Dortmund. Champions-League-Halbfinale kostet Fans in Dortmund viele Nerven. Die Stadt sieht fast aus wie bei einem Heimspiel der Borussia. Schwarz-gelb dominiert schon am frühen Nachmittag die Fußgängerzone und auch im Lokal „Strobels“, direkt neben dem Stadion, haben viele Besucher ihr Trikot angezogen.
Für Mike steht das Abendprogramm bereits fest. „Erst Fußball gucken, dann in den Mai tanzen.“ Und Kumpel Jens ist überzeugt: „Das wird 'ne Megasause.“ Vor allem das Fußballgucken, denn: „4:1, Alter. Was soll da noch passieren?“ Optimismus grenzenlos.
Dortmund am Dienstagabend. Leer sind die Straßen, voll die Kneipen. Jedenfalls die, die Fußball zeigen. Denn das Halbfinale zwischen Real Madrid und dem BVB läuft nur im Bezahlfernsehen. „Ein bisschen ist das so wie früher“, erinnert sich Gerd Wagner (71). „Als viele noch keinen Fernseher hatten.“
Jedenfalls sieht es fast aus, wie bei einem Heimspiel der Dortmunder Borussia. Schwarz-gelb dominiert schon am frühen Nachmittag die Fußgängerzone und auch im Lokal „Strobels“, direkt neben dem Stadion, haben viele Besucher ihr Trikot angezogen oder ihren Schal umgehängt. So voll ist es um kurz nach halb neun, dass für manchen Fan der Abpfiff schon vor dem Anpfiff kommt. „Ausverkauft“, bedauert der Mann am Eingang.
Nervosität und Zigarettenkonsum steigen
Wer es in Strobels geschafft hat, ist zuversichtlich. „Unentschieden“, tippen viele. „Reicht doch.“ Selbst eine Niederlage mit zwei Toren Unterschied wäre ja kein Beinbruch. „Und das“, glaubt Dirk (42), „muss doch zu schaffen sein.“
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Dann aber legt Madrid los und draußen im großen Biergarten steigt der Zigarettenkonsum. „Mann, Mann, Mann, ob das mal gut geht?“ Und als dann noch Götze nach knapp einer Viertelstunde verletzt ausscheidet, werden die Gesichter sorgenvoller. „Könnte knapp werden“, sagt eine Frau zu ihrem Begleiter. Doch der winkt ab. „Seit wann hast du Ahnung von Fußball?“
„Die halbe Ernte ist schon eingefahren“
Dortmund kommt ins Spiel, die Mienen der Besucher entspannen sich. Dann pfeift Schiri Howard Webb zur Halbzeit. Gelegenheit zum Durchatmen: „Die halbe Ernte ist schon eingefahren“, glaubt Mike.
Glauben die meisten in der Fußgängerzone nach Wiederanpfiff auch. Vor den Kneipen stehen sie, weil drinnen niemand mehr reinpasst, lassen sich Bier rausreichen, verrenken sich die Hälse, um einen Blick auf den Fernseher zu erhaschen.
„Alter, meine Nerven“
Die Zeit verrinnt, die Stimmung steigt. „15 Minuten noch“, sagt Peter (54) und ist überzeugt: „Das Ding ist im Sack.“ Noch zehn Minuten. In der Fußgängerzone singen sie schon: „Finale, oh ho. Fiiinaaale Oho ho ho.“ Da schießt Real das 1:0. Was die Fans mit einem Wort kommentieren: „Mist.“
Fünf Minuten noch. Die ersten beginnen zu zittern. Und das hat nicht nur mit der Kälte zu tun, die sich mittlerweile über die Stadt gelegt hat. Denn Madrid drückt und erzielt das 2:0. Auf den Gesichtern spiegelt sich Angst. „Das darf doch nicht wahr sein.“
So jubeln die BVB-Chicas
90. Minute. Ganz leise ist es geworden in den Kneipen. Fünf Minuten Nachspielzeit. „Alter, meine Nerven“, sagt einer, den sie Frank rufen. Dann ist Schluss. Endlich Schluss. Steine fallen von Fan-Herzen. „Ist ja gerade noch mal gut gegangen.“