Dortmund-Asseln. Alkoholisierte Jugendliche und Heranwachsende fallen wieder öfter rund um den Asselner Hellweg auf. Anfang Juli wurden Polizisten angespuckt, einige Partygänger randalierten. Polizei und Ordnungsamt sind alarmiert, ein Pfarrer will das Problem konkret angehen.

Schon lange ärgern sich Anwohner am Asselner Hellweg immer wieder über Saufgelage von Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Nun hat sich die Lage zugespitzt: „Nach einer Beruhigung im Mai hat sich die negative Entwicklung im Juni und Juli wieder fortgesetzt“, sagt Ulf Schlüter, Pfarrer der evangelisch-lutherischen Gemeinde Asseln.

Auch Udo Tigges, Leiter der dortigen Polizeiwache, bestätigt diesen Trend: „Am heftigsten war es in der Nacht vom 6. auf den 7. Juli, als wir viele Betrunkene von etwa 150 Jugendlichen aus Asseln, Brackel, Wickede und Scharnhorst am Hellweg antrafen.“ Die meisten von ihnen seien generell (wie auch am Ferienanfang) gutmütig, aber ungefähr zehn Prozent einer jeden Gruppe mache Schwierigkeiten. „Wir wurden angespuckt, es flogen Flaschen, einige urinierten gegen die Kirche. Dazu gab es Beschimpfungen, die Kollegen mussten verbal einiges aushalten.“ 20 Polizisten sprachen Platzverweise aus, zwei Widerständler kamen in Gewahrsam.

Problem verlagert

Auch verstärkte Präsenz von Polizei und Ordnungsamt hätten das Problem rund um die Lutherkirche nicht behoben, sondern scheinbar nur verlagert. Wie nun vorerst jeden Freitag ist die Polizei mit ihrer Mobilen Wache vor Ort. Folge: Am vergangenen Wochenende sahen die Anwohner alkoholisierte Gruppen nicht mehr am Hellweg, sondern auf dem Schulhof am Grüningsweg. „Ob das nun 40, 50 oder 60 waren - diese Leute verhalten sich oft aggressiv und randalieren, je mehr Alkohol sie trinken“, so Schlüter.

Der hat nun Anwohner zur offenen Diskussion am Mittwoch, 19 Uhr, in Asselns Bücherei eingeladen. Ziel: ein besserer Informations-Austausch. „Wie können wir systematischer dagegen vorgehen, sollen wir die Vorkommnisse dokumentieren, wer informiert die Behörden? Über diese Fragen sollten wir uns Gedanken machen“, meint Schlüter, der angesichts der Ferienzeit mit „zwei bis drei Dutzend Anwohnern“ rechnet. Ergebnisse erwarte er nicht, aber eine engagierte Diskussion.

Heftiger Vorfall in der Nacht 6./7. Juli

Hoffentlich nicht so engagiert, wie sich einige Randalierer bei dem Gelage Anfang Juli verhielten. „Dieser Vorfall vor zweieinhalb Wochen war schon heftig. Ich lasse meine beiden Töchter jedenfalls an bestimmten Abenden nicht alleine an diesen Horden vorbeigehen“, sagt Pfarrer Schlüter. „Natürlich ist das auch für die Polizei unangenehm, aber diese Situationen können ja weiter eskalieren. Also sollten wir Anwohner mit den Behörden nach Lösungen suchen.“

Was im Sinne von Tigges ist. Der verweist etwa auf den Kiosk gegenüber der Kirche, an dem sich die Jugendlichen mit Alkohol eindecken. „Sobald der kurz nach Mitternacht schließt, wird es recht schnell ruhiger.“ Zudem blickt er auf hauptamtliche Kräfte in Scharnhorst, die dort dem Treiben Jugendlicher Einhalt gebieten. „Mich erinnert die aktuelle Entwicklung an die heftigen Vorkommnisse 2008 in Wickede. Momentan entwickelt sich Asseln in Richtung ‘Ballermann am Hellweg’. Manch einer der Betrunkenen hat Spaß daran, die Polizei herauszufordern!“

Dialog mit Betrunkenen schwierig

Dass bei den Schlüters schon mal zerbrochene Wodkaflaschen vor der Haustür lägen, sei nichts Besonderes. Ein Dialog mit den Alkoholisierten sei bis zu einer gewissen Grenze sinnvoll, doch „hochgradig Betrunkene sind dann irgendwann nur noch auf Randale aus, da müssen die Ordnungskräfte eingreifen“.

Dortmunds Polizei hat die Entwicklungen auf dem Radar. „Wir werden dort weiterhin mit dem Ordnungsamt Präsenz zeigen“, so Sprecher Peter Schulz, der das Einsatzaufkommen je nach Witterung einschätzt. „Anwohner sollen sich natürlich melden, wenn sie belästigt werden.“ Welche Organisationsform sich aus diesem Kreis entwickeln könne, wollte er nicht kommentieren.

Nicht mehr Ordnungshüter der Stadt

Laut Stadt-Pressesprecher Michael Meinders wisse das Jugendamt um die Probleme in Asseln. Das Ordnungsamt gehe weiter auf Streife, mehr Personal gebe es vorerst nicht. Neben Platzverweisen setzt die Behörde auf das Prinzip Jugendforum: „Wir suchen Ansprechpartner unter den Jugendlichen, die unter ihresgleichen mäßigend auftreten und als Multiplikatoren wirken.“ Was die Polizei nur bedingt befürwortet. Sobald die Lage eskaliere, müsse man die Rädelsführer herausziehen. „Mit Dialogen kommt man dann nicht weiter. Am besten wäre ein Alkoholverbot“, so Tigges.

Obwohl es viele Kontakte zwischen Anwohnern und Ordnungsamt gegeben habe, zieht Schlüter nach der Konzentration von Ordnungshütern in den Außenbezirken Dortmunds für Asseln vorerst ein ernüchterndes Fazit: „Das hat tatsächlich noch nicht geholfen.“