Bochum-Eppendorf. Andere feiern den 50. Geburtstag, dieser Bochumer Verein aber gründet eine ambulante Altenpflege. Mit speziellem Konzept – und freien Plätzen.

Runde 50 wird die Ifak in Bochum in diesem Jahr. Der Verein kümmert sich vor allem um Zuwanderer und deren Integration in die Gesellschaft. 50 Jahre – ein Jubiläum, das man groß feiern könnte. Nicht so die Ifak. „Wir machen uns lieber selbst zwei Geschenke“, sagt Geschäftsführerin Friederike Müller. Eines steht noch aus: der Kauf der Immobilie an der Laerstraße, in der der Verein 1974 gegründet wurde. Das andere wurde bereits „ausgepackt“: eine eigene ambulante Altenpflege.

Bochumer Verein schenkt sich zum Jubiläum einen eigenen Pflegedienst

Inter-Care heißt der neue Pflegedienst der Ifak. Der Name deutet schon in die Zielrichtung: international. Transkulturell wolle man sein, sagt Aynur Filiz, die Geschäftsführerin, eine kultursensible, ganzheitliche Pflege leisten. „Wir stehen hilfebedürftigen Menschen und ihren Familien, unabhängig ihrer Herkunft, Kultur und sonstiger individueller Orientierung, mit Pflege und Rat zur Seite.“

„Viele, mit denen wir früher in unserer Migrationsarbeit zu tun hatten, sind heute alt und werden als Zielgruppe von unserem Gesundheits- und Pflegesystem oft nicht richtig wahrgenommen.“

Friederike Müller, Ifak-Geschäftsführerin

Und doch will man speziell auch Menschen mit internationaler Familiengeschichte ansprechen, die sich mit dem deutschen Gesundheits- und Pflegesystem nicht auskennen und/oder Verständigungsprobleme haben. Dass der Bedarf gerade bei dieser Klientel immer größer werde, habe man im Laufe der vergangenen Jahre und Jahrzehnte gemerkt, sagt Friederike Müller. „Viele, mit denen wir früher in unserer Migrationsarbeit zu tun hatten, sind heute alt und werden als Zielgruppe von unserem System oft nicht richtig wahrgenommen.“

Aynur Filiz ist Geschäftsführerin von Inter-Care, dem neuen ambulanten Pflegedienst in Bochum-Eppendorf.
Aynur Filiz ist Geschäftsführerin von Inter-Care, dem neuen ambulanten Pflegedienst in Bochum-Eppendorf. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Das wollen man nun, mit einem eigenen ambulanten Pflegedienst, ändern. Die Idee dazu habe man lange. Auch Aynur Filiz trieb dieser Gedanke um. „Ich habe von 2000 bis 2002 zwei Jahre meine kranke Mutter bis zu ihrem Tod gepflegt und weiß, wie sehr das an die Substanz geht.“ Danach habe sie mit drei kleinen Kindern Abi gemacht und studiert und immer im Kopf gehabt, so einen Pflegedienst zu eröffnen. „Meine Masterarbeit habe ich über kultursensible Altenarbeit geschrieben.“

Neuer Pflegedienst in Bochum hat ganz besondere Ziele

Filiz brennt also für diese neue Aufgabe. Genauso wie ihr (noch) kleines Team, mit dem sie Anfang Juni an Eppendorf an den Start gegangen ist. Vier ganze Stellen sind aktuell auf fünf Personen aufgeteilt. Das passt erstmal, weil man bislang auch „erst“ 15 Patienten zu versorgen hat. Nimmt diese Zahl zu, steigt auch die Zahl der Mitarbeiter. Während anderswo Pflegefachkräfte händeringend gesucht werden, gibt es bei Inter-Care sogar eine Warteliste. Kapazitäten sind also vorhanden.

