Dortmund. Dem Dortmunder Flughafen droht trotz steigender Passagierzahlen das Aus. Denn laufende Verfahren wegen möglichweise zu Unrecht geflossener Subventionen könnten den Airport Millionen kosten. Und auch eine Verlängerung der Betriebszeiten ist längst nicht sicher.
Die Airport-Manager dürfen sich über einen deutlichen Anstieg der Passagierzahlen freuen: Von Januar bis Mai 2012 sind knapp 700.000 Fluggäste durchs Terminal geströmt, das entspricht einem Plus von 8,6 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Damit haben sich die guten Nachrichten aber auch schon erschöpft, die Flughafen-Chef Markus Bunk seinen Aufsichtsräten am Freitag vortrug. Denn die weiteren Aussichten sind bewölkt bis düster.
Am Horizont ziehen Gewitter auf, deren Einschläge den Airport in seinen Grundfesten erschüttern können. Einmal mehr bescheinigt der Wirtschaftsprüfer dem Flughafen ein „die Existenz gefährdendes Risiko“ durch die seit 2007 laufenden Verfahren, in denen die EU-Kommission prüft, ob das Subventionsprogramm „Neres“ und vor allem der dauerhafte Verlustauffang durch die Stadtwerke gegen die Spielregeln des EU-Binnenmarktes verstoßen. Noch bleibt offen, ob die Wettbewerbshüter den Airport tatsächlich zu Rückforderungen in Millionenhöhe verdonnern. Immerhin schätzt der Wirtschaftsprüfer das Risiko auf „25 bis 50 Prozent“.
Fluglinien verlassen den Flughafen
Obendrein können sich die Flughafen-Manager alles andere als sicher fühlen, dass die Münsteraner Bezirksregierung die gewünschte Betriebszeitenverlängerung bis 23 Uhr durchwinken wird: Der Antrag liegt seit Jahreswechsel 2010/2011 bei der Genehmigungsbehörde und dürfte nicht vor Sommer 2013 entschieden sein. Schüttelt Münster den Kopf, dreht sich die Abwärtsspirale noch schneller: Selbst am Airport geht man davon aus, dass die Gesellschaften noch mehr Strecken vom Radar nehmen. Air Berlin und EasyJet haben bereits angekündigt, zum Winterflugplan weitgehend die Düse zu machen. Allein dadurch können dem Flughafen ungefähr 300.000 Passagiere wegbrechen. Das Risiko, dass die Airlines darüber hinaus weitere Routen kappen, wird als „hoch“ angesehen und auf „75 bis 100 Prozent“ geschätzt.
Als wäre es damit nicht genug der Nackenschläge, muss der Flughafen mit neuem Streit rechnen, welche Maschinen in Wickede aufsetzen und abheben dürfen. 2009 hatte die Münsteraner Luftaufsicht das Höchstabfluggewicht auf 100 Tonnen begrenzt. Das reicht den Airlines, um gängige Maschinen wie den Airbus A320 oder die Boeing 737 auf die Reise zu schicken. Jetzt steht auch das wieder auf der Kippe: Die Nachbarstadt Unna hat vor dem Münsteraner Oberverwaltungsgericht (OVG) Klage eingereicht. Kommt sie durch, muss Münster erneut darüber befinden, welche Maschinen landen dürfen.
Personalabbau droht
Darüber hinaus drohen Arbeitsplatzverluste. Womöglich ab 2014 werden die Passagier- und Gepäckkontrollen vom Land ausgeschrieben. Bislang werden die Arbeiten von einer eigenen, 110-köpfigen Flughafen-Mannschaft erledigt. Sollte der Airport bei einer Ausschreibung nicht zum Zuge kommen, stehen die Jobs auf der Kippe. Es droht „entsprechender Personalabbau“, heißt im Geschäftsbericht.
Angesichts dieser düsteren Aussichten wirkt bereits der minimale Rückgang der Verluste von 19,8 Mio. Euro (2010) auf 19,5 Mio. Euro (2011) wie ein Lichtstrahl am Horiont. Bis Ende des laufenden Jahres soll das Defizit auf 19 Mio. Euro fallen. Aber selbst diese Rechnung steht auf tönernen Füßen. Denn: Auf 1,8 Mio. Passagiere, wie 2012 erwartet, dürfte der Airport im nächsten Jahr nicht mehr kommen. Durch den Rückzug von Air Berlin und Easyjet gehen Fluggäste und Einnahmen verloren.