Dortmund. Wer den Alkohol nicht durch die rosarote, sondern die Rauschbrille sieht, weiß, was Promille mit dem Menschen machen.
Jeder Schritt fällt schwer. Der Griff nach dem Kuli auf dem Schreibtisch gelingt erst nach mehreren Fehlversuchen. Die Sinne sind vernebelt, wie in einem Rausch. Ausgelöst allerdings nicht durch Hochprozentiges, sondern durch eine Brille, die mit Folie versehen ist. Sie verzerrt den Blick und lässt alles verschwommen erscheinen. Die Brille soll Schülern anschaulich machen, was während eines Alkoholrauschs mit dem eigenen Körper passiert.
Präventions-Koffer
Sie ist Teil des neuen Alkoholpräventions-Koffers, der von der Fachstelle für Suchtvorbeugung der Drobs an Lehrer oder Sozialarbeiter verliehen wird, damit sie ihn im Unterricht verwenden können. Die Lehrkräfte werden vorher von den Drobs-Mitarbeitern geschult. Dieser Koffer ist einer von vielen Hilfsmitteln, mit denen versucht wird, Jugendliche vor den Gefahren von Alkohol, Drogen und anderen Suchtmitteln zu warnen.
Alkohol
Der Methodenkoffer enthält vier solcher Rauschbrillen. Sie suggerieren verschiedene Promillestufen sowie Tages- und Nachtlicht. „Alkohol nimmt Einfluss auf die Kurz- und die Weitsicht, auf das Einschätzen von Distanzen, das Sichtfeld und das Reaktionsvermögen“, weiß Frank Schlaak, stellvertretender Leiter der Drogenberatungsstelle Drobs. Die Jugendlichen sollen sich mit diesem Zustand auseinandersetzen.
„Im Unterricht können Situationen nachgespielt werden, wie Geld abzuzählen an der Theke, oder eben auf einer gerade Linie zu laufen“, erklärt Schlaak.
Deshalb sind in dem Koffer auch Anregungen, wie mit den Brillen umzugehen ist sowie weitere Unterrichtsmaterialien. Dazu gehören zum Beispiel auch Karten, die einen Suchtverlauf beschreiben und die von den Schülern sortiert werden können. Oder ein Film über Jugendliche, die sich an ihren toten Freund erinnern, der bei einem durch Alkoholkonsum verursachten Unfall starb.
Medien
Handy, Computerspiele, Online-Rollenspiele: Auch wenn sie kein herkömmlicher Suchtstoff sind, der von Körper aufgenommen wird – trotzdem wird die Drogenberatungsstelle vermehrt mit den Problemen von exzessiver Mediennutzung konfrontiert. „Das Medium nimmt viel Zeit in Anspruch und das merken Lehrer auch im Unterricht“, weiß Ingrid Durek, Fachkraft für Suchtvorbeugung der Drobs. „Die Jugendlichen sind müde und unkonzentriert.“ Durch die Medien-Box können Lehrer oder Sozialarbeiter zum Beispiel erfahren, wie sie mit dem Thema „Cybermobbing“ im Unterricht umgehen – wenn Jungen oder Mädchen über das Internet einen Schüler schikanieren.
Essstörungen
Der Werkkoffer Essstörungen soll junge Menschen dazu anregen, gängige Schönheitsideale zu hinterfragen und stattdessen ein Gefühl für den eigenen Körper zu bekommen. „Vielen Jugendlichen ist gar nicht klar, dass die Frauen in den Magazinen in der Realität meistens nicht so aussehen wie auf dem Foto“, meint Schlaak. In dem Koffer ist zudem viel Literatur für Eltern und Lehrer über Bulimie, Anorexie und Adipositas.
Cannabis
Auch zum Thema Cannabis bietet die Drobs viel Infomaterial – unter dem Titel „Weißte Bescheid?!?“. „Etwa 15 Prozent der 14 bis 17-Jährigen kiffen – das heißt, dass es nicht die Norm ist“, betont Anna von Wensiersky von der Drobs. Das müsste auch den Jugendlichen klar gemacht werden.