Bochum. Der Fotograf und Blogger André Brune beobachtet den vielen Unrat auf den Straßen mit Sorge. Ausstellung in Bochum soll zum Nachdenken anregen.

Jede Flasche erzählt eine Geschichte, so wie diese: Auf einem Parkplatz irgendwo im Ruhrgebiet hat der Fotograf André Brune eine einzelne leere Bierflasche entdeckt. „Sie stand ganz allein mitten auf dem Asphalt und muss sich dort ziemlich einsam vorgekommen sein“, erzählt er. Wer hat sie wohl dort abgestellt