Bottrop. Bottrop liegt beim aktuellen Ausbau von Solarenergie fast auf dem letzten Platz. Doch die Daten sind nicht differenziert genug, kritisiert die Stadt.
Für die Stadt Bottrop ist es wichtig, als Klimastadt wahrgenommen zu werden. Aktuelle Zahlen des Landesverbandes Erneuerbare Energien zeigen jedoch: Beim Ausbau von Solarenergie steht Bottrop im Jahr 2024 nicht gut da. Konfrontiert mit dem Ranking der neu installierten Photovoltaikanlagen wehrt sich die Stadt – und hat damit in großen Teilen recht.
Statistik ist zum Teil irreführend – Stadt kritisiert fehlende Relation
„Bottrop ist die Stadt mit den meisten Wärmepumpen in ganz Deutschland und der höchsten Solardichte in NRW gemessen an der Einwohnerzahl“, hebt die Pressestelle der Stadt auf Anfrage unserer Redaktion hervor. Hinzu kommt, dass Bottrop im Ruhrgebiet Spitzenreiter energieeffizienter Eigentumswohnungen sei.
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In einem aktuellen Ranking des Landesverbandes Erneuerbare Energien NRW landet Bottrop nur auf Platz 51 (von 53) vor Herne und Remscheid. Darin werden die neu installierten Solaranlagen im Jahr 2024 nach Landkreisen betrachtet. Der Rang ergibt sich aus der erzeugten Energie bzw. Leistung.
„Das Solarranking betrachtet absolute Zahlen und stellt diese dann in ein Gesamtranking, ohne die Einwohnerzahl in Relation zu betrachten“, kritisiert die Stadt Bottrop. „Daher kommt es offenbar nicht von ungefähr, dass die kleinsten kreisfreien Städte in NRW (Bottrop und Remscheid) in dem Ranking weiter hinten landen.“ In diesem Punkt ist die Statistik irreführend. Allerdings liefert die Erhebung des Landesverbandes weitere, differenziertere Daten.
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In Essen wird viel mehr Energie als in Bottrop gewonnen – aber nicht pro Kopf
„Essen hat zum Beispiel fünf Mal so viele Einwohner wie Bottrop, mehr Gebäude und folglich auch ein höheres Potential für Neuzubauten. Das ist nicht berücksichtigt“, schreibt die Stadt Bottrop. In der Übersicht zu neu installierten Solaranlagen nach Kommune zeigt sich: Essen hat mehr Anlagen neu gebaut und damit deutlich mehr Energie erzeugt als Bottrop, wodurch die Nachbarstadt auf dem 8. Platz, Bottrop hingegen auf Rang 61 landet.
Bei der „Leistung/Kopf“ sieht es tatsächlich anders aus. Hier wirkt die Bevölkerung auf das Ergebnis ein: Bottrop (Platz 370 von 396) mit rund 118.000 Einwohnern steht besser da als Essen (Platz 393) mit rund 584.000 Bürgern. Viele der größeren Städte in NRW sind im Verhältnis zu dünnbesiedelten Landkreisen schlechter platziert. Zumal Dortmund, aber auch Bielefeld, Hamm, Krefeld und Münster mehr Energie pro Kopf durch neue Solaranlagen erzeugt haben als Bottrop.
Ausbau stockt: Viele Flächen in Bottrop schon belegt
Vonseiten der Stadt heißt es: „In Bottrop ist die Solarnutzung durch die Aktivitäten im Rahmen des Innovation City-Prozesses seit vielen Jahren kontinuierlich ausgebaut worden. Das heißt, Bottrop war schon auf einem hohen Niveau, und die Dächer, auf denen der Einsatz von Photovoltaikanlagen möglich und sinnvoll ist, sind oft schon bebaut. Die „low hanging fruits“ sind hier schon abgeerntet, in anderen Städten ist dies augenscheinlich anders.“ Was in der Erhebung des Landesverbandes fehlt, ist die Gesamtzahl der vorhandenen Solaranlagen. Bottrop könnte somit insgesamt ein besseres Ergebnis zugeschrieben werden.
Zudem gibt es einen weiteren Grund für die vermeintlich geringe Anzahl der Neubauten in Bottrop: „Aufgrund der Haushaltslage in 2024 war die Förderung für den Ausbau von Solarenergie zunächst ausgesetzt“, so die Stadt Bottrop. Inzwischen habe der Rat der Stadt weitere Mittel zur Verfügung gestellt, sodass eine Förderung in Kürze wieder möglich sei.