Dortmund..
Das Motto ist so kurz wie eindeutig: „Kein Zwanni für nen Steher“ lautet der Titel einer Internetseite, die seit Dienstag scharf geschaltet ist und gegen überhöhte Eintrittspreise im Fußball gerichtet ist.
Die Idee einiger BVB-Fans, das Derby beim FC Schalke zu boykottieren, zieht weitere Kreise. Mit der Webseite www.keinzwanni.de haben die Dortmunder ein Portal für alle Fans, die sich gegen zu hohe Eintrittspreise wehren wollen, auf die Beine gestellt. Dabei ist es den Initiatoren wichtig, darauf hinzuweisen, dass es sich bei „Kein Zwanni“ um ein Projekt nicht nur für BVB-Fans handelt.
„Die Preisentwicklung betrifft alle Fans quer durch alle Vereine“, heißt es auf der Seite. „Die Schalker mussten bei Ihrem Gastspiel beim Hamburger SV für einen Sitzplatz in der Gästekurve bis zu 84,00 € bezahlen“, gehen die Macher auch auf Preise ein, unter denen der ungeliebte Nachbar zu leiden hat.
Vereinsunabhängige Plattform
Das betont auch Daniel Lörcher, einer der „Kein Zwanni“-Sprecher: „Die Webseite wird eine vereinsunabhängige Plattform.“ Der Derby-Boykott sei quasi der medienwirksamste Weg gewesen, um auf die Aktion aufmerksam zu machen. „Nach dem Derby sprechen wir gezielt andere Vereine an“, versichert Lörcher. Insbesondere hoffen die Organisatoren auf die Unterstützung der HSV-Fans, denn die dortige Preispolitik ist seit Jahren vielen Fans ein Dorn im Auge.
Gut kommt das Projekt bei Daniela Wurbs, Sprecherin der „Football Supporters Europe“, der einzigen von der Uefa anerkannten Fan-Organisation, an: „Ich drücke die Daumen, dass das klappt und hoffe, dass sich auch die Schalker solidarisch zeigen.“ Wurbs sieht die hohen Toppzuschläge für das Derby (22 Euro für eine Stehplatzkarte, 55 Euro für einen Sitzplatz) als Anfang einer gefährlichen Preisspirale. „In anderen Ländern wird das zum Exzess betrieben. Das führt zum Sterben der Fankultur“, so Wurbs.
Ein Beispiel für die Folgen hoher Ticketpreise sieht Wurbs in England. So habe sich das Durchschnittsalter der Dauerkartenbesitzer von Newcastle United von 35 Jahren vor Einführung der Premier League binnen sieben Jahren auf 45 Jahre erhöht. Die Bundesliga verweise oft genug auf das Negativ-Beispiel England und rühme sich für soziale Preise. Doch „22 Euro sind nicht sozial“, meint Wurbs.
Internationales Echo
Der Derby-Boykott der Dortmunder fußt derweil auf einer immer breiter werdenden Basis. Inzwischen unterstützen rund 280 Fanclubs und –Gruppen den Boykott und kündigen an, ihre Karten zurückzugeben oder keine zu kaufen. Der Protest kommt auch bei anderen Vereinen gut an. Sogar auf der Insel. So bedauern Fans des FC Sunderland und des FC Middlesborough, dass es solche Aktionen nicht in England gibt.
Fans werden offenbar allmählich sensibilisiert, was die Preise für 90 Minuten Fußball angeht. So drohten die Anhänger von Rot-Weiss Essen mit einem Boykott des Auswärtsspiels bei Westfalia Rhynern, weil der Verein aus Hamm die Preise angezogen hatte. Am Ende wurden die Tickets etwas günstiger, die Essener fuhren zum Spiel.
Kopf&Ball mit Sondersendung
Der BVB-Talk Kopf&Ball befasst sich am Montagabend in einer Sondersendung mit dem Thema „Kein Zwanni“. In der Runde werden die Macher der Aktion über den Stand der Dinge und ihre zukünftigen Pläne berichten. DerWesten-Nutzer können über das Kontaktformular Fragen für die Sendung stellen. Kopf&Ball findet am Montag, um 19 Uhr, in der Gaststätte „Strobels“ am Stadion statt. Zuschauer sind herzlich willkommen. Die Sendung kann außerdem per Livestream verfolgt werden.