Dortmund.
Auf die Finanzämter rollt ein Ansturm wegen fehlerhafter Angaben auf den neuen, elektronischen Steuerkarten zu. Wer sich beschweren will, hängt in der Leitung. Im Ministerium sieht man’s gelassen: „Wir haben damit gerechnet“.
Die Umstellung der Lohnsteuerkarte von Papier auf ein elektronisches Abrufverfahren sorgt für verärgerte Bürger und chaotische Zustände in den Finanzämtern. Weil auf aktuell hunderttausendfach verschickten Infoschreiben fehlerhafte persönliche Angaben stehen, gibt es einen regelrechten Ansturm auf die Behörden. Anrufer, die Korrekturen durchgeben wollen, kommen nicht durch. Und in den Bürgersprechstunden der Behörden stehen die Menschen lange Schlange.
250.000 Infoschreiben
„Wir verschicken bis Ende Oktober in mehreren Tranchen 250 000 Infoschreiben an Steuerzahler in Dortmund, Bochum, Herne und Lünen“, berichtet der stellvertretende Behördenleiter in Dortmund-Hörde, Udo Eggemann. „Wenn nur ein Bruchteil zum Hörer greift, um Änderungen mitzuteilen, ist unsere Hotline überlastet.“ Betroffen sind so gut wie alle Finanzämter. Vielerorts wird erhebliche Mehrarbeit beklagt. In Hagen wurden Mitarbeiter für die Fehlerbehebung abgestellt – „die kommen zu nichts anderem mehr“, heißt es dort. In Lüdenscheid gibt es mittlerweile ein Bürgerbüro in der Finanzbehörde, in dem sich alles um das elektronische Abrufverfahren dreht.
Im Finanzministerium NRW gibt man sich angesichts des hohen Fehleraufkommens wenig überrascht: „Wir haben mit einer Fehlerquote von einem Prozent gerechnet“, sagte Sprecher Daniel Moritz. Dies habe in erster Linie technische Gründe: „Die Meldeämter leiten die Daten an die Finanzämter weiter. Da diese unterschiedliche EDV-Systeme haben, treten Fehler auf.“
Finanzämter müssen Fehler ausbügeln
Solche Aussagen bringen Thomas Eigenthaler, Bundesvorsitzender der Deutschen Steuer-Gewerkschaft, in Rage: „Die Finanzämter müssen diese Fehler jetzt ausbügeln.“ Ohnehin sei die Behörde durch die Umstellung auf das elektronische Verfahren gebeutelt. „Sie nehmen künftig zusätzliche Aufgaben wahr, die bislang die Meldeämter erledigten.“ Lange Warteschlangen in den Finanzämtern erwartet Eigenthaler deshalb auch in Zukunft: „Die Kommunen sparen Personal ein, die Finanzämter aber werden nicht ausgebaut. Das ist grob ungerecht. Ich kann nur hoffen, dass die Bürger ihren Frust nicht dort abladen.“