Dortmund. Der Dortmunder Zoo darf künftig keine Nasenbären halten. Auch weitere Arten sind betroffen. Schuld ist eine neue Verordnung der Europäischen Union.

Der kleine knuffige Nasenbär im Dortmunder Zoo ein potenzieller Ausbrecher und eines der gefährlichsten Tiere in Europa? Laut einer Verordnung der Europäischen Union ist er das. Und deshalb soll er aus dem Zoo verschwinden. Fragen und Antworten zum kuriosen Fall.

Was ist das für eine Verordnung, die da beschlossen wurde?

Die Europäische Kommission hat am 13. Juli eine Verbotsliste zu sogenannten invasiven gebietsfremden Arten im europäischen Raum veröffentlicht. Sie ist seit dem 3. August in Kraft, umfasst 37 Tier- und Pflanzenarten und komplettiert die am 1. Januar 2015 in Kraft getretene EU-Verordnung 1143/2014.

Damit ist das Einschleppen der gelisteten Arten in die EU verboten, ebenso deren Haltung, Zucht, Transport, Tausch und das Freilassen in die Umwelt. Dieses Verbot betrifft auch die Tierhaltung in Tierparks und Zoos.

Welche der gelisteten Tiere leben in Dortmund?

Von der Liste, in der auch der Waschbär verzeichnet ist, gibt es im Dortmunder Zoo die Nutrias, auch Biberratten genannt, eine aus Südamerika stammende und in Mitteleuropa eingebürgerte Nagetierart - und die ebenfalls in Südamerika beheimateten Nasenbären.

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Im Tropenhaus des Rombergparks schwimmen zudem die ebenfalls geächteten Gelbwangen-Schildkröten, die Besucher oft einfach dort im Teich ausgesetzt haben. Laut Verordnung dürfen Zoo und Rombergpark besagte Tiere zwar bis zu ihrem Tod behalten - aber sie müssen sicherstellen, dass sich die Tiere nicht mehr vermehren oder gar entweichen.

Was sagt Zoodirektor Dr. Frank Brandstätter?

Zoodirektor Dr. Frank Brandstätter hält die EU-Invasiv-Verordnung mit Blick auf den illegalen Tierhandel für gut, "doch, dass sie auf Zoos ausgeweitet wurde, ist Blödsinn". Zoos und Tierparks seien ohnehin gesetzlich verpflichtet, einen Ausbruch der Tiere zu verhindern. "Es gibt keine Invasivart in Mitteleuropa, die sich nach der Flucht aus einem Zoo vermehrt hat."

Der Antrag, der zur Verordnung geführt hat, kam aus Großbritannien. "Die anderen müssen das nach dem Brexit-Referendum jetzt ausbaden", so Brandstätter. "Wir haben als Zoo einen Bildungsauftrag. Und dazu gehört auch die Aufklärung über invasive Arten." Dennoch bleibt der Dortmunder Zoodirektor gelassen.

Die Nutrias und Nasenbären in seinem Zoo seien ohnehin "nicht im Vermehrungsmodus", weil aktuell jeweils nur von einem Geschlecht. Bei den Nasenbären zum Beispiel gibt es nur eine Mädchengruppe. Diese Tiere schätzt Brandstätter, werden noch vier bis fünf Jahre alt. "Dann müssen wir auf eine andere Art umsteigen oder Nasenbären ganz abschaffen. Wir haben noch Zeit zu überlegen." Die Verordnung sei gerade in Überlegungen geplatzt, eine neue Nasenbäranlage zu bauen.

Die Nutrias stünden eh auf der Liste der Tiere, die man aufgeben wolle. Brandstätter: "Wir brauchen den Platz für ein neues Robbengehege."

Und wie geht es mit den Gelbwangen-Schildkröten im Rombergpark weiter?

Brandstätter sieht da keine Probleme. "Das ist auch ein in sich geschlossener Raum. Damit sich die Schildkröten vermehren könnten, müssten erst spezielle Brutgelegenheiten geschaffen werden." Problematisch könne es für Privathalter werden. Sie könnten die Tiere höchstens in offizielle Auffangstationen geben. Der Zoodirektor schon mal vorbeugend: "Wir nehmen keine mehr auf."

Freilebende Nasenbären kommen in unseren Breiten nur auf Mallorca vor. Einige Exemplare sind dort vor Jahren aus einem illegal betriebenen Tiergehege ausgebüxt und haben sich erheblich vermehrt. Die Wahrscheinlichkeit, ihn auf dem übrigen Kontinent in freier Wildbahn anzutreffen, ist gleich Null.