„I love you“ heißt die neue Ausstellung der Malerin Karin Pietrucha. Eröffnet wird die spannende Schau am Freitagabend in Bottrops Kulturkirche.
Als ihr Sohn 1997 in Heilig Kreuz getauft wurde, ging es dort weniger bunt zu. Mittlerweile ist das Gotteshaus zur Kulturkirche mutiert und Karina Pietrucha zeigt dort ab Freitagabend, wie Liebe sein kann: bunt, im Großformat aber auch en miniature. „I love you“ nennt die Malerin die Ausstellung - und erinnert damit auch an ihre letzte Einzelschau „Love“ in der Jahresausstellung Bottroper Künstler 2017 im Museum Quadrat. Auch die „Herz Dame“, ihr Lieblingsbild von damals, ist in der aktuellen Schau noch einmal zu sehen. Das zählt immer (noch) zu den Favoriten der gebürtigen Polin, die vor vielen Jahren Bottrop zur Wahlheimat erkoren hat.
Der Kirchenraum ist ungleich größer als das Kabinett damals im Quadrat. Auf den riesigen, hohen Ziegelwänden der Kirche wirken aber selbst die größten Bilder fast zierlich. Auch das riesenhafte Paar mit den markanten knallroten Lippen, das sich auf Cocktailsesseln gegenüber sitzt. Ihr hängen fast lüstern zwei Kirschen vor dem Mund. Sein Anzug nimmt das Motiv einer Stehlampe im Hintergrund auf, deren Schirm eine üppige rothaarige Frauengestalt ziert. Karina Pietrucha spielt dort wie so oft mit Nähe und Distanz, erzählt Geschichten, die der Betrachter durchaus weiterdenken kann. Diese Paarbeziehung ist uneindeutig, keinesfalls ohne Erotik.
Auch die Kirche ist kein liebesfreier Raum
Die Fantasie wird von den umgebenden Bildern aus neuerer Zeit weiter getrieben. Männer und Frauen: Erstere kommen wie ein verwirrendes Puzzle aus starken Linien mit Ecken und Kanten daher. Nur einige der Figuren sind mit gelber Farbe hervorgehoben. Die Linie beherrscht diese Arbeit, aber auch deren Pendant: die Frauen. Die Linienführung gerät weicher. Alles wirkt runder, fließender, weniger machohaft. Selbst die Farbtöne geraten eine Spur sanfter. Und dann bricht das „Hetero-Chaos“ aus. Männer und Frauen treffen im dritten Bild der Serie aufeinander.
Tumult, Anziehung, abstoßen, mögliche und unmögliche Positionen: „Alles Facetten von Liebe, die ja nicht nur zwischen Mann und Frau stattfindet, sondern auch ganz anders geartet sein kann“, sagt die Malerin. Und auch die Kirche sei ja schließlich kein liebesfreier Raum: Gottesliebe, Nächstenliebe, selbst das übernatürliche, theologische Band der Liebe zwischen den göttlichen Personen der Dreifaltigkeit lässt sich in der Kulturkirche visuell nachvollziehen. Denn noch ist die sakrale Ausstattung vorhanden, zum Beispiel die schwebende Taube über dem Altar als Sinnbild des Heiligen Geistes.
Im ehemaligen Altarraum wird es ganz schön irdisch-bunt. Eine surreal anmutende kraftvolle Frauengestalt räkelt sich zwischen den für die Malerin typischen minutiös gemalten Mustern aus zarten Linien und feinsten Farbschattierungen, die sich dort wie Bühnenvorhänge öffnen und den Blick auf die Liegende freigeben. Vor allem neuere Arbeiten wirken wie ein vielschichtiges Gespinst auf einem Untergrund aus gemalten Kästchen, einer Acrylfarbschicht und unzähligen Filzstiftlinien. Die Farbschattierungen entstehen durch den unterschiedlichen Druck, mit dem Karina Pietrucha den Filzstift führt. Aber auch die Fans ihrer frühen Arbeiten kommen in der Kulturkirche durchaus auf ihre Kosten. So sind auch einiger der üppigen, bunt-wimmelnden Blumenbilder zu sehen. Ein starker Kontrast zu den jüngsten Arbeiten, die eher wie strenge, seriell angelegte Zeichnungen daherkommen.
Fazit: Starke Bilder in einem starken Raum. Wer ab heute Abend dort wen dominiert, hängt sicher auch vom Betrachter ab.
Die Eröffnung
Die Ausstellung „I love you“ mit Bildern der Malerin Karina Pietrucha wird am Freitag, 2. August um 19 Uhr in der Kulturkirche Heilig Kreuz an der Scharnhölzstraße 37 eröffnet.
Bei der Vernissage führt Dr. Ulrike Growe, stellv. Leiterinn des Josef-Alber-Museums Quadrat in das Werk der Künstlerin ein. Zu sehen sind die Arbeiten bis zum 15. September, sonntags von 14 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung. Info:
0171/2238357
oder www.kulturkirche-heiligkreuz.de