Bottrop. Mentor - Die Leselernhelfer nennt sich der neue Bottroper Verein. Er sucht weitere Helfer und Schulen, in denen seine Mitglieder helfen dürfen.

Walter Lux liest gern, die Tageszeitung sowieso. An einen Artikel in der WAZ erinnert er sich besonders gut, weil der etwas in ihm auslöste. „Wege durch den Wörterwald“, zitiert der Bottroper die Schlagzeile. Reporterin Annika Fischer schildert in dem Artikel, wie die Studentin Paula einer kleinen Tamilin dabei hilft, lesen zu lernen. „Das kannst du auch“, erinnert sich Walter Lux bei unserem Treffen in der Lebendigen Bibliothek an seine erste Reaktion.

Paula ist eine von bundesweit mehr als 11.500 Mitgliedern des Vereins „Mentor - die Leselernhelfer“. Der Buchhändler Otto Stender aus Hannover hatte den Verein auf den Weg gebracht, um die Leselust junger Menschen zu fördern. Dabei macht Walter Lux jetzt auch mit. Gemeinsam mit seiner Frau Ilona traf er sich mit sechs Freunden und Bekannten und gründete im eigenen Wohnzimmer an der Eichendorffstraße den Bottroper Mentor-Verein. Noch sind nicht alle Formalitäten erledigt, doch Lux macht sich schon einmal auf die Suche nach Schülern und weiteren Leselernhelfern.

Jedes fünfte Grundschulkind kann nicht richtig lesen


Wenn Kinder nicht gut genug lesen können und auch nicht richtig verstehen, was sie da lesen, leiden sie womöglich ihr ganzes Leben darunter: im Berufsleben, aber auch sonst, meint der 71-Jährige. „Viele Schüler haben da heute aber große Lücken. Jedes fünfte Grundschulkind kann nicht richtig lesen“, bedauert er. Die Familien der Kinder könnten ihnen oft nicht helfen, und auch Lehrer stießen an ihre Grenzen, weil sie ja gar nicht die Zeit dazu haben, sich um jedes Kind einzeln zu kümmern. Walter Lux findet das sehr bedenklich.

Die Mentoren nehmen sich diese Zeit. „Bei uns gilt das Eins-zu-Eins-Prinzip“, sagt der Bottroper. Also übt ein Erwachsener immer nur mit einem Kind lesen. Eine Stunde lang setzen sie sich einmal die Woche dazu in der Schule zusammen. Es könne nach dem Unterricht sein oder auch in einer Freistunde. Mindestens ein Jahr lang sollte die Betreuung dauern, gern aber auch länger. „Vielleicht gelingt es ja sogar, in den Kindern Freude am Lesen zu wecken und ihnen ganz neue kulturelle und geistige Welten zu erschließen“, hofft der 71-Jährige.

Die Schulkinder sollen in den Lesestunden Spaß haben

Leselernhelferin Paula übt mit einer kleinen Tamilin an der Libori-Grundschule in Dortmund.
Leselernhelferin Paula übt mit einer kleinen Tamilin an der Libori-Grundschule in Dortmund. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann



Die Lehrkräfte wählen die Kinder aus, die gefördert werden sollten und für die Lesestunden in Frage kommen. Zu allererst zu den Grundschulleitern sucht der Vereinsgründer derzeit Kontakt. Denn Lesen fördern sollte man so früh wie möglich, findet er. Die Kinder müssen das aber unbedingt wollen und ihre Eltern müssen dem zustimmen. Aus welchen Familien die Kinder stammen, spiele keine Rolle.

„Alles ist freiwillig und unentgeltlich“, betont Walter Lux. Die Leselernhelfer werden mit den Kindern bestimmt nicht stur pauken, sondern mit ihnen über die Bücher, über das Gelesene und auch über andere Dinge sprechen, wenn sie das mögen. „Wir lassen uns Zeit beim Lesen. Es gibt vor allem keinen Notendruck. Denn die Kinder sollen ja Spaß haben“, erklärt der Pensionär.

Bürgermeister Strehl und Kabarettist Eisenberg sind Schirmherren

Die Mentoren selbst haben Spaß am Lesen. Das qualifiziere sie auch für ihre Aufgabe. Im Verein werden sie allerdings vorbereitet und können zweimal im Jahr an Fortbildungskursen teilnehmen. Die Leselernhelfer treffen sich auch regelmäßig, um ihre Erfahrungen auszutauschen. Tipps holen sich die Bottroper Mentoren von den anderen Vereinen im Ruhrgebiet, etwa in Bochum, Dortmund oder Herne.

Dem Bottroper Mentor-Verein gehören so kurz nach seiner Gründung vier fördernde Mitglieder und vier aktive Leselernhelfer an. Seine Schirmherren sind Bürgermeister Klaus Strehl und der Bottroper Kabarettist Benjamin Eisenberg. Um weitere Mitglieder wirbt der Verein schon. „Sie sollten gut zuhören und erzählen können und Freude daran haben, jungen Menschen zu helfen“, sagt Walter Lux.