Dortmund. Karin Hofmann aus Dortmund kommt regelmäßig zur Tafel des Vereins Seniorenglück. Sie hat ihr ganzes Leben lang gearbeitet. Doch die Rente reicht nicht.
Jeden Monat macht sich Karin Hofmann aus der Gartenstadt mit ihrem Rollator auf den Weg zur Seniorentafel nach Körne. Sie kommt früh, ist eine der ersten, die sich im Gemeindehaus etwas von den Konserven und Hygieneprodukten geben lässt. „Nein“, sagt sie mit Tränen in den Augen. „Ich habe niemals damit gerechnet, dass ich das mal nötig hätte.“
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Denn Karin Hofmann hat ihr ganzes Leben lang gearbeitet. 34 Jahre lang war sie in einer Druckerei beschäftigt, hat Schichtdienst gemacht, Waren verpackt. Später kam noch eine Putzstelle dazu. „Das muss mir erst einmal einer nachmachen.“ Trotzdem reicht die Rente heute hinten und vorne nicht. „Es sind unter 1000 Euro.“
Dortmunderin musste alle Versicherungen auflösen
Rücklagen hat die 68-Jährige keine. Was da war, haben die Schulden gefressen. Kredite, die sie zusammen mit ihrem Mann aufgenommen hatte. Er habe gespielt, das Geld in Automaten gesteckt. „Aber ich habe mitunterschrieben. Ich war dumm.“ Noch lange nach der Scheidung musste sie weiterzahlen. Rate für Rate. Auch ihre Versicherungen sind dafür draufgegangen. „Ich musste sie alle auflösen, sogar die Sterbeversicherung.“ Wie sie später mal unter die Erde kommen wird, macht ihr Sorgen. „Ich habe ja keine Kinder und auch keine Eltern mehr.“
Inzwischen ist das Konto im Soll. Die Dortmunderin hat gelernt, das Geld zusammenzuhalten. „Jeden Monat wird erst einmal alles bezahlt, was sein muss“, sagt sie. „Und den Rest teile ich mir gut ein.“ In die Sauce kommen 100 Gramm Hackfleisch weniger als früher, dann reicht das Kilo für drei Portionen. „Das geht schon.“ Beinscheibe für den Eintopf wird nur gekauft, wenn sie im Angebot ist. Dann aber gleich etwas mehr. Für die nächste Suppe.
Friseurbesuch oder Essengehen sind finanziell nicht drin
Was ihr sonst noch fehlt, holt sich Karin Hofmann beim „Seniorenglück“ und einmal in der Woche auch bei der anderen Tafel in Körne. Damit kommt sie ganz gut rum. Was ihr fehlt? „Mal richtig essen gehen, wäre schön. Oder zum Friseur. Aber das kann man ja nicht mehr bezahlen.“ Und klar, ein bisschen Urlaub würde sie sich auch wünschen. Eine Bekannte hat ihr geraten, eine Kur zu beantragen. „Aber das habe ich mich noch nicht getraut.“
Dabei ist die Dortmunderin keine, die sich versteckt. Die verschleiert, wie knapp das Geld ist. „Klar, anfangs war das furchtbar peinlich“, gibt sie zu. Vor allem auf dem Amt, wo alles auf Heller und Pfennig offengelegt werden muss. Inzwischen geht sie offen damit um. „Das kann jeder wissen, ich habe nichts zu verbergen.“
Dankbar für gemeinsame Aktivitäten
Aber Karin Hofmann spürt durchaus Berührungsängste, sieht die skeptischen Blicke der Nachbarn, wenn sie mit vollen Taschen von der Tafel nach Hause kommt. „Die können manchmal gar nicht glauben, was wir da alles Gutes kriegen“, sagt die Rentnerin und zeigt auf ihren Pulli, den sie als Spende von den Mitarbeitern des „Seniorenglücks“ bekommen hat.
Denen kann sie nicht genug danken. „Was die Leute hier alles für uns tun, das ist Wahnsinn, das ist Bombe“, sagt Karin Hofmann. Die Seniorentafel, die gemeinsamen Essen und Ausflüge: „Ich bin so froh, dass es die gibt.“
So kann man helfen
Wer vom Verein „Seniorenglück“ unterstützt werden möchte, muss in die deutsche Rentenversicherung eingezahlt haben und darf nicht mehr als 1200 Euro Rente beziehen. Die nächsten Seniorentafeln finden am 21. November (Hörde, Gemeindehaus Wellinghofer Straße 21), 25. November (Dorstfeld, Pulsschlag Bürgerhaus) und 26. November (Körne, Gemeindehaus Körner Hellweg 6) , jeweils um 14 Uhr statt.
Wer spenden will: Gesammelt werden haltbare Lebensmittel und Hygieneartikel, außerdem gut erhaltene Kleidung. Geldspenden gehen an das Vereins-Sparkassenkonto IBAN DE17 4405 0199 0001 1483 97.
Gesucht werden außerdem jederzeit Mitarbeiter, die bei den Aktionen helfen wollen. Zudem würde sich der Verein freuen, wenn ihm Büroräume zur Verfügung gestellt würden. Mehr Infos unter seniorenglueck-lebenshilfe.de, bei Cornelia Sbosny unter 0171/1420230 oder per Mail info@seniorenglueck-lebenshilfe.de.
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