Dortmund..
Er ist einer der Urgesteine der Musikgeschichte: Bryan Ferry. Seit mehr als 35 Jahren ist die Mode-Stilikone der 70er-Jahre im Popbusiness unterwegs. Mit seiner zeitlosen Musik wirkt er heute moderner denn je. Am 1. August tritt der 65-Jährige zum Abschluss der „Dortmunder Music Week“ Open Air an den Westfalenhallen auf.
Andreas Winkelsträter sprach mit Bryan Ferry über sein Album „Olympia“, über Roxy Music und Kate Moss.
Viele Jahre haben Ihre Fans auf ein neues Album warten müssen. Warum ist „Olympia“ erst 2010 erschienen?
Bryan Ferry: Ich war sehr beschäftigt, habe viele Shows überall in der Welt gemacht. Und so hat es ein bisschen länger gedauert. Umso interessanter ist es aber geworden.
Können Sie ein bisschen über Olympia erzählen?
Es ist stilistisch sehr vielfältig. Das ist auch ein Grund, warum so viele unterschiedliche Musiker darauf zu hören sind. Einige sind im Musikbusiness bestens bekannt, Leute wie Nile Rodgers oder auch David Gilmore. Auf der anderen Seite sind es aber auch Leute, mit denen ich noch nie gearbeitet habe, etwa Flea von den Red Hot Chili Peppers oder Groove Armada. Und es ist spannend, mit neuen Leuten zu arbeiten. Das erweitert meinen Horizont. Und zur gleichen Zeit waren auch Brian Eno und Phil Manzanera (Gründungsmitglieder von Roxy Music) dabei. Ich liebe es, Talente zu entdecken. Auf der anderen Seite ist es aber auch gut, einige Veteranen in der Band zu haben (lacht).
Haben Sie den Kontakt zu Eno fürs Album gesucht?
Nein. Ich glaube, vor acht Jahren hat unsere Zusammenarbeit neu begonnen für das Album „Frantic“. Es ist schön, ihn wiederzusehen. Er ist einer der Menschen, mit dem ich immer wieder gerne zusammenarbeiten möchte.
Warum heißt das Album eigentlich Olympia?
Mein Studio in London, in dem ich das Album gemacht habe, liegt in einem Stadtteil, der Olympia heißt. Ich mag zudem das Wort, das viel assoziiert. Manet hat das Gemälde Olympia gemalt, das eine nackte Frau zeigt. Ein sehr kontroverses Werk. Glamour-Girls waren ja schon öfter auf meinen Album-Covern. Diesmal sollte es auf dem Cover eine moderne Olympia sein
Und deswegen Kate Moss?
Kate Moss hat geheiratet
Sie ist perfekt. Sie ist unheimlich glamourös und geheimnisvoll zugleich. Sie hat den Rock’n’Roll. Und sie passt einfach zum Album Olympia. Wir haben auch ein Album in Buchform herausgebracht. Und da ist sie auf vielen Seiten zu sehen. Da haben die Leute etwas in der Hand. Ich liebe eh die althergebrachte Weise, Bücher und Schallplatten zu sammeln. Und nicht irgendetwas vom Himmel downzuloaden.
Sie hatten solo große Erfolge, aber auch mit Roxy Music. Was ist Ihnen wichtiger?
Für mich ist es die gleiche Sache. Beide ergänzen sich, ohne in Konkurrenz zu treten. Auf dieser Tour versuche ich, beiden Karrieren gerecht zu werden. Wir haben eine wirklich große Auswahl an Material von Roxy- aber auch von Solo-Alben. Es ist 50:50, eine Kombination aus beidem.
Woher nimmt man die Kraft und Motivation, so lange im Musikbusiness zu bestehen?
Ich habe immer noch eine Passion für Musik. Ich liebe Musik. Wenn man älter wird und realisiert, dass man ein großes Publikum hat, dann macht es unheimlichen Spaß, auf die Bühne zu gehen, Platten aufzunehmen. Und das ist viel, viel besser als Golf zu spielen oder etwas anderes (lacht). Das hält mich jung.
Möchten Sie noch einmal jung sein, ab in die 80er?
Nein, auf keinen Fall. Es ist gut, wie es ist. Und wenn ich’s mir aussuchen könnte, dann würde ich lieber zurück in die 70er. Die waren für mich viel aufregender als die 80er-Jahre. Da hatte man sich an den ganzen Rummel schon ein wenig gewöhnt.