Dortmund..
An drei Abenden in Serie gastiert Otto Waalkes, der ostfriesische Götterbote, im Konzerthaus Dortmund. Die Gags sind so alt wie weite Teile des Publikums – Otto kommt ohne Revolution aus und begeistert dennoch.
Am 15., 16. und 17. September 2011 ist der Komiker Otto Waalkes im Konzerthaus Dortmund zu Gast. Den Rest kann man sich denken. Oder einfach auf einer der zahllosen Otto-DVDs anschauen. Der Rest ist bekannt. Altbekannt.
20.07 Uhr: Waalkes betritt die Bühne. „Holdelahiti!“
20.08 Uhr:. „Hallo Dortmund!“ „Hallo Otto!“ Eine Schrecksekunde. Heißt es denn nicht: „Hallo Echo“? Sollte man an diesem Abend tatsächlich Zeuge einer ostfriesischen Witz-Revolution werden? Änderungen? Jetzt noch? In der Spätwerk-Phase?
20.15 Uhr: Entwarnung, Otto zieht’s durch. „Der ist schon so alt“, merkt der Sitznachbar bei einer der Albernheiten an. Stimmt – aber welche der dargebotenen Nummern meint er konkret? Es könnte die Sache mit den zwei Fahnen sein, Zeichensprache. „Können – Sie – mich – hö – ren?“
Fiese Stiche und fiese Grimassen
Es könnte natürlich auch die Nummer mit dem Stofftier und dem Feuerzeug gemeint sein: Wieselflink. Oder die Drei-Wetter-Taft-Persiflage. „London. Das Haar sitzt.“ Wann lief diese Werbung doch gleich im Fernsehen? Muss so Anfang der Neunziger gewesen sein. Der Sitznachbar könnte auch auf Harry Hirsch anspielen. Oder auf den kleinen, grünen Kaktus, der so fies sticht und Otto zu noch fieseren Grimassen verleitet. Oder ist Robin Hood gemeint? „Der Kutscher kennt den Weg.“ So sicher wie das Publikum die Pointe. Nein, der Nachbar meint bestimmt den Koch, der „Pomme de Bordell“ zubereitet: Kartoffelpuffer. Als dieser Gag neu war, hieß der Kanzler noch Helmut. Eher Schmidt als Kohl.
Regierungen wechseln, Otto brutzelt unverdrossen weiter. Diesmal eben im Konzerthaus.
21 Uhr: Der Kritiker lehnt sich zurück. Er könnte es so einfach haben. Er könnte von der Legende schreiben, die in Deutschland Humor-Standards gesetzt hat, diese selbst aber schon lange nicht mehr erreicht. Von dem ewigen Blödler der Nation, der – inzwischen 63 – mitunter doch recht alt aussieht und längst nicht mehr wie ein Derwisch über die Bühne fegt. Der sich fortwährend selbst kopiert. Seit Jahren schon.
Kinder, Jugendliche und Alt-70er
Es wäre so einfach – wenn da nicht das Publikum wäre. Das ist nach wie vor groß. Kinder, die vor allem Faultier Sid aus „Ice Age“ kennen, sind gekommen. Jugendliche auch. Und natürlich die Fans aus den 70ern. Der Saal ist voll und liegt Otto von Beginn an zu Füßen. Will er ein Rauschen, zischt die Menge kollektiv. Soll es der Kuckuck sein, dann kommt der Kuckuck. Mitgesungen wird sowieso. Spritzt er die erste Reihe nass, ist die Gaudi richtig groß. Das alles hat erstaunlich wenig mit Comedy zu tun, eher mit Kindergeburtstag. „Der muss eigentlich gar nichts mehr machen“, bringt eine Frau in der hinteren Sitzreihe die dargebotene Kunst auf den Punkt. Sie lacht und freut sich, während sie das sagt.
Am 15. September 2011 ist der Komiker Otto Waalkes im Konzerthaus Dortmund aufgetreten. Vom Friesenjung nicht viel Neues. Das ist schade, mitunter fast schon traurig anzusehen. Aber es funktioniert. Immer noch. Otto muss einfach nur Otto sein.