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„Ruft uns an“, sagt Marcel Pyanski, Leiter des Pflegedienstes, daher auch frei heraus. Die Pflegefachkräfte fahren Adressen in ganz Bochum an. Die erste war in Langendreer. Versorgt werden aktuell deutsche, türkische und arabische Patienten. Allerdings von überwiegend deutschen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Nach Vorstellung von Friederike Müller und Aynur Filiz soll das Team auf Sicht aber möglichst „bunt“ sein – wie auch die Klientel. Sprich: international und mehrsprachig.

Neue ambulante Altenpflege in Bochum: Alltagshelfer und Dolmetscher unterstützen Pflegekräfte

So will man auch besser auf die individuellen Bedürfnisse der Patienten eingehen können. Dabei stehe die Biografie eines jeden im Mittelpunkt. Das Pflegeteam unterstützt Senioren und Menschen mit Handicap bei der Grundpflege, etwa beim Duschen, An -und Ausziehen, beim Toilettengang, beim Essen etc. Darüber hinaus natürlich auch beim Verabreichen von Medikamenten, bei der Wundversorgung oder dem Spritzen von Insulin.

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Aber Inter-Care will auch im Alltagsleben helfen, Arztbesuche begleiten, Spaziergänge machen oder im Haushalt Tätigkeiten übernehmen. Dafür stünden Alltagshelfer bereit, so Friederike Müller. Und dank einer Kooperation mit einem Dortmunder Verein sei man auch da sehr gut aufgestellt. Bei Sprachbarrieren könne die Ifak auf ein großes Netzwerk an Dolmetschern zurückgreifen.

Wie Inter-Care in Bochum mehr sein will als ein Pflegedienst

„Wir wollen mehr sein als ein Pflegedienst“, sagt Aynur Filiz. Dazu gehöre vor allem, sich für die Patienten Zeit nehmen zu können. Mit der Ifak als Mutter-Unternehmen im Rücken sei das zu schaffen, ist sie optimistisch.

„Eppendorf ist ein sehr schöner Stadtteil und hier leben viele ältere Menschen.“

Aynur Filiz zur Standortfrage

Dass man sich für Eppendorf als Standort entschieden hat, habe mehrere Gründe. „Eppendorf ist ein sehr schöner Stadtteil und hier leben viele ältere Menschen“, erklärt Filiz. Dazu habe die Immobilie gepasst. Und die Nähe zum nur einen Kilometer entfernten Hauptsitz der Ifak sei auch kein Nachteil.

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Nun müsse man sich aber erstmal bekannt machen. Dies soll über Kontakte zu den Sozialen Diensten in Krankenhäusern, zu Arztpraxen und Apotheken geschehen, so Marcel Pyanski. Auch mehrsprachige Flyer wollen man verteilen. Und natürlich setzt man auf das Netzwerk der Ifak. „Wir haben wöchentlich 2500 Besucher in den unterschiedlichen Einrichtungen“, sagt Aynur Filiz. „Die haben alle Verwandte, Freunde oder selbst pflegebedürftige Angehörige. Da wird sich unsere Pflegedienst schnell herumsprechen.“

Tag der offenen Tür

Als kleine Eröffnungsfeier veranstaltet der ambulante Pflegedienst Inter-Care in seinen Räumen in Eppendorf, Im Kattenhagen 16 (direkt im Geschäftszentrum am Kreisel), am Mittwoch, 21. August, einen Tag der offenen Tür. Ab 15 Uhr will sich das Team vorstellen und Beratung zu Fragen der ambulanten Pflege unverbindlich anbieten.

Der Verein Ifak wurde 1974 als ehrenamtliche Initiative von Lehrern und Schülern eines Bochumer Gymnasiums gegründet. Hintergrund war seinerzeit der verstärkt einsetzende Familiennachzug von Angehörigen ausländischer Arbeitnehmer nach dem Anwerbestop. 1996 wurde der Ifak-Kindergarten als Trägerverein von Tageseinrichtungen ins Leben gerufen, 2005 ein Förderverein, um die soziale und pädagogische Arbeit der beiden Ifak-Vereine zu bündeln.