Dortmund.

Die Energiewende wird im nächsten Jahr auch bei Dortmunder Verbrauchern deutlich auf dem Kontoauszug abzulesen sein. Für den Versorger DEW21 bestätigt Dr. Martina Sprotte, dass die Umlage für subventionierten Ökostrom geradezu explosiv steigen wird. DEW werde die sogenannte EEG-Umlage 1:1 an die Kunden weiterreichen, heißt es aus der Firmenzentrale am Ostwall.

Genauere Zahlen werden erst heute oder am kommenden Montag bekannt. Die Umlage aus dem Erneuerbare Energie-Gesetz (EEG) für Strom aus Photovoltaikanlagen und Windkraftmühlen lag im letzten Jahr bei 3,5 Cent je Kilowattstunden. Die Süddeutsche Zeitung hatte gestern schon mal spekuliert, dass dieser Beitrag um mehr als 50 Prozent auf über 5 Cent je KWh steigen könnte. Für einen Vierpersonen-Haushalt werde die Verteuerung etwa 50 Euro im Jahr ausmachen, wird der Chef der Bundesnetzagentur zitiert.

„Die Süddeutsche hat Recht“, bestätigte die DEW-Sprecherin in einer ersten Stellungnahme die schlechte Nachricht für Verbraucher. Auch wenn konkrete Zahlen der zuständigen Bundesnetzagentur noch nicht vorlägen, sei das Szenario richtig. „Wir reden nicht mehr über ein paar Cent Verteuerung, sondern tatsächlich über einen ziemlichen Happen“, bestätigt Sprotte. „Das ist eine ganze Menge, was uns da droht.“

Abgabe für Photovoltaik und Windkraft steigt

Laut DEW steigt die Abgabe für Photovoltaik und Windkraft „exorbitant“. Die Sprecherin verweist auf Bemerkungen des DEW-Chefs Dr. Frank Brinkmann, wonach die Öko-Energiegewinnung „überfördert“ sei. Das bedeute: Die Erzeuger von grünem Strom bekämen mehr vergütet als die Herstellung regenerativen Stroms koste.

"Ökostrom-Förderung läuft aus dem Ruder"

Verbraucherschützer warnten gestern, dass die Preisexplosion bei der sogenannten EEG-Umlage sogar auf bis zu 9 Cent je Kilowattstunde steigen könnte. Der Präsident des Bundeskartellamtes, Andreas Mund, sagte in einem Interview: „Die Ökostrom-Förderung läuft aus dem Ruder.“

Die Zusagen der Bundeskanzlerin, dass die Fördersumme für erneuerbare Energie auf dem Stand von 2011 eingefroren bleibe, erweist sich als nicht haltbar. Mit 20 Milliarden Euro wird die EEG-Umlage einen neuen Spitzenwert erreichen.

Martina Sprotte von DEW sieht die Politik in Berlin im Zugzwang: „Die Schraube darf bei den Umlagen für erneuerbare Umlagen nicht weitergedreht werden“, stellt sie sich auf die Seite der Verbraucher. Tatsächlich seien heute rund 50 Prozent der Kosten für Strom durch Steuern und Abgaben bestimmt.

Strom europaweit am teuersten

Wie sehr die Höhe der EEG-Umlage für Ökostrom aus dem Ruder läuft, zeigt ein Blick auf die Strombörse in Leipzig. Dort wird das Rohprodukt Strom mit 5 bis 6 Cent je Kilowattstunde notiert. Also genau soviel, wie vermutlich im nächsten Jahr die EEG-Umlage kostet.

„In den nächsten Tagen werden bittere Nachrichten kommen“, fürchtet die DEW-Sprecherin. Denn bei den Windkraftanlagen auf hoher See, die nicht richtig ans Laufen kommen, soll der Bürger noch einmal in Vorleistung treten und eine neue Umlage verkraften. Dabei zählt der Strompreis in Deutschland europaweit schon heute zu den höchsten.