Bottrop. Nach langer Pause startet an den Grundschulen wieder der Präsenzunterricht. Sicherheit ist bei aller Freude großes Thema. Das wird dafür getan.
Nach Wochen des Lernens daheim, ohne Mitschüler und Klassenlehrerin, freut Zofia (10) sich am Montag darüber, „dass endlich die Schule wieder losgeht“. Chioma (10), die in der Familie zusammen mit einem Geschwisterkind für die Schule lernte, hat vor allem ihre Freunde vermisst. Beide Mädchen tragen gewissenhaft ihre Masken, halten bei unserem Kurzinterview auf dem Schulhof deutlich Abstand. Bei aller Freude - auch eine gewisse Vorsicht ist ihnen anzumerken, am ersten Tag des Wechselunterrichts an der Albert-Schweitzer-Grundschule.
Nachrichten über Virusmutationen verunsichern in Bottrop
Diese fast schüchterne Zurückhaltung hat auch Schulleiterin Christiane Gosda festgestellt, als sie am Morgen die ersten Schülergruppen, die in den Präsenzunterricht zurückgekehrt sind, alle persönlich begrüßte. Sie und das Kollegium sind ja auch mit gemischten Gefühlen an den Start gegangen. „Wir freuen uns sehr, die Kinder zu sehen. Aber es schwingt auch große Sorge mit.“ Anders als nach dem ersten Lockdown sei die Sieben-Tage-Inzidenz aktuell wieder gestiegen, und dann noch die Nachrichten über die Virusmutationen. . . „Wir sind gespannt, wie es sich entwickelt“, sagt die Sprecherin der Bottroper Grundschulen.
Jeweils die Hälfte der Klassen ist da, in der 1b zum Beispiel sind das acht Jungs. Dienstag kommen die zwölf Mädchen, und so wechseln sich die Gruppen ein über den anderen Tag ab. Für den jeweiligen Distanzlerntag werden Arbeitsmaterialien mitgegeben. „Wir bieten keinen Hybridunterricht mit Live-Übertragung aus dem Klassenzimmer an“, berichtet Gosda. Die Versorgung mit digitalen Endgeräten sei nicht flächendeckend in den Familien gegeben, auch der bisherige Distanzunterricht sei überwiegend analog erfolgt. Und habe im Übrigen sogar besser geklappt, als vorher befürchtet.
Aufteilung der Klassen zum Beispiel nach Jungen und Mädchen
Nicht, dass die Jungen-Mädchen-Trennung irgendwo festgelegt wäre: „Bei uns in der Klasse hat diese Aufteilung nur einfach gut gepasst“, sagt Klassenlehrerin Stephanie Scharne. Die fußballbegeisterten Jungs sitzen mit Abstand an den Tischen, bunte Kärtchen mit der Aufschrift „Willkommen zurück! Schön, dass wir uns endlich wiedersehen“ samt Regenbogen liegen an jedem Platz neben den farbenfrohen Schälchen, die als „Maskenparkplatz“ dienen.
Nach dem Minus-Rechnen in Mathe ist nun das ABC in Deutsch dran, Stephanie Scharne nutzt die Chance, individuell auf die Schüler einzugehen. Manchmal mahnt sie auch, die Maske über die Nase zu ziehen oder bietet Alper (6) an, beim Festknoten des Schutzes zu helfen. Alles muss sich erst einmal wieder zurecht ruckeln, so scheints, auch die konzentrierte Mitarbeit.
Klassenlehrerin: „Die Eltern vertrauen uns“
„Ich will unterrichten und das nicht aus der Distanz von zu Hause machen“, sagt Stephanie Scharne. Es bleibe zwar mit Blick auf Corona ein mulmiges Gefühl, „aber ich denke schon, dass wir uns gut schützen“. Von den Eltern ihrer Klasse wisse sie: „Sie vertrauen uns, dass wir das hier sicher umsetzen.“
Feste Kohorten, vom Schulträger gestellte FFP2-Masken für die Lehrer, Stoßlüften, regelmäßige Tests im Kollegium - gäbe eine Impfung darüber hinaus noch mehr Sicherheit? Christiane Gosda persönlich findet das schon. „Wir machen hier Klassenlehrerunterricht. Aber es gibt ja auch wechselnde Lehrkräfte innerhalb einer Gruppe.“ Diese könnten, etwa beim Fachunterricht, in einer Woche hunderte Kontakte haben.
75 Anmeldungen für die Notbetreuung
Die größte Herausforderung ist übrigens nicht die Aufnahme des Schulbetriebs mit wechselnden Gruppen, betont Gosda. Sondern die personelle Betreuung der zusätzlichen Notgruppen, die es ja auch noch an der Grundschule gibt - für all die Kinder, die eigentlich ihren Distanzunterrichttag haben, aber daheim nicht betreut werden können. „Bislang hatten wir 45 Kinder in der Notbetreuung. Mit der Aufnahme des Präsenzunterrichts hat sich das gesteigert auf 75 Anmeldungen“, berichtet die Schulleiterin.
In der Elternschaft gebe es grundsätzlich die ganze Bandbreite an Reaktionen auf die Schulöffnung – von „gut, dass es wieder los geht“ bis hin zu großer Sorge.
Unterschiedliche Modelle an den Schulen
Neben den Grundschülern dürfen auch die Förderschüler und die Schüler aus den Abschlussklassenseit Montag wieder zur Schule gehen. Die Schulleitungen organisieren den Präsenz- und Distanzunterricht jeweils zum Schulstandort passend. An der Albert-Schweitzer-Schule gibt es zum Beispiel das tageweiseWechselmodell. Grundschul-Sprecherin Christiane Gosda weiß aber etwa auch von anderen Standorten, die Schichtmodelle (früher / später Vormittag) bevorzugen.