Bottrop. Zwei Firmen stiegen aus, doch in die Bottroper Innovation City steigt der Umweltaktivist Dirk Gratzel groß ein – ein Mann mit mutigen Ideen.
Der Umbau der Innovation City Management Gesellschaft, die in Bottrop über zwölf Jahre lang das gleichnamige Klimaschutzmodellprojekt mitorganisiert hatte, ist so gut wie abgeschlossen. Neue Hauptgesellschafterin ist die Greenzero-Beteiligungsgesellschaft des Umweltunternehmers Dirk Gratzel. Er ist auch der neue Aufsichtsratsvorsitzende des Bottroper Unternehmens. Seine Greenzero hält inzwischen 56 Prozent anstatt der zunächst geplanten 51 Prozent der Anteile der Beratungsfirma, an der auch die Stadt Bottrop beteiligt ist. Neuer zweiter Geschäftsführer ist Carsten Tum. Er war früher Planungsdezernent in Duisburg.
Der Initiativkreis Ruhr bleibt als früherer Hauptgesellschafter an der Innovation City-Management-Gesellschaft beteiligt: allerdings nur noch mit 16 Prozent. Die Stadt Bottrop ist mit ihrem zehnprozentigen Anteil, der sie wegen einer Kapitalerhöhung um die 360.000 Euro kostet, daher gemeinsam mit der Betrem GmbH drittgrößte Gesellschafterin. Neu im Innovation-City-Boot ist das Facility-Unternehmen Gegenbauer mit acht Prozent. Sowohl die RAG Montan Immobilien als auch die Firma Agiplan ziehen sich aus dem Gesellschafterkreis zurück.
Neuer Innovation-City-Kopf erstellt Öko-Bilanzen für Firmen
„Wir sind stolz, dass es für uns nun erfolgreich weitergeht: Bottrop ist unser Pilotprojekt. Die ICM hat sich aber längst noch breiter aufgestellt und begonnen, die in der Modellstadt erprobten Konzepte zur Energie- und Klimawende von unten bundesweit auszurollen“, sagte Geschäftsführer Burkhard Drescher. Mit der Greenzero-Beteiligungsgesellschaft gewinne die Beratungsfirma eine kompetente und idealistisch eingestellte Mehrheitsgesellschafterin, um wie in Bottrop die Klimawende von unten auch in anderen Städten voranzubringen. So versucht Greenzero-Geschäftsführer Dirk Gratzel seine Vision von einem umweltneutralen Leben auch vorzuleben.
Mit Wissenschaftlern der Universität Berlin gründete Dirk Gratzel mit greenzero.me ein Unternehmen zur Erfassung der Öko-Bilanzen von Menschen und Unternehmen, auf deren Basis die von ihnen verursachten Umweltbelastungen ausgeglichen werden sollen. Der gebürtige Essener, der früher auch als Pressesprecher und Justiziar bei der Daimler AG tätig war, arbeitet dabei etwa auch mit dem FC Schalke 04 zusammen.
Umweltunternehmer kauft der RAG große Zechenbrachen ab
Green Zero-Kopf Gratzel kaufte auch der RAG auch zwei Bergbaubrachen in Marl ab. Aus den zusammen elf Hektar großen Arealen der alten Zechen Polsum I und Polsum II will der Unternehmer ein hochwertiges Ökotop bilden. Drei weitere insgesamt mehr als 90 Hektar große Ex-Bergbauflächen kaufte der Aktivist als Geschäftsführer des ebenfalls von ihm gegründeten Umweltunternehmens Heimat-Erbe: das Zechenareal von Ewald 5 in Herten, das Gelände Kurl 3 in Lünen, und die Halde Westfalen in Ahlen.
Auch diese Zechenbrachen will das Unternehmen ökologisch aufwerten und sie anderen Firmen für den Ausgleich ihrer Öko-Kosten zum Kauf anbieten. In Marl entstand als erstes eine Streuobstwiese mit 60 Bäumen alter Sorten von Äpfeln, Birnen, Pflaumen, Quitten, und Mispeln. Eine alte Schmiede auf dem Ewald-Gelände in Herten wurde zum Artenschutz-Quartier für Singvögel, Seglervögel, Eulenvögel, Greifvögel sowie zum Unterschlupf für Fledermäuse, Amphibien, Reptilien, Insekten und Säugetiere.