Dortmund. Herzen in Baumrinde ritzen, war gestern. Liebesschwüre werden heute in Vorhängeschlösser graviert und an markante Punkte gehängt. Der Brauch hat jetzt auch den Rombergpark in Dortmund erreicht. Die ersten Stahlschlösser hängen an der Bogenbrücke am Teich.
„Matthias und Ursula“ steht auf dem lilafarbenen Schloss am Teich. „Silke und Markus“ ließen ein bonbonrotes Exemplar zurück. Den Schlüssel für ihren Liebesbeweis, den sie sich auf dieser kleinen romantischen Brücke im Rombergpark gaben, haben die beiden vermutlich in den trüben Fluten des Teichs versenkt.
„Schau mal!“ ruft die Joggerin zu ihrem Partner. „Es werden immer mehr.“ Sie bleiben stehen und lesen die neuen Namen auf einem roten Schloss mit Herz: „Kevin und Jenni“. Aber auch „Lilli und Amelie“. Ihre Gravur kursiv geprägt haben „Anne und Gerd“.
Die Geheimnisse bleiben verschlossen
„Ihr sollt laufen“, ruft ein Hundebesitzer den verträumt rastenden Joggern zu. Welche Personen und welche Romanze sich wohl hinter den stählernen Sicherheitsobjekten verbergen? Die Geheimnisse bleiben so verschlossen wie die seelenlosen Symbolträger selbst.
Es war eigentlich nur eine Frage der Zeit, wann die Rituale der „auf ewig“ verschlossenen Liebesbeweise in der Westfalenmetropole ankommen würden. Sie sollen ihren Ursprung in Italien haben. Dort wurden einst die Schlösser der Schul-Spinde von Absolventen einer Akademie an Laternen der Milvischen Brücke am Tiber in Rom gekettet.
Brauch aus Italien
Diesen Brauch müssen Liebespaare übernommen haben, um ihren Treueschwur „per sempre“, also für immer, festzuhalten. Spätestens seit zwei Bestseller-Romane in Italien den Brauch beschrieben, setzte eine massenhafte Vermehrung der Liebesschlösser ein.
„Ich steh auf Dich“ wurde dann auch noch verfilmt und jeder kann sehen, wie die beiden Hauptdarsteller ihr Schloss an einer Laterne befestigen und den Schlüssel in den Tiber werfen.
Liebe am Rhein geschworen
In Deutschland hat insbesondere die Hohenzollernbrücke vor dem Hauptbahnhof in Köln eine starke Magnetwirkung auf Paare entwickelt. Nachdem die Bahn ihren Widerstand gegen die Fetische an einem Sicherheitsgitter aufgegeben hatte, nahmen sie schlagartig zu. Abus und andere Hersteller reiben sich die Hände. Es müssen inzwischen Tausende sein, die ihre Liebe am Rhein schworen und den Schlüssel hineinwarfen.
Nun, so weit ist es im Romberpark noch lange nicht. Rund zwei Dutzend Paare haben sich an der kleinen Teichbrücke verewigt. Gärtner wissen zu berichten, dass die ersten Liebesschlösser im Park aber an den Rankhilfen des Clematisgartens zu finden waren. Dort ist ein Schloss mit einem drei Jahre alten Datum zu finden. Es blieb nicht allein.
Raum für Emotionen
Parkleiterin Annette Kulozik will gerne Raum für Emotionen geben. Auch wenn sie die Liebesschlösser toleriert, weist sie vorsorglich darauf hin, dass das Stahlgeländer am Teich eventuell im nächsten Jahr einen neuen Anstrich nötig hätte. Heißt: Dann müssten die Souvenirs weg.
Dass durch die Liebesschwüre durchaus eine Last mit statischen Folgen werden kann, zeigte der Einsturz einer arg behängten römischen Laterne. Von solchen Gefahren ist die kleine Brücke im Park aber noch weit entfernt.