Dortmund..
Mit ostfriesischem Witz, einem jodelnden Kampfschrei und den glubschäugigen Ottifanten ist er zu einem der bekanntesten Deutschen geworden: Otto – der vom 15. bis 17. September das Konzerthaus entert.
Otto Waalkes ist einer bekanntesten Deutschen. Mit seinem Humor sind Generationen aufgewachsen. Vom 15. bis 17. September gastiert Otto im Konzerthaus Dortmund. Nadine Albach sprach mit dem Ostriesen über Erinnerungen und Anarchie.
Sie sind vor kurzem 63 geworden, auf der Bühne wirken Sie aber wie ein großer Junge: Wie alt fühlen Sie sich und was hält sie jung?
Ich fühle mich wie 62 ½. Jung hält mich ein ordentliches Leben: Morgens aufstehen, anziehen und nach Hause gehen. Abends auftreten. Die Arbeit ist wichtig: Die macht mir Spaß, das ist entscheidend. Und es ist eine tolle Bestätigung, wenn die Leute auf mich zukommen und mich anlächeln.
Wenn Sie Comedians erleben wie Mario Barth oder Cindy aus Marzahn, fühlen Sie sich dann alt oder verbindet Sie etwas?
Die kenne ich ja persönlich gut. Wir machen manchmal auch was zusammen. Die sagen mir, dass ich ihnen Impulse gegeben habe und das empfinde ich als Kompliment, das ich gern zurückgebe: Umgekehrt inspirieren die mich zu neuen Ideen. Gegenseitige Befruchtung.
Mit dem Alter wird man auch bequemer: Würden Sie heute noch mal in einer WG mit Marius Müller-Westernhagen und Udo Lindenberg leben wollen?
Ja sicher! Jederzeit. Mit Lindenberg in einer WG, das ist das Schönste, was einem passieren kann. Man sitzt abends zusammen, macht Musik, denkt sich neue Sachen aus, kriegt kreative Schübe. Das war herrlich chaotisch. Der Lindenberg hat in der oberen Etage gewohnt mit seinem Wasserbett. Einmal hat er eine Zigarette vergessen, da ist das ganze Ding explodiert. Das Wasser tropfte bis zu mir runter – der hat sich nicht mal entschuldigt, nie!
Wenn Sie heute daran denken, dass der Humor sie aus der Kleinstadt befreit hat…
(unterbricht) Moment, in der Kleinstadt bin ich zur Schule gegangen. Ich bin nach Hamburg gezogen, um da zu studieren, nebenbei bin ich schon in kleinen Clubs aufgetreten. Das war ein Prozess.
Sie hatten sogar mal überlegt Lehrer zu werden – aber bei einem Unterrichtsbesuch kannten die Kinder Sie schon…
Ja, die haben gerufen „Mach mal den Tarzan-Schrei. Und jodel mal.“ (jodelt) Jodelhidi! Ob das die richtige Bildungsreform geworden wäre…
Ihre Witze leben von Tollpatschigkeit, Entschuldigungen und Naivität. Wünschen Sie sich manchmal eine andere Rolle?
Ich kann ja auf der Bühne in viele andere Rollen schlüpfen. Aber ernste Rollen liegen mir nicht so. Worum sollte man das machen, wozu man weniger Talent hat? Als Charlie Chaplin ernst wurde, habe ich ihn auch nicht so gemocht.
Als sie durchstarteten, umwehte sie ein wenig Anarchie: Finden Sie sich heute noch anarchisch?
Ja. Anarchie ist machbar, Herr Nachbar. Traditionen breche ich immer noch. Aber ich bin kein Kabarettist. Sondern ein Alleinunterhalter, der im Alltäglichen herumstochert und dem Zeitgeist locker an die Wäsche geht. Das macht mir Riesenspaß.
Aber Sie haben auch mal einen Papst-Witz gemacht, für den Sie sich entschuldigen mussten. Sind Ihnen religiöse Witze heute zu gefährlich?
Nein, aber das war ja auch kein religiöser Witz. Ich hatte die Idee, dass ein Papst Selbstmord begeht, kommentiert mit: Warum nicht, wenn man sich beruflich verbessern kann? Das musste ich vor allem vor meiner sehr religiösen Mutter rechtfertigen.
Sie haben früher mit Robert Gernhardt gearbeitet – vermissen Sie ihn?
Unbedingt, er war ein Genie. Wir haben zusammen in einem Team mit Pit Knorr und Bernd Eilert Bühnenmaterial und Filmdrehbücher geschrieben. Was Robert gemacht hat, war schon Hochkomik – die musste ich erstmal auf mein Niveau runterbringen, damit die Leute ihn verstehen.
Wo finden Sie heute Stoff für die Bühne?
In den Medien, in Gesprächen, überall. Bei mir liegen überall Zettel mit Ideen herum. Ein wildes Durcheinander, aus dem sich dann irgendwann ein Programm herauskristallisiert.
Sie touren durch ganz Deutschland: Gibt es ein paar Gags nur für Dortmund?
Auf jeden Fall. Es gibt ganz viel Lokalkolorit. Von Lothar Emmerich bis Jürgen Klopp – aber ich darf nicht zu viel verraten, sonst wird´s langweilig.