Dortmund. Voraussichtlich im Oktober 2015 legen zwei Flusskreuzfahrtschiffe im Dortmunder Hafen an. An Bord gehen nicht Touristen, sondern Flüchtlinge. Die Dortmunder Caritas betreibt im Schmiedinghafen das Projekt “Arche Noah“.

In der biblischen Geschichte wählte Gott Noah aus, um ein Schiff zu bauen, mit dem er, seine Familie und Tiere vor einer großen Flut fliehen sollten. Diesen Gedanken greift der Dortmunder Caritasverband auf. In Dortmund unterzubringende Asylbewerber sollen am Ende ihrer Flucht eine sichere Unterkunft finden. Zurzeit liegen die Flusskreuzfahrtschiffe in Rotterdam. Sie legen hinter dem Kneipen-Schiff Herr Walter an der Speicherstraße an. Herr-Walter-Betreiber Oliver Buschmann freut sich auf die neuen Nachbarn: "Meine Mitarbeiter planen bereits gemeinsames Essen. Denkbar ist noch viel mehr."

Selbstständigkeit und Normalität

Die Bewohner leben in Kabinen, die zwei oder drei Personen aufnehmen können. Die Caritas strebt ein Selbstversorger-System an. "So viel Selbstständigkeit und so viel Normalität wie möglich", sagte Christoph Gehrmann von der Caritas über den Grundsatz. Wohnen sollen auf den beiden Schiffen mit 80 und 100 Plätzen ausschließlich Erwachsene. Für Kinder sei der Bereich am Wasser zu gefährlich. Diese Details nannte die Stadt Dortmund am Dienstagabend (15.9.2015) während einer Bürgerinformation in der Paulus-Kirche in der Nordstadt.

4000 Liter Frischwasser pro Tag

Laut Uwe Büscher von der Dortmunder Hafen AG - eine Tochter der Stadt Dortmund - erreichen die beiden Schiffe den Dortmunder Hafen über den Dortmund-Ems-Kanal. Nach der Schleuse Henrichenburg beginnt die "Talfahrt". Die Hafen AG kann die Position der Schiffe während der Reise per Satellit orten. Liegen die Flusskreuzfahrtschiffe (die auch auf dem Rhein oder auf der Mosel unterwegs sein könnten) im Schmiedinghafen, werden sie täglich mit bis zu 4000 Litern Frischwasser versorgt. Abwasser pumpt die EDG ab.

Während der Bürgerinformation stellten die Gäste Fragen. Hier eine Auswahl:

  • Wann geht der Betrieb los? Nicht vor Ende September.
  • Sollten Flüchtlinge Europa über das Mittelmeer erreicht haben und traumatisiert sein - müssen sie dort einziehen? Nein. Jeder Flüchtling soll in seiner Landessprache befragt werden. Sollte ihn eine Unterkunft im Wasser belasten, sucht die Stadt nach einer Alternative.
  • Wie lange wohnen die Flüchtlinge auf den Schiffen? Genaue Prognosen gibt es nicht. Im Durchschnitt sind es drei Monate, bevor die Flüchtlinge eine Wohnung finden und umziehen.
  • Wie lange nutzt die Stadt Dortmund die Schiffe? Der Mietvertrag endet nach einem Jahr, kann aber verlängert werden.
  • Wie schützen Stadt Dortmund und Caritas die Flüchtlinge vor Nazis? Die Polizei und ein Sicherheitsdienst kontrollieren.
  • Können Bürger der Caritas helfen? Manfred von Kölln vom Caritasverband: "Wir richten eine Steuerungsgruppe ein. Dort wird auch die Einbindung ehrenamtlicher Helfer vorbereitet."
  • Müssen Anwohner mit negativen Folgen rechnen? Die Caritas verneint das. Durch den Betrieb von Flüchtlings-Unterkünften sei die Kriminalität im jeweiligen Umfeld nicht angestiegen.