Dortmund. Im Dortmunder Demo-Camp hat ein Syrer am Freitagnachmittag versucht, sich selbst anzuzünden. Andere Flüchtlinge verhinderten Schlimmeres.
Der Protest von syrischen Flüchtlingen vor dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) in Dortmund ist am Freitagnachmittag eskaliert, als eine Delegation der Grünen vor Ort war. Es waren dramatische Szenen, die sich gegen 15.15 Uhr vor dem Bundesamt an der Huckarder Straße abgespielt haben. Die Grünen-Politiker um die Landtagsabgeordnete Monika Düker sprachen gerade zusammen mit Polizeipräsident Gregor Lange mit den Flüchtlingen, als die Situation eskalierte.
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Plötzlich roch es nach Benzin. Ein syrischer Flüchtling hatte eine 1-Liter-Plastikflasche geöffnet und sich den Inhalt über den Kopf geschüttet. Doch bevor er sich anzünden konnte, konnten ihn andere der 50 Demonstranten überwältigen und auf den Boden drücken. Der verzweifelte und weinende Mann wurde vor Ort von Sanitätern versorgt. Schon am Vormittag war ein anderer Flüchtling wegen der psychischen Belastung kollabiert.
Bundesamt hatte Mann zuvor nach Italien zurückgeschickt
Seit Dienstag demonstrieren Flüchtlinge friedlich vor dem Bundesamt für schnellere Verfahren zur Anerkennung ihres Status als Kriegsflüchtlinge. Derzeit dauert das durchschnittlich 8 bis 12 Monate - eine Ewigkeit für Menschen, die noch Familie in Kriegsgebieten haben. Einer der Demonstranten in Dortmund, der syrische Journalist Majed Murshed, befindet sich bereits im Hungerstreik, 25 weitere Flüchtlinge wollen sich ihm anschließen, wenn sich ihre Situation nicht verbessert.
Der Syrer, der sich am Freitag anzünden wollte, gehörte gar nicht zu den Demonstranten. Nach Angaben von Fadi Khatib, eines der Sprecher der Demonstranten, war der Mann kurz zuvor vom Bundesamt aufgefordert worden, nach Italien zurückzureisen, wo er zuerst in Kontakt mit europäischen Behörden gekommen sei.
Demo-Camp geht weiter
Die Demonstranten wollen trotz des Vorfalls weiter vor dem Bundesamt campieren, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen. Verzweiflungstaten wie die versuchte Selbstverbrennung kritisieren sie. "Das ist nicht das, was wir wollen", so Khatib, "so etwas hilft uns nicht weiter, wir wollen stillen Protest".