Dortmund. Gäste der Ultra-Kneipe Lenzstube haben in der Nacht zu Sonntag Polizisten attackiert und mit Flaschen beworfen. Die Polizei räumte die Gaststätte, in der 100 BVB-Fans den Derbysieg feierten. Die Polizei rätselt noch über den genauen Ablauf der Eskalation. Das Ordnungsamt der Stadt Dortmund bestellte derweil den Wirt zum Rapport. Auch ein Gewerbeverbot steht zur Debatte.
In der Nacht zu Sonntag sind Polizisten vor der Ultra-Kneipe Lenzstube von einer Gruppe Betrunkener attackiert und mit Flaschen beworfen worden. Die Lenzstube ist das Hauptquartier der größten Dortmunder Ultra-Gruppierung "The Unity". Wie es konkret zu der Eskalation gegen 1 Uhr nachts kam, ist derzeit unklar. Die Polizei ermittelt noch und hält sich mit Aussagen zurück. Fest steht: Das Ordnungsamt Dortmund hat im Umfeld der Lenzstube genug gesehen - und bestellt den Betreiber der BVB-Fankneipe zum Rapport, wie Stadtsprecher Hans-Joachim Skupsch auf Nachfrage bestätigt. Auch ein mögliches Gewerbe-Verbot steht im Raum.
Die Chronologie der Nacht zu Sonntag lässt sich noch nicht genau aufschlüsseln. Die Dortmunder Polizei ist zunächst nach eigenen Angaben wegen Krawallen in eine Wohnung in der Hohen Straße ausgerückt. Mehrere Personen flüchteten bei diesem Einsatz wegen mutmaßlicher Körperverletzung vor der Polizei auf die Straße. Als die Beamten einen gewaltbereiten Tatverdächtigen festnehmen konnten, wurden sie von mehreren Betrunkenen attackiert und mit Flaschen und Steinen beworfen. Die Polizisten blieben unverletzt. Ein Streifenwagen wurde beschädigt.
Fans berichten von "Polizeikessel"
Die Angreifer flüchteten dann in die Kneipe Lenzstube. Rund 100 BVB-Fans feierten dort den 2:0-Derbysieg gegen Revierrivale Schalke. Doch die Euphorie hielt sich offenbar in Grenzen. In Fan-Foren wird von einem "Polizeikessel" um die Ultra-Kneipe berichtet. Die Polizei räumte die Gaststätte, um die Flüchtigen aufzuspüren. Ob Polizeibeamte auch innerhalb der Kneipe attackiert worden sind, kommentierte die Polizei nicht.
Nach der Räumung nahm die Polizei von allen Gästen die Personalien auf. Zwei Personen wurden in Gewahrsam genommen. Die Polizei steht erst am Anfang der Ermittlungen.
Betreiber muss berichten
Im Umfeld der Lenzstube kam es in der Vergangenheit öfter zu Poizeieinsätzen. Das Ordnungsamt will deshalb nach dem jüngsten Vorfall vom Betreiber wissen, "was schief läuft", bestätigte Stadtsprecher Hans-Joachim Skupsch gegenüber DerWesten. Es werde ein Krisengespräch im Ordnungsamt geben. "Das letzte Mittel ist ein so genanntes Gewerbeuntersagungsverfahren", so Skupsch. Die Gewerbeordnung biete eine Menge an rechtlichen Möglichkeiten, den Betrieb der Lenzstube einzustellen. "Wir setzen zunächst auf Konsens, aber dann auch auf andere Maßnahmen als nur Verwarnungsgelder."
Im Mai 2009 hatten mehrere BVB-Fans gegenüber der Lenzstube einen Deutsch-Türken attackiert. "The Unity" verurteilte damals die Prügelei. Ganz deutlich distanziere man sich von von rassistischem oder gar neofaschistischem Gedankengut, hieß es.