Bottrop.. Für ihre Osteuropahilfe erhält Elisabeth Alemany die Auszeichnung „Mérite Européen“. Über 3000 Lkw mit Hilfsgütern brachte sie schon auf den Weg.
Es ist nicht die erste Auszeichnung, die Elisabeth Fessl de Alemany erhält. Und doch freut sie sich über diese besonders: Mit der Medaille Mérite Européen bekommt die Initiatorin der Bottroper Osteuropahilfe sozusagen den Verdienstorden Europas. Die Luxemburger Stiftung zeichnet damit Bürger aus, die sich um die Verständigung in Europa verdient gemacht haben.
„Das ist die Krönung“, begeistert sich die 82-Jährige denn auch. Seit 29 Jahren sammelt sie Hilfsgüter und medizinische Ausrüstung für Ungarn, Serbien, Georgien und andere Länder in Osteuropa. Gerade hat sie fünf Giga-Liner auf die Reise geschickt, bepackt mit der kompletten Ausstattung für ein Altenheim. Der Bottroper Unternehmer Karl Reckmann hatte ihr die Ausstattung des alten Christophorus-Hauses überlassen; das neue Haus war neu eingerichtet worden. Insgesamt hat Elisabeth Fessl de Alemany in all den Jahren weit über 3000 Lastwagen auf den Weg geschickt. Wer wollte bestreiten, dass sich die engagierte Frau um die europäische Verständigung verdient gemacht hat?
Sie wurde zugleich Zeugin des Wandels
Zugleich wurde sie Zeugin des Wandels auf dem Kontinent und weiß die Vorteile der EU zu schätzen. Sie erinnert sich noch an Zeiten, da dauerte
allein die Einreise nach Ungarn sechs Stunden. Oft hätten die Grenzer den Inhalt der Lkw mehr als genau kontrolliert und sich durch jeden Karton mit Bettwäsche, Kaffeeservicen und anderen Hilfsgütern gewühlt – mit der Folge, dass der Konvoi schon mal zwei Tage stillstand. „Das kann sich heute niemand mehr vorstellen. Welche Vorteile wir durch die EU im Zusammenleben haben, ist unglaublich. Die EU ist ein Gottesgeschenk“, ist sie überzeugt.
Der deutsche Freundes- und Förderkreis des Mérite Européen hatte die Bottroperin für die Auszeichnung vorgeschlagen. „Ein Vorstandsmitglied kannte Elisabeth Alemany und ihren Einsatz für Osteuropa“, erläutert die Generalsekretärin des Freundeskreises, Ingeborg Smith. „Die karitative Arbeit, ihr großer Einsatz für Europa und der medizinische Hilfseinsatz sind Gründe für die Auszeichnung.“
Verschiedene Nationen spielen in ihrer Vita eine Rolle
Wann genau die Medaille in Silber überreicht wird, ist noch offen. Es wird auf jeden Fall einen Festakt geben. Elisabeth Alemany kann sich aussuchen, ob sie in Berlin, Luxemburg oder in Bottrop geehrt werden möchte.
In Bottrop hat sie bereits das Bundesverdienstkreuz in Empfang nehmen dürfen. Daher tendiere sie dazu, die Auszeichnung in Luxemburg entgegenzunehmen. Dort erhalten auch Preisträger aus anderen europäischen Ländern ihre Medaille, und es könne interessant sein, dort Kontakte zu knüpfen, so die Überlegung der Bottroperin.
Die Auszeichnung passt zu ihrer Vita: Ihr Vater war Deutscher, die Mutter Ungarin, aufgewachsen ist sie in Armut im ehemaligen Jugoslawien. In Deutschland arbeitete sie schließlich als Knappschaftsärztin und war verheiratet mit einem Gefäßchirurgen spanischer Herkunft. Mit der Auszeichnung wird sie Mitglied eines exklusiven Zirkels. Nur rund 150 Preisträger gibt es in Deutschland und Österreich, darunter Lehrer und Wissenschaftler und einige Politiker.
In Serbien entsteht gerade eine häusliche Pflege
In Ungarn wurde Anfang 2000 das Alemany-Haus gegründet und nach ihr benannt. Gerade hat sie in Serbien eine häusliche Pflege ins Leben gerufen, ein besonders schwieriges Unterfangen. Weiterhin sammelt sie Hilfsgüter für die Csilla von Boeselager Stiftung Osteuropa-Hilfe. Vor allem Bettwäsche, Handtücher und medizinische Hilfsmittel könne die Gruppe gut gebrauchen, sagt Elisabeth Alemany. Aber auch Kleidung, insbesondere Herrenschuhe und Nachthemden seien gefragt.