Bottrop/Gladbeck. Das Drama um Dori, die tagelang in Bottrop an einem Baum angebunden war, hat ein Happy End. Ihre neue Familie nennt sie Maya – aus diesem Grund.
Die dunklen Knopfaugen schauen aufgeweckt, und neugierig schnüffelnd begrüßt die schwarze, kleine Hündin ihre Besucher: Die an der Halde Prosperstraße ausgesetzte Dori hat ein neues Zuhause gefunden, in dem sie sich offensichtlich wohl fühlt. Damit hat das Drama um die Hündin, die etwa drei Tage lang in einer versteckten Mulde angebunden war bevor sie gerettet wurde, ein gutes Ende gefunden. Sie lebt jetzt bei Familie S. in Gladbeck.
Anonymer Anruf im Bottroper Tierheim
Dort rufen Johanna (15), Lena (11) und ihre Eltern, die ihren Familiennamen lieber nicht nennen mögen, die Hündin allerdings Maya. Den Grund erläutert Tierheim-Chefin Hildegard Tüllmann: „Wir haben einen anonymen Anruf bekommen.“ Demnach heiße die Fundhündin Maya, und tatsächlich habe sie sehr gut auf diesen Namen reagiert. Aufgrund des Anrufes wollen die Tierfreunde jetzt noch weiter zu Mayas Geschichte recherchieren, „wir sind am Ball“.
Familie S. gehörte nicht zu den Hundefreunden, die sich gezielt Doris bzw. Mayas wegen im Tierheim gemeldet hatten. Vielmehr hatten die Vier zufällig zu diesem Zeitpunkt nach einem neuen, möglichst kleinen Familienhund gesucht, sich eigentlich auch schon eine Pekinesen-Mischung ausgeguckt. „An dem Tag, an dem wir sie uns anschauen wollten, ist sie dann aber schon vermittelt worden“, erzählt das neue Frauchen. Im Tierheim sei der Familie vorgeschlagen worden, stattdessen mit Dori/Maya eine kleine Runde zu drehen.
Die Chemie zwischen Hündin und Familie stimmte sofort
„Als wir das erste Mal mit ihr spazieren gingen, wussten wir nicht, welche Geschichte sie hat.“ Sie hatten zwar von dem ausgesetzten Hund gehört – das aber erst nicht mit der kleinen Hündin in Verbindung gebracht, mit der die Chemie sofort stimmte. „Sie hat sich direkt gefreut und war schon beim zweiten Mal uns gegenüber nicht mehr so ängstlich“, erzählt das neue Herrchen.
Mehrere Tage gingen sie mit der Kleinen spazieren – wie es bei jeder Hunde-Vermittlung in Bottrop üblich ist – und nahmen sie schließlich mit heim. Hildegard Tüllmann hatte das gute Gefühl, das Tier dieser hundebegeisterten Familie anvertrauen zu können.
Erfahrung mit tierischen Pflegefällen
Mit Vierbeinern, die Schwieriges erlebt haben, hat die Familie Erfahrung. „Bis vor kurzem hatten wir zwei Pflegefälle“, erzählt Herr S., der als Kind mit Dackeln groß wurde. „Unser Golden Retriever kam aus einer Tötungsstation in Istanbul.“ Und ihre Lucy habe als Welpe erleben müssen, wir ihr Geschwisterchen von einem Schäferhund angegriffen wurde. Beide Tiere habe die Familie innerhalb kurzer Zeit an Krebs verloren, den Großen im April und die Shih-Tzu-Mini-Malteser-Hündin im Juli. Erstmal dachten alle: Wir wollen nie wieder einen Vierbeiner. Doch dafür war ihr Hundeherz am Ende zu groß.
Im Dunkeln hat die Hündin noch Angst
Neuzugang Maya macht einen freundlichen, aktiven und verspielten Eindruck. Aber dass sie offenbar tagelang allein angebunden war, hat wohl Spuren hinterlassen. „Tagsüber ist sie gut drauf. Aber im Dunkeln hat sie Angst“, berichtet ihr Frauchen. Bei den ersten Spaziergängen zu dunkler Stunde habe sie nur zwei, drei Schritte gemacht und sich dann sofort umgeguckt und rückversichert, dass ihre Besitzer noch da sind. „Aber es wird besser, jetzt ist es schon nicht mehr so extrem.“ Dennoch lässt die Familie der Hündin nachts noch ein bisschen Licht an. Auch bei manchen Erwachsenen reagiere der Vierbeiner zunächst zurückhaltend, zeige teils Angst. Beide Verhaltensweisen wundern die neuen Besitzer aufgrund ihrer Erfahrungen nicht: „Sie wurde zum Sterben in den Wald gebracht“, empören sie sich.
Das Herz der Familie hat Maya jedenfalls vom ersten Moment an erobert – auch wenn sie seit ihrem Einzug am 25. Oktober schon drei Bälle geschrottet hat. . . „Wir gehen davon aus, dass sie anderthalb Jahre alt ist“, so Familie S. Bereits im Garten hätten sie bemerkt, dass manchmal der Jagdtrieb durchkommt. „Wir gehen davon aus, dass Dackel und Border Collie drin stecken.“
Jetzt geht es in die Hundeschule
Am Wochenende stand der erste Besuch in einer Hundeschule an. „Sie tut mir leid – am Wochenende in die Schule“, scherzt Lena, die über Maya sagt: „Sie ist so fluffig wie eine Wolke.“ Schwester Johanna ergänzt „Sie ist sooo süß.“ Und ihre Mutter findet: „Sie bringt hier helle Freude rein!“