Bochum. „Umsonst und draußen“: Bochum Total kostet keinen Eintritt. Finanziert wird das Festival unter anderem über Gastro-Stände. Was 2024 wichtig ist.

Willkommen in der Rock City Bochum: In der Innenstadt läuft Europas größtes Umsonst-und-draußen-Festival. Zum Auftakt kamen bereits rund 100.000 Menschen, bis Sonntag werden bei Bochum Total gut 600.000 Besucher erwartet.

Vier Tage, fünf Bühnen, rund 70 Künstlerinnen, Künstler und Bands: Es ist mal wieder die volle Dröhnung, die BO-Total-Macher Marcus Gloria mit seiner Agentur „Cooltour“ seiner Heimatstadt verpasst. Auch wenn die Finanzierung im Zeichen massiv steigender Kosten zunehmend zum Kraftakt gerät: Eintritt wird nicht erhoben. So ist es seit den Anfängen 1986. So soll es bleiben, versichert Gloria.

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Sein Appell ist dafür dringlicher denn je: „Support your Festival!“ Heißt: Die Besucher sollen sich tunlichst an den offiziellen Getränkeständen und bei den Händlern bedienen, die für ihre Wagen und Zelte Gebühren zahlen. Die Festivalmacher formulieren das inzwischen auch unmissverständlich: „Verzichtet auf die billigen Dosen von Rewe oder vom Kiosk“, heißt es in einem Instagram-Posting und in Klammern: „Die nehmen nur mit und tun nichts für Dein Festival“.

Bochum Total: Preisunterschiede bei Getränken sind markant

Dabei sind die Preisunterschiede markant. Zwar verweisen die Veranstalter darauf, dass das 0,3-Liter-KöPi-Bier an den 17 offiziellen Bierständen unverändert vier Euro kostet (0,5-Liter-Softdrinks fünf Euro). Umliegende Geschäfte und Verkäufer bieten 0,5-Liter-Dosen aber deutlich günstiger an, etwa die Schlagerbar „Schulz“, die das 0,2-Liter-Bier für einen Euro ausgibt.

„Support your festival“, bitten die Bochum-Total-Macher und rufen dazu auf, Getränke und Essen an den offiziellen Ständen zu kaufen. Romario Spinnen (Mades Eventservice) mixt bei Bochum Total Cocktails.
„Support your festival“, bitten die Bochum-Total-Macher und rufen dazu auf, Getränke und Essen an den offiziellen Ständen zu kaufen. Romario Spinnen (Mades Eventservice) mixt bei Bochum Total Cocktails. © FUNKE Foto Services | Jonas Richter

Für Cocktails werden auf der Partymeile neun Euro, für Bowle acht Euro aufgerufen. Auch der kleine Hunger geht ins Geld. Die Kurse: Backkartoffel oder Bratwurst 4,50 Euro, Pommes oder Hot Dog fünf Euro, Fleischspieß 7,50 Euro.

„Billig ist anders. Aber bei anderen Festivals kosten allein die Karten inzwischen über 100 Euro. Hier hat man wenigstens was von seinem Geld“, sagt Dennis Rudzinski (34), der aus Gladbeck angereist ist. Das Leitwort der Festival-Macher unterstütze er voll und ganz: „Alle zusammen für ein tolles Programm!“

Der Donnerstag ist bei BO-Total traditionell der Bochum-Tag

Dabei ist der Donnerstag traditionell Bochum-Tag. Bevor ab Freitag die Fans aus dem In- und Ausland anreisen, ist der Auftakt stets blau-weiß geprägt. So auch diesmal.

Dabei wurde am Abend nach Rock-Urgestein Jo Hartmann eine Band erwartet, deren Auftritt nicht nur für viele Bochumer als Höhepunkt des gesamten Festivals galt: Die Wattenscheider Punk-Veteranen „Die Kassierer“ mit Sänger Wolfgang „Wölfi“ Wendland feierten nach acht Jahren ihr BO-Total-Comeback.

Keine Einigung im Streit um Zäune: Geschäftsleute erwägen Klage

Bislang keine Einigung gibt es im Streit um die Bauzäune im Bereich Viktoriastraße/Südring, unmittelbar an der 1Live-Bühne. Der BO-Total-Veranstalter hatte die Zäune bisher kostenlos aufgebaut, damit die Fassaden und Schaufenster vor Verunreinigungen („Wildpinkler“) und Zerstörungen geschützt sind. Diesmal werden mit Hinweis auf die gestiegenen Kosten 20 Euro pro Zaunsegment verlangt. Fünf Geschäftsleute protestierten und weigern sich zu zahlen. Sie meinen, dass der Veranstalter in der Sicherungspflicht stehe.

Vor den Geschäften an der Ecke Viktoriastraße/Südring fehlen nach einem Streit mit dem Veranstalter am Donnerstag die sonst üblichen Schutzzäune.
Vor den Geschäften an der Ecke Viktoriastraße/Südring fehlen nach einem Streit mit dem Veranstalter am Donnerstag die sonst üblichen Schutzzäune. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Ergebnis: Bis Donnerstag wurden keine Zäune aufgestellt. Peter Legsding, Inhaber des Friseursalons „Meister L“: „Sollten wir Schäden feststellen, behalten wir uns Klagen gegen den Veranstalter vor.“