Bottrop. Das war Rettung in letzter Minute. Zwei Wochen lang hat ein Mann in Bottrop seine Katze allein in der Wohnung gelassen. Eine Nachbarin hörte das Tier maunzen, verständigte Stadt und Polizei. Ein Schlüsseldienst öffnete die Tür. Katze Baby wird im Tierheim aufgepäppelt - auf Kosten ihres Besitzers.
Tier-Drama mit glücklichem Ende: Amtstierärztin Dr. Annette Geisthardt hat im Brinkmannsfeld eine Katze aus einer Wohnung gerettet, die der Besitzer nach Angaben von Nachbarn seit zwei Wochen dort allein gelassen hatte. Jetzt wird die Katze namens "Baby" im Tierheim aufgepäppelt. „Sie ist ein bisschen abgemagert, aber es geht ihr gut“, sagt Tierheim-Chefin Hildegard Frank-Tüllmann.
Nachbarin Lara Brandt hatte die Stadt am Freitag informiert: Seit zwei Wochen sei ihr Nachbar verschwunden. „Die Katze ist allein zu Haus und hat wahrscheinlich kein Essen und Trinken mehr.“ Amtstierärztin Annette Geisthardt fuhr noch am Freitag zu der Wohnung am Brinkmannsfeld und klebte dem Wohnungsinhaber ein Ultimatum an die Tür: Wenn er sich nicht bis Montag melde, werde die Stadt wegen Gefahr im Verzuge die Tür öffnen lassen und die Katze befreien.
"Gestern hat die Katze noch gejault, heute ist sie still"
Am Wochenende schlug die Nachbarin erneut Alarm, diesmal bei der Polizei: „Gestern hat die Katze noch gejault, heute ist sie still.“ Eine Polizeistreife rückte aus ins Brinkmannsfeld, sah aber an dem amtlichen Schreiben, dass der Fall schon in den richtigen Händen war. „Wenn die Amtstierärztin Unterstützung braucht, kommen wir gerne wieder“, sagte Polizeisprecherin Ramona Hörst am Montag.
Doch da war die Amtstierärztin schon weiter. Über den Eigentümer hatte die Stadt die Handynummer des Bewohners erhalten, aber immer nur seine Mailbox erreicht. Jetzt sei Gefahr im Verzuge, entschied die Amtstierärztin. Paragraf 16a des Tierschutzgesetzes gibt ihr in einem solchen Fall die Handhabe, „ein Tier, das (...) erheblich vernachlässigt ist oder schwerwiegende Verhaltensstörungen aufzeigt, dem Halter fortnehmen und (...) auf dessen Kosten anderweitig pfleglich unterzubringen“.
Katze "Baby" war verstört, aber halbwegs wohlbehalten
Annette Geisthardt beauftragte einen Schlüsseldienst, die Wohnung zu öffnen und das Schloss auszutauschen. In der Wohnung fand sie "Baby" verstört, aber halbwegs wohl behalten. Der Besitzer der Katze hatte offenkundig versucht, Vorsorge zu treffen für seine Abwesenheit. So hatte "Baby" noch reichlich zu trinken, aber der Futternapf war leer.
Seit Montag wird „Baby“ jetzt im Tierheim behandelt, entfloht und gepäppelt. Tierheimchefin Hildegard Frank-Tüllmann hat Verständnis für die Entscheidung der Tierärztin, nicht sofort einzuschreiten: Sie berichtet von einer Wohnungsöffnung auf Drängen der Nachbarn, bei der die Wohnungsinhaberin plötzlich auftauchten - mit einer Bekannten, die glaubhaft versicherte, sie habe das Tier jeden Tag versorgt.
Seinen Wohnungsschlüssel kann "Babys" Besitzer beim Veterinäramt abholen
„Babys“ Besitzer hat sich inzwischen gemeldet, berichtete Stadtsprecher Thorsten Albrecht gestern. Der Mann, dass er seine Wohnungsschlüssel beim Veterinäramt abholen kann - wenn er die Kosten bezahlt hat für den Schlüsseldienst, den Tierarzt und die acht Euro am Tag, die das Tierheim für „Babys“ Pflege in Rechnung stellt.