Bochum-Wattenscheid. Der alte Standort „platzt aus allen Nähten“ – jetzt wird der Bau eines neuen Gerätehauses für einen Wattenscheider Löschzug konkreter. Die Pläne.
Der bisherige Standort ist alt, nicht mehr zeitgemäß und viel zu eng: Seit Jahren ächzt die Freiwillige Feuerwehr Wattenscheid-Heide unter den Bedingungen in ihrem Gerätehaus an der Bochumer Straße. „Wir platzen aus allen Nähten“, sagt Löschzugführer Stefan Sackers, „die Zustände werden immer prekärer“.
„Ein Neubau für diese Löscheinheit ist dringend nötig“, stellte auch Bochums Feuerwehrchef Simon Heußen klar: „Heide ist überfällig.“ Das Zitat ist aus November 2021. Kurz darauf verabschiedete der Rat der Stadt einen Planungsbeschluss. Drei Jahre später wird ein Neubau nun endlich konkreter. Noch vor Weihnachten soll der Rat den Baubeschluss fassen. „Wir warten sehnlichst drauf“, sagt Löschzugführer Sackers.
Keine geschlechtergetrennte Umkleiden und Waschräume
Der 53-Jährige beschreibt die Umstände am Gründungsstandort: Er freue sich darüber, dass die Löscheinheit inzwischen die vierte Frau aufnehme – geschlechtergetrennte Umkleide- oder Waschmöglichkeiten indes hat seine Freiwillige Feuerwehr nicht. „Das hält womöglich die ein oder andere ab.“
Und auch sonst seien die „räumlichen Kapazitäten so eingeschränkt, dass wir nur für 30 Leute maximal was unterbringen können“. Die Rede ist von Dienstkleidung und Ausrüstung für die mehr als 40 Aktiven. Die Ausrüstung der Jugendfeuerwehr wurde phasenweise in Plastikkisten gelagert. Inzwischen steht ein Container auf dem Gelände, in dem sich die Jugendlichen umziehen und ihre Kleidung in Spinden aufbewahren können.
Freiwillige Feuerwehr Wattenscheid-Heide führt eine Warteliste
Die Löscheinheit ist dennoch am Limit: „Wir haben insbesondere bei der Jugendfeuerwehr eine intensive Nachfrage, der wir nicht nachkommen können“, erklärt Stefan Sackers. „Wir mussten teilweise schon Leute auf die Warteliste setzen, weil wir einfach keine Kapazitäten mehr haben.“ Es sei „sehr unglücklich, wenn man Leute abweisen muss“, sagt er. Das Ehrenamt schöpfe aus der Jugendarbeit, eigentlich wolle er jeden und jede mit Interesse aufnehmen.
„Wir haben insbesondere bei der Jugendfeuerwehr eine intensive Nachfrage, der wir nicht nachkommen können. Wir mussten teilweise schon Leute auf die Warteliste setzen, weil wir einfach keine Kapazitäten mehr haben.“
Auch die Fahrzeughalle ist „sehr beengt“, gibt der Löschzugführer zu Protokoll. Der Brandschutzbedarfsplan der Stadt Bochum hält Schwarz auf Weiß fest, was genau das heißt: Zwei Stellplätze würden derzeit von vier Fahrzeugen genutzt. „Diese müssen so eng aneinander geparkt werden, dass die Fahrzeughalle nicht mehr durchquert werden kann.“
Feuerwehr in Bochum: Zweigeschossiger Neubau geplant
Das alles soll sich ändern: An der Märkischen Straße 11a, neben dem Wellenfreibad Südfeldmark, ist ein zweigeschossiger Neubau geplant. Das Gelände gehört bereits der Stadt. „Angestrebt wird ein möglichst geringer CO2-Fußabdruck“, heißt es in der Beschlussvorlage der Verwaltung. Vorgesehen sind demnach unter anderem eine kompakte Bauweise, Holz als wesentliches Baumaterial und ein intelligentes Gebäudeenergiekonzept. Das Dach soll begrünt werden, außerdem eine Photovoltaikanlage bekommen.
41 Bäume müssen auf dem Gelände für die Planung gefällt werden. „Zur Kompensation“ sollen im Gegenzug 56 Bäume neu gepflanzt werden; 15 auf dem Grundstück selbst, zehn auf der angrenzenden Fläche zum Freibad sowie 31 in der Grünanlage „Monte Schlacko“.
Kosten für neues Gerätehaus: Rund 10,8 Millionen Euro
In der Machbarkeitsstudie von 2021 wurden die Kosten noch anhand vergleichbarer Bauvorhaben der Zentralen Dienste auf rund 7,7 Millionen Euro geschätzt. Inzwischen sind die Planungen weitaus konkreter, deshalb sei auch eine „sehr konkrete Kostenprognose“ möglich, so die Verwaltung.
Im September 2024 war nach Angaben der Verwaltung zwischenzeitlich gar von mehr als 14 Millionen die Rede. Die Verantwortlichen rechneten nach, identifizierten Sparmöglichkeiten: So soll das Gebäude nun entgegen erster Pläne keinen Aufzug bekommen, auf Sonnenschutz und Akustikmaßnahmen an Wänden und Decken wird verzichtet, statt Fliesen sollen Linoleumböden verlegt werden. „Durch viele Abstimmgespräche des Generalplaners mit den Zentralen Diensten und der Feuerwehr konnten die Kosten von den anfänglichen über 14 Mio. Euro auf 10,8 Mio. Euro reduziert werden.“
Gibt der Rat am 19. Dezember grünes Licht, könnte bis Mai 2025 die Baugenehmigung erteilt und bis Juli 2025 die Ausführungsplanung vorgenommen werden. Die eigentlichen Bauarbeiten könnten dann im zweiten Quartal mit dem Abriss der bestehenden Hallen starten. Läuft alles nach Plan, könnte im Sommer 2027 Um- und Einzug sein. Stefan Sackers muss also noch ein paar Jahre weiter warten. Er atmet tief durch und sagt: „Ich bin optimistisch.“
Löschzug Heide: 1903 gegründet
Gegründet wurde der Löschzug Heide dort, wo er auch heute noch untergebracht ist: an der Bochumer Straße. In der Chronik der Löscheinheit heißt es, damals sei „aufgefallen, dass der Wattenscheider Osten immer dichter besiedelt wurde, aber ausreichender Feuerschutz nicht vorhanden war. Ein eigener Löschzug musste her, zumal ein Betrieb besonders gefährdet schien: die Zeche Centrum.“
Mehrfach wurde das Gerätehaus hinter der Glückaufschule modernisiert, 1984 durch einen Anbau erweitert. Die Einsatzabteilung des Löschzugs hat aktuell 28 Mitglieder, hinzu kommen 18 Aktive bei der Jugendfeuerwehr sowie noch einmal rund zehn Menschen aus Unterstützungseinheit und Ehrenabteilung. „Die muss man alle mal unter einen Hut bekommen“, sagt Stefan Sackers.