Dortmund..
Mit einem Protestmarsch wollen die Gewerkschaften am 24. Februar ein Zeichen gegen Lohndumping setzen. Denn Arbeit sei da – aber viele Arbeitgeber missbrauchten das Instrument „Leiharbeit“ zum sparen. Denn Leiharbeiter sind Sachkosten.
Wie würden Sie sich fühlen, wenn Sie als Leiharbeiter in einem Unternehmen nicht etwa über die Personalabteilung abgerechnet würden – sondern beim Einkauf unter „Sachkosten“ gelistet wären? Das ist ein Beispiel aus Dortmund, höchst aktuell. Ein Beispiel, das in Augen der Gewerkschaften zeigt, wie sehr Arbeitgeber das Instrument „Leiharbeit“ missbrauchen.
„Arbeit ist da — mehr als genug“
Arbeit nämlich, sagt Hans Jürgen Meier, 1. Bevollmächtigter der IG Metall in Dortmund, ist da, in diesem „XXL-Aufschwung“, mehr als genug sogar. „Sie wird nur nicht in feste Arbeitsplätze umgesetzt“. Mit einer konzertierten Aktion der Gewerkschaften am 24. Februar soll ein Zeichen gegen Lohndumping und für sichere Arbeit gesetzt werden.
Arbeit, so die Gewerkschafter, sei der wertvollste Rohstoff, den Deutschland besitze. Und er dürfe nicht zur Ramschware verkommen. Negativ-Beispiele gibt es genug, auch vor Ort. Und nicht von ungefähr wird die Continental Automotive GmbH im Mittelpunkt des Protestes stehen. Mindestens einer von fünf, auf die Produktion berechnet eher einer von vier Mitarbeitern ist hier Leiharbeiter. 180 davon arbeiten insgesamt bei Conti – übrigens in dem kritischen Bereich, in dem Ende 2012 circa 400 Stellen gestrichen werden sollen. Ein Leiharbeiter verdient hier an die 7,60 Euro. Seine Kollegin nebenan selbst in der untersten Tarifstufe 12,88 Euro. Eine Gemengelage, die zu Missstimmung führt, zu einem Ausverkauf der guten Leute, zu einer ungesicherten Lebensperspektive.
„Da verdienen sie so wenig wie im dritten Lehrjahr.“
Das ist auch Thema im Bereich Großhandel, sagt Michael Bürger (Verdi). Stichwort Leiharbeit: Im Ikea-Europalager sind von ca. 2000 Beschäftigten rund ein Drittel „ausgeliehen“. Beispiel Kaufland Logistik: Die Hälfte der 800 Beschäftigten rangiert noch unterhalb der Leiharbeit, sie sind Werkvertragsnehmer.
Bürger greift ein weiteres Konfliktthema auf: „Immer mehr Neueinstellungen sind befristete Beschäftigungen“. Mit allen Unsicherheitsfaktoren und Benachteiligungen. Beispiel LWL-Klinik Dortmund: Ausgelernten Altenpflegern, so Bürger, werde da ein Halbjahres-Vertrag für eine Teilzeitstelle angeboten. „Da verdienen die genauso wenig wie im dritten Lehrjahr“.
Protestmarsch am 24. Februar
Und dass Arbeitsvermittler oft genug selbst gekniffen sind? Im Jobcenter, so Bürger, werden seit Januar alle auslaufenden Arbeitsverträge nicht verlängert. Die Leute wechseln zwar nicht ihren Arbeitsplatz, dafür aber den Arbeitgeber. Wer vorher noch unter Flagge der Bundesagentur für Arbeit lief, werde jetzt nach kommunalem Tarifvertrag bezahlt – „und hat 300 Euro weniger im Geldbeutel“.