Bochum-Hiltrop. Die Stadt will im Bochumer Norden eine Fahrradstraße ausweisen. Kritik: Dort sei ohnehin wenig Verkehr. Geld sollte besser umgelegt werden.

Die Stadt Bochum will den alten Arm der Dietrich-Benking-Straße in Hiltrop zur Fahrradstraße machen. Es geht um den Abschnitt einschließlich Harpener Feld zwischen dem Kreisverkehr und der Dietrich-Benking-Straße. Die Verbindung soll die Lücke im Radwegenetz zwischen der Lothringentrasse und des Castroper Hellwegs dienen. Doch die Politik sagt Nein.

Geplante Fahrradstraße in Bochum wird nur von Anliegern genutzt

Dieser Abschnitt der Dietrich-Benking-Straße ist eine Tempo-30-Zone mit einer Rechts-vor-Links-Regelung. Sie wird auch von Anliegern der einmündenden Wohnstraßen Am Grümerbaum und Legienstraße befahren. Am Fahrbahnrand wird fast durchgehend geparkt. Auch nach Umgestaltung zur Fahrradstraße könne das Parken auf der Westseite auf gesamter Länge erhalten bleiben. 

+++ Abonnieren Sie hier den kostenlosen Kultur- Newsletter aus Bochum! Kultur-Redakteur Sven Westernströer versorgt Sie jeden Donnerstag mit den besten Tipps aus dem Schauspielhaus, dem Musikforum und Co. +++

Die Mitglieder der Bezirksvertretung Bochum-Nord sollen entscheiden, diese Fahrradstraße noch in diesem Jahr anzulegen. Da nur einige Schilder aufgestellt werden und Markierungen vorgesehen seien, könne der Umbau binnen zwei Wochen über die Bühne gehen. Dennoch liegen die Kosten bei 73.000 Euro.

Verlängerung des Radwegs auf der Bochumer Wiescherstraße bevorzugt

Hubert Wegener (CDU-Fraktion) empörte sich in der jüngsten Sitzung des Gremiums: „Das ist doch ein Schildbürgerstreich. Hier sollen 70.000 Euro ausgegeben werden, um eine Straße zu bemalen, die ohnehin nicht von Autos befahren wird. Hier herrscht reiner Anliegerverkehr, zwei tote Sackgassen.“

+++ Wollen Sie keine Nachrichten mehr aus Bochum verpassen? Dann abonnieren Sie hier unseren kostenlosen Newsletter! +++

Auf der anderen Seite habe die Verwaltung die seit langem gewünschte Verlängerung des Radwegs auf der Wiescherstraße, vorbei an Lidl, abgelehnt, mit der Begründung, es fehle das Geld dafür. „Die Wiescherstraße ist eine Gefahrenstelle mit ihrer Kurve, die muss endlich entschärft werden“, so Wegener.

Verbindung über die A-43-Brücke in Bochumer Innenstadt

Die Grünen sahen das - zunächst - anders. Christian Schnaubelt: „Wenn hier ein Lückenschluss gelingt, vorbei an Elspermann, dann ist das doch eine sinnvolle Verbindung über die A-43-Brücke in die Innenstadt.“

Wegeners CDU-Fraktionskollege Andreas Konze erklärte: „Ich sperre mich dagegen, Geld auszugeben, nur weil es da ist.“ Dabei gab ihm die SPD recht. Bezirks-Fraktionschefin Snezana Curuvija: „Wir sollten lieber an der Wiescherstraße investieren.“

+++ Folgen Sie der WAZ Bochum auf Facebook! +++

Das Gremium lehnte den Vorschlag des Tiefbauamtes, die Fahrradstraße an der Dietrich-Benking-Straße auszuweisen, ab. Bei der Verwaltung beantragten die Bezirksvertreter, zu prüfen, ob die Mittel umgeswitcht werden können zugunsten des Radweges auf der Wiescherstraße. Das Thema soll in der nächsten´Sitzung erneut auf die Tagesordnung kommen.

Fraktionsübergreifender Antrag an die Verwaltung

Andreas Konze: „Nach wie vor endet der Radweg kurz hinter der Lidl-Zufahrt. Und genau dort befindet sich eine gefährliche Kurve, schlecht einsehbar.“ Konze wird einen fraktionsübergreifenden Antrag stellen, das Geld von der Dietrich-Benking-Straße für die Wiescherstraße zu verwenden.

+++ Folgen Sie der WAZ-Lokalredaktion Bochum auf Instagram! +++

Im Zuge des Lidl-Neubaus wollte die Stadt den Fuß- und Radweg an der Wiescherstraße stadtauswärts Richtung Herne weiterbauen lassen, um die Lücke zu schließen; bislang endet er nach einigen hundert Metern vor einer Böschung, sodass Passanten die Straßenseite wechseln und Radler sich in den Verkehr einfädeln müssen.

Im Bereich des Lidl-Baugrundstücks wurde ein 3,15 Meter breiter Gehweg neu hergestellt, parallel dazu auf der Fahrbahn in Fahrtrichtung Herne ein 1,85 Meter breiter Radfahrstreifen neu markiert.

Bezirksbürgermeister Henry Donner (SPD) erklärt auf Anfrage: „Es gibt noch weitere Unwägbarkeiten beim Weiterbau des Fuß- und Radweges auf der Lidl-Seite. So müsste viel von der Böschung abgetragen werden, was viel Geld kostete, zudem müsste noch ein Grundstück erworben werden.“

Seine Fraktionskollegin Snezana Curuvija sagt: „Wir arbeiten schon lange daran, das Problem zu lösen. Nun soll es Zwischenlösungen wie Beschilderungen für Fuß- und Radfahrer geben.“