Zwar gebe es immer mal Interessenten, die ein Tier aufnehmen würden. „Aber viele denken an den jungen, hübschen Hund, den sie schon immer haben wollten – und hoffen dann, dass sie als Pflegestelle nichts dafür bezahlen müssen. Aber so funktioniert das nicht.“
Wegen der fehlenden Unterbringungsmöglichkeiten seien Sicherstellungen – also die Aufnahme von Tieren, die unter unwürdigen Bedingungen gehalten werden – derzeit nicht möglich. „Wir wüssten einfach nicht wohin mit ihnen“, stellt Beckmann klar. Der 24-Stunden-Notdienst der Arche 90 werde so ad absurdum geführt. „Warum sollen Fälle von Tierquälerei dem Veterinäramt gemeldet werden, wenn schwerstmisshandelte Tiere nicht beschlagnahmt werden können?“, klagt die Vorsitzende und fügt hinzu: „Kann sich auch nur ansatzweise jemand vorstellen, mit welchem Gefühl der Verzweiflung Tierschützer Tiere in solchen Umständen zurücklassen müssen?“
Auch das Dortmunder Tierheim platzt aus allen Nähten
Mit dem Problem steht die Arche nicht allein. „Das betrifft uns alle.“ Den anderen Tierschutzorganisationen gehe es genauso und auch das Tierheim platze aus allen Nähten, so Beckmann. Schon seit langer Zeit habe das Heim deutlich mehr Tiere zu versorgen, als eigentlich vorgesehen. „Hier besteht dringender Handlungsbedarf. In einen Zehn-Liter-Eimer könne man keine 20 Liter einfüllen.“
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Aber was tun? Beckmann hat konkrete Ideen. „Die Stadt hat bestimmt leerstehende Liegenschaften, die man provisorisch für den Tierschutz nutzen könnte“, sagt sie. Längerfristig könne man vielleicht außerdem über eine Aufstockung des Heims nachdenken. „Die Katzen müssen ja nicht im Erdgeschoss wohnen.“ Doch nicht nur das Haus müsse dann aufgestockt werden. „Mehr Leute für die Versorgung braucht das Tierschutzzentrum auch.“
Für weitere Lösungen schlägt die Vorsitzende der Arche 90 vor, dass sich alle Tierschützer mit der Politik möglichst rasch an einen Tisch setzen. „Wir müssen die Kuh vom Eis kriegen“, sagt sie. „Es ist nicht fünf vor zwölf, es ist schon weit nach zwölf.“
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