Dortmund. Der Dortmunder Bauernprotest läuft: Im Korso sind Trecker Montagmorgen im Berufsverkehr zur Demo nach Unna gefahren. Weitere Aktion folgen.
Heute hat die Protestwoche der Bauern begonnen. In Dortmund selbst sind keine Demos geplant, doch zwischen Unna und Geseke ist der Verkehr stark betroffen. Doch schon vor dem Ende des ersten Protesttages ist klar: Weitere Aktionen sind geplant.
Trecker auf der B1: So ist die Verkehrslage am Mittag
Wie die Polizei über X (vormals Twitter) mitteilte, handelte es sich bei der Demo, die am Morgen über die B1 rollte, um etwa 480 Traktoren, die auf beiden Seiten der Bundesstraße zu erheblichen Verkehrsstörungen führten. Telefonisch teilte ein Sprecher der Polizeistelle Unna gegen 12.30 Uhr mit, dass es sich um über 500 Fahrzeuge handle. Trotz der besonderen Situation verhielten sich die Beteiligten aber ruhig und vorbildlich: Ein Rettungswagen, der nichts mit der Demonstration zu tun habe, konnte die Trecker überholen.
Thorsten Westermann nimmt ebenfalls am Protest zwischen Unna und Geseke teil. Er ist Ortsvereinsvorsitzender Dortmund Nord-Ost beim Westfälisch-Lippischer Landwirtschaftsverband e.V. (WLV), einer Untergruppe des Deutschen Bauernverbandes. Er berichtet von über 1000 Teilnehmern: „Es handelt sich um eine Sternfahrt aus dem westlichen Ruhrgebiet. Speditionen, Trecker: Alles, was fahren kann, ist gekommen.“ Wann der Korso endet, kann er noch nicht genau sagen, aber „gegen 16 bis 17 Uhr wollen die Landwirte wieder zu Hause sein.“ Manche seien bereits seit 7 Uhr unterwegs.
Laut dpa fanden zwei weitere angemeldete Traktorkorsos (mit elf und acht Fahrzeugen) statt. Sie suchten zwei Medienhäuser in Dortmund auf, um dort jeweils ein Positionspapier zu übergeben. Durch die Versammlung kam an den besagten Örtlichkeiten zu kurzzeitigen Verkehrsstörungen. Der weitere Verlauf war absolut störungsfrei.
Die Traktoren auf der B1: Das ist die Lage am Nachmittag
Kurz nach 15 Uhr sind Teile des Trecker-Korsos auf der B1 bereits zu Hause. Thorsten Westermann, WLV-Mitglied, berichtet von einer „großen Resonanz“. Die Menschen hätten ihnen zugejubelt, mit dem Daumen nach oben gezeigt, Kaffee und Tee angeboten. Ihm zufolge sei noch eine Gruppe auf dem Heimweg nach Dortmund-Aplerbeck (Stand 15.10 Uhr).
Die Polizei Unna teilte gegen 16 Uhr auf Nachfrage telefonisch mit, dass zwischenzeitlich bis zu 800 Fahrzeuge an dem Korso an der B1 beteiligt waren. Die Traktoren, die zurück von Unna nach Dortmund-Aplerbeck eskortiert werden mussten, seien inzwischen auch an ihrem Ziel angekommen, berichtete die Polizei aus Dortmund. Es habe keine Zwischenfälle gegeben.
Autokorso in Dortmunder Innenstadt: Landwirte distanzieren sich
Eine Privatperson hat für Montag um 15 Uhr einen Autokorso mit dem Titel „Solidarischer Autokorso Landwirtschaft - die Ampel muss weg“ bei der Dortmunder Polizei angemeldet. Die Polizei rechnete dabei mit 20 bis 30 Autos und vereinzelt mit größeren Fahrzeugen. Als Start- und Endpunkt warein Parkplatz an der Westfalenhalle geplant: Die Strecke führt durch die Innenstadt über die Ruhrallee, den Wallring, zur Nordstadt, zum Borsigplatz und wieder zurück.
Derzeit seien es über 130 Fahrzeuge, die durch großen Straßen der Dortmunder Innenstadt fahren, erklärt ein Polizeisprecher der Dortmunder Polizei (Stand: 16.30 Uhr). Am Wall ist mit Beeinträchtigungen zu rechnen. Eine halbe Stunde nach der angemeldeten Startzeit (15 Uhr) habe der Korso begonnen, berichten die Ruhr Nachrichten. Nach Angaben der Polizei sind Autos und Lkw zu sehen. Der Konvoi soll ein paar Stunden andauern. Eine offizielle Verbindung zu den Treckerkorsos der Bauern bestehe nicht.
„Alle, die uns ehrlich unterstützen, sind herzlich willkommen. Wir distanzieren uns aber ganz deutlich von denen, die unsere Proteste nutzen, um eigene radikale Botschaften zu platzieren. Landwirte und Landwirtinnen stehen für Toleranz und demokratische Werte“, betont der WLV-Vorsitzende Hans-Heinrich Wortmann im Vorfeld der Bauernproteste. Verschwörungsideologen hatten in der Vergangenheit immer wieder die Bauernproteste genutzt, um ihren Botschaften zu verbreiten.
Landwirte: Welche Protestaktionen in den kommenden Tagen geplant sind
Die Bundesregierung will die Vergütung für Agrardiesel streichen und die Befreiung von der Kfz-Steuer für land- und forstwirtschaftliche Fahrzeuge einkassieren. Das möchten sich die Bauern nicht gefallen lassen. „Dieser Kompromiss der Politik ist eine Lachnummer“, sagt Thorsten Westermann. Es klinge nett, helfe aber nicht weiter.
Als nächste Aktion planen er und andere Landwirte am Mittwoch zwischen 9 und 12 Uhr am Dortmunder Hauptbahnhof Äpfel zu verteilen. Das Obst stammt von einem Dortmunder Hof. Mit diesem Vorhaben möchten die Bauern mit den Verbrauchern und der Politik ins Gespräch kommen. „Wir wünschen uns Wertschätzung und Unterstützung“, sagt Westermann.
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