Dortmund. Eine Studie weist bei den Drogen Kokain und MDMA (Ecstasy) neue Höchstwerte für Dortmund aus – auch im Vergleich mit anderen Großstädten.

Nimmt der Drogenkonsum in Dortmund immer weiter zu? Zumindest für bestimmte Substanzen legt das eine aktuelle Studie nah. Laut Europäischer Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EBDD) wurden 2023 in den Abwässern der Stadt mehr Rückstände von Kokain und MDMA (Ecstasy) nachgewiesen als bei allen Messungen zuvor – und mehr als in allen anderen deutschen Städten.

Die Analyse kommunaler Abwässer führen Wissenschaftler seit 2011 durch. Sie soll dabei helfen, Trends beim Konsum illegaler Drogen zu erkennen. Die Ergebnisse dienen etwa Behörden als Informationsgrundlage für Aufklärungs- und Präventionsmaßnahmen. Einst mit 19 Städten gestartet, wurden zuletzt Proben in 88 europäischen Städten entnommen.

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Kokain-Rückstände nur in Belgien und den Niederlanden höher als in Dortmund

Dabei fielen in Dortmund insbesondere große Mengen an Kokain-Rückständen auf. 548 Milligramm je 1000 Einwohner pro Tag waren mehr als überall sonst in Deutschland – erst mit großem Abstand folgte München (301 Milligramm). Insgesamt wurde das Abwasser in acht deutschen Städten auf Kokain getestet, neben Dortmund waren das unter anderem Nürnberg, Dresden und Magdeburg.

Vergleichbare Städte aus der Region wie Köln, Essen oder Düsseldorf fehlten allerdings, ebenso Frankfurt, Hamburg und Berlin. Zieht man allerdings die Studie für das Jahr 2022 heran, wurde für die Bundeshauptstadt (541 Milligramm) immer noch ein etwas niedriger Wert errechnet als 2023 für Dortmund.

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Im Europavergleich ist das Ergebnis dagegen nicht besonders hoch. Vor allem in Belgien und in den Niederlanden fanden sich erheblich mehr Rückstände von Kokain im Abwasser – ganz vorne steht Antwerpen (1722 Milligramm im Jahr 2023).

Crystal Meth vermehrt in Ostdeutschland und Osteuropa nachgewiesen

In den meisten Städten sei der Kokainkonsum zwischen 2011 und 2015 relativ stabil geblieben, heißt es in der Studie. Das Jahr 2016 wird als Wendepunkt bezeichnet. Seitdem verzeichnete man fast jedes Jahr einen Anstieg – es handelt sich also um einen europaweiten Trend. Allein in Dortmund stieg der Wert in dieser Zeit von 275 auf die aktuell 548 Milligramm je 1000 Einwohner pro Tag.

Auch beim MDMA (Ecstasy) steht Antwerpen an der Spitze Europas, und Dortmund an der Spitze Deutschlands. 318 Milligramm je 1000 Einwohner pro Tag wurden für die belgische Hafenstadt errechnet, 77 Milligramm für die größte Stadt des Ruhrgebiets – nach 24 Milligramm im Jahr davor.

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Während Dortmund noch bei den Amphetaminen recht weit vorne mit dabei ist (Deutschland Platz 2, Europa Platz 7), wurden von Methamphetamin (Crystal Meth) und Ketamin jeweils keine nennenswerten Rückstände nachgewiesen. Crystal Meth ist eher im Osten Deutschlands nachweisbar; besonders hoch sind die Messwerte im Nachbarland Tschechien.

Nach Legalisierung: Keine Messergebnisse für Cannabis mehr

Neben geografischen Auffälligkeiten erfasst die Abwasseranalyse auch Schwankungen bei den Tagen des Drogenkonsums. In Dortmund wie in anderen Städten fällt auf, dass die Kokain-Belastung kurz nach dem Wochenende höher ist als an den anderen Wochentagen. Noch extremer ist dieser Unterschied bei MDMA. Beide Rauschmittel gelten eher als Party- und Freizeitdrogen. Substanzen wie Crystal Meth hingegen werden meist regelmäßiger und von besonders suchtgefährdeten Personen konsumiert – auch das spiegelt die Studie wider.

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Um abzuschätzen, welche Mengen einer Droge an einem Ort konsumiert wurden, rechnen die Forscherinnen und Forscher die Rückstände der Substanz zurück auf die Bevölkerung, die von einer einzelnen Kläranlage versorgt wird. Für die aktuelle Studie wurden während einer Woche zwischen März und Mai 2023 24-Stunden-Rohproben gesammelt – die Berechnungen beruhen also lediglich auf Stichproben.

Die Droge Cannabis wird für Städte in Deutschland – wo sie nun legalisiert wurde – in der Studie nicht mehr aufgeführt.