Dortmund..

Der Verwaltungsvorstand beschloss am Dienstag die Verlagerung der Zentralen Kommunalen Unterbringungseinrichtung für ausländische Flüchtlinge (ZKU) vom Standort Westfalendamm in die Stadtsiedlung Grevendicks Feld in Lütgendortmund. Der Umzug der rund 120 Bewohner soll spätestens zum 1. April 2011 stattfinden. Die Stadtsiedlung war bislang ausschließlich für die Unterbringung Wohnungsloser vorgesehen. Die entsprechende Verwaltungsvorlage geht jetzt in die politischen Gremien.

Die erneuten Prüfungen der Dortmunder Verwaltung zur Standortfrage sind abgeschlossen. Danach hat sich bestätigt, dass die Nutzung der Stadtsiedlung Grevendicks Feld in Lütgendortmund die einzig mögliche, fachlich sinnvolle, konstengünstigste sowie zeitlich realistische Lösung sei.

Die Obdachlosensiedlung Grevendicks Feld in Lütgendortmund.
Die Obdachlosensiedlung Grevendicks Feld in Lütgendortmund. © WAZ FotoPool | WAZ FotoPool

Die markantesten Vorteile des vorgeschlagenen Standortes sind laut städtischer Mitteilung: „Die vorhandenen räumlichen Kapazitäten sind ausreichend. Aufwändige und teure Umbaumaßnahmen sind nicht notwendig. Zudem bieten die Gebäude und das Umfeld gute Rahmenbedingungen für die Menschen. Sie haben dort bessere Chancen, sich in die Gegebenheiten des städtischen Wohnens einzufinden als am Westfalendamm. Das Ziel ist, so schnell wie individuell möglich eigene Wohnungen zu beziehen.“

Nähe zur Erstaufnahmeeinrichtung

„Die Einrichtung am Westfalendamm entspricht den formalen Anforderungen und ist wegen der Nähe zur Erstaufnahmeeinrichtung auch attraktiv“, sagt Oberbürgermeister Ullrich Sierau. „Die Rahmenbedingungen für einen Start zur Integration in eigenen Wohnraum sind aber nicht ideal. Das Grevendicks Feld bietet durch seine bauliche Struktur und geografische Lage deutliche Vorteile. Es hat insgesamt den Charakter einer ,normalen’ Wohnsiedlung.“

OB Sierau betont: „Eines der Gebäude können wir ausschließlich für zirka 50 minderjährige unbegleitete Flüchtlinge im Alter von 16 Jahren bis zur Volljährigkeit reservieren und jugendgerecht ausstatten. Damit ist auch eine angemessenere Betreuung als heute möglich. Zudem lasten wir die Kapazitäten der Siedlung besser aus. Das erfolgreiche Dortmunder Hilfesystem für Wohnungslose hat die Bewohnerzahlen im Laufe der Jahre von 240 in den 1990-ern bis auf aktuell rund 100 reduziert. Wir wollen diese Zahl perspektivisch noch halbieren. Das ist gut für die Menschen und gut für die Stadt.“

160.000 Euro gespart

Durch eine Verlagerung der Einrichtung ergäbe sich für die Stadt eine Ersparnis von jährlich rund 160.000 Euro gegenüber den heute am Westfalendamm anfallenden Mietkosten. Die Siedlung in Lütgendortmund hat die Stadt ohnehin insgesamt und unabhängig von der jeweiligen Auslastung von der DOGEWO21 angemietet.

Die Asylanten-Unterkunft am Westfalendamm (B1). Fotos: Voßgraff
Die Asylanten-Unterkunft am Westfalendamm (B1). Fotos: Voßgraff © WAZ | WAZ

Sozialdezernentin Birgit Zoerner erläutert das weitere Vorgehen: „Wir wollen alle relevanten Fragen des Umzuges jetzt schnell und transparent mit den betroffenen Menschen, den Anwohnerinnen und Anwohnern sowie den politischen Akteuren vor allem im Stadtbezirk Lütgendortmund besprechen. Ausdrücklich wünsche ich mir Ideen aus der Bürgerschaft und von den Betroffenen zu konkreten Fragen rund um das Betreuungs- und Sicherheitskonzept. Ich habe die Sozialverwaltung beauftragt, diese Gespräche und Termine parallel zu den Gremiensitzungen bereits jetzt zu organisieren und zu starten.“

Oberbürgermeister Ullrich Sierau: „Aufgrund der vorgegebenen zeitlichen Bedingungen werden wir den Ratsfraktionen in den nächsten Tagen Gespräche anbieten, um einen politischen Konsens in der Sachentscheidung vorzubereiten.“

Mieter in Hacheney noch nicht ausgezogen

Dagegen stehen dem Umzug der Erstaufnahmeeinrichtung (EAE) für Flüchtlinge nach Hacheney weitere Hindernisse im Weg. Denn die bisherigen Mieter an der Glückaufsegenstraße – die Gehörlosenschule des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL) – ist nicht wie geplant Ende des Jahres ausgezogen.

Das Gebäude der Gehörlosenschule in Hacheney soll zum Asylantenwohnheim werden. Foto: Vahlensieck
Das Gebäude der Gehörlosenschule in Hacheney soll zum Asylantenwohnheim werden. Foto: Vahlensieck © Knut Vahlensieck | Knut Vahlensieck

Noch ist der Internatsbetrieb der Gehörlosenschule in Hacheney angesiedelt. Für die etwa 80 Schüler gibt es in Aplerbeck einen neuen Standort mit Neubauten, die allerdings wegen eines Wasserschadens nicht so früh bezogen werden konnten wie geplant. „Wir rechnen aber nach wie vor damit, dass wir den Umzug zum 1. April schaffen“, erklärt Ordnungsdezernent Wilhelm Steitz.

Am 31. März muss die bisherige Unterkunft der EAE an der B 1 geräumt sein – dieser Termin war bereits ein Aufschub, der Mietvertrag war Ende 2010 ausgelaufen. Nach Anwohnerprotesten wurden zunächst noch andere Standorte geprüft, bevor sich der Rat für Hacheney entschieden hatte – zu spät für einen rechtzeitigen Auszug.

Renovierungsprobleme

Nun kommt die Renovierung in Hacheney nicht voran, weil die Unterkünfte noch belegt sind. „Die Büros werden derzeit hergerichtet, mit dem Rest können wir erst nach dem Auszug der Schüler beginnen“, informiert Steitz. Spätestens Ende März sollten die Mieter raus sein.

Die verzögerten Renovierungsarbeiten haben zur Folge, dass zunächst weniger Flüchtlinge dort untergebracht werden können. Bis zu 300 Menschen finden zurzeit noch am Westfalendamm Platz. In Hacheney wird erstmal nur die Hälfte untergebracht werden können. „Der Rest muss vom Land erstmal woanders verteilt werden“, sagt Steitz.