Dortmund.. Die Firma Materna GmbH in Dortmund arbeitet an sogenannter NFC-Technologie. Die hat Potential: In einigen Jahren könnte sie dafür sorgen, dass Fußballfans ihre Dauerkarten per Handy an Freunde weiterschicken können - oder in Hotels den Zimmerschlüssel ersetzen.
Die Zeiten, in denen mit dem Handy nur telefoniert werden konnte, gehört seit Jahren der Vergangenheit an. Das Mobiltelefon ist heute zu einer wichtigen Schaltzentrale geworden, mit der man auch telefonieren kann. „In fünf Jahren wird das Handy viele Bezahlsystem abgelöst haben, es wird als Eintrittskarte für Eventbereiche fungieren und auch Schlüsselsystem, etwa in Hotels, ersetzt haben“, ist sich Helmut an de Meulen, geschäftsführender Gesellschafter der Materna GmbH in Dortmund, sicher.
Near Field Communication
Ein Baustein der dafür benötigt wird, ist die so genannten Near Field Communication, kurz „NFC“ genannt. Sie wird heute schon in Chipkarten eingesetzt. So werden Türen geöffnet oder die Besitzer von Skipässen können sich mit der Technik ausweisen, um den Skilift zu nutzen. Ein Vorgang übrigens, den man heute neudeutsch „Taggen“ nennt. „Nokia im Gegensatz zu Apple setzt diese Technik schon eingebaut im Handy ein“, weiß Helmut an de Meulen. Es sei auch denkbar, einen NFC-Chip auf dem Handy zu installieren.
Heute sei es möglich, etwa Flug- oder Bahntickets mit dem Handy zu bestellen. Die Bordingpässe oder die Bahntickets würden dann auf dem Handy gespeichert. Sie können allerdings zur Zeit nur mit einem speziellen Lesegerät ausgelesen werden. „Die Lufthansa bietet diesen Service an, den wir komplett für das Unternehmen aufgebaut haben“, so an de Meulen.
Kauft ein Fluggast ein Ticket, dann kann er sich den Bordingpass zu Hause ausdrucken lassen, an einer Servicestation im Flughafen „oder er kann ihn sich aufs Handy schicken lassen“. „Diese Möglichkeit nutzen immer mehr Fluggäste.“ Apple etwa hat mit den neuen iPhone 5 das sogenannte „Passbook“ als App installiert, in dem man bald alle Pässe sammeln kann. Noch allerdings gibt es wenige Unternehmen, die diesen Service fürs Passbook anbieten.
Bordpässe aufs Handy
Heute werden am Flughafen noch spezielle Lesegeräte benötigt, die die Bordpässe einlesen, um so die Türen zu öffnen. Künftig sei das aber auch - wenn die entsprechenden Geräte vorhanden wären - mit der NFC-Technik möglich. Sobald sich der Kunde dem Terminal nähert, wird die Tür geöffnet.
Ähnliches gilt auch im Ticketbereich, etwa für Dauerkarten von Fußballvereinen. „Der Hamburger SV bietet seinen Kunden für die nächste Saison erstmals eine Dauerkarte an, die sich der Fußballfan aufs Handy laden kann“, so der Softwareexperte. Dann könne man schnell Freunden die Dauerkarte aufs Handy schicken, wenn man sie mal weitergeben möchte.
Dann seien die Zeiten vorbei, in den man Tickets verfallen lassen muss, nur weil man die Dauerkarte nicht an Freunde oder Bekannte weitergeben konnte, weil man etwa im Urlaub ist. Helmut an de Meulen ist sich sicher, dass das Handy ausgedruckte Tickets über kurz oder lang ersetzen werden.
Auch wird es künftig möglich sein, mit dem Handy zu bezahlen. „Die Telekom startet noch in 2013 einen großflächigen Versuch“, so an de Meulen.
Bezahlen auf Rastplätzen
So soll es dann möglich sein, an den von Sanifair betriebenen Toiletten der 350 Tankstellen und 380 Raststätten auf den Autobahnen bargeldlos zu zahlen - mit dem Handy. „Wie häufig steht man heute davor und hat die 70 Cent nicht zur Hand“, so an de Meulen. Die Telekom strebe an, eines der führenden Bezahlunternehmen zu werden.
Auch sei das Bezahlen an Parkuhren mit dem Handy denkbar. Das Handy könnte den Nutzer sogar daran erinnern, dass die Parkzeit abgelaufen ist. Schnell könne man per Handy nachlösen. „Und das Ordnungsamt könnte schneller kontrollieren, könnte einfach das Kennzeichen scannen und schon sehen, wer bezahlt hat und wer nicht“, erklärt an de Meulen.
Kundenkarten
Auch sei es denkbar, dass Kundenkarten - etwa Payback - auf dem Handy gespeichert werden. Beim Kassieren könnte man sehen, dass der Kunde über eine Karte verfügt, könnte sofort einen Rabatt abziehen und dem Kundenkonto Punkte gutschrieben. „Und man könnte dem Kunden, vorausgesetzt er willigt ein, sogar eine Nachricht über aktuelle Angebote und Rabatte aufs Handy schicken, wenn er am Geschäft vorbei geht“, so der geschäftsführende Gesellschafter.
Hotels verfügen heute schon über die NFC-Technik. So bekommt man schon Chipkarten, um die Tür zu seinem Zimmer zu öffnen. Diese Informationen könnte man auch auf dem Handy speichern. Nähert man sich seinem Zimmer, dann öffnet sich die Tür. Auch bieten heute schon Automobilhersteller Schlüssel mit der NFC-Technologie an, die die Türen zum Auto öffnen, sobald man sich dem Auto nähert. auch diese Informationen könnte man auf dem Handy speichern. Das alle sei auch bei Schließsystem zu Hause denkbar.
Thema Sicherheit
Und das Thema Sicherheit? Zur Identifizierung etwa bei Bezahlungen könnte man noch auf biometrische Daten zurückgreifen wie Fingerabdrücke, Gesichts- oder Stimmerkennungen, oder einfach auf PIN-Nummern. Heute könnten Schlüssel gestohlen werden oder auch Geldbörsen. Es sei ein immenser Aufwand dann die einzelnen Ausweisdokumente wieder zubeschaffen. Würde ein Schlüssel gestohlen, müssten häufig ganze Schließsysteme ausgetauscht werden.
„Wird ein Handy gestohlen, kann man bestimmte Funktionen sperren oder es komplett aus der Ferne löschen“, so an den Meulen. Die Software, die man vorher auf einem Rechner gesichert habe, könnte man dann schnell wieder aufspielen. Das sei wesentlich kostengünstiger als komplette Schlüsselsystem oder Ausweise zu ersetzen.
Kein Standard vorhanden
Ein Problem derzeit sei, dass es noch keine einheitlichen Standards gebe. Jeder versuche sich auf dem Markt zu positionieren, egal ob es um Technik- oder um Bezahlsystemstandards gehe. Und was ist, wenn der Akku leer ist? „Haben Sie in letzter Zeit mal erlebt, dass ihr Handyakku leer war?“, fragt an den Meulen. Und wenn, dann gebe es sicher demnächst auch die Möglichkeit, etwa beim Einlass ins Stadion den Akku für drei, vier Minuten aufzuladen. Das reiche in der Regel schon aus, um sich mit dem Handy dann mal eben schnell auszuweisen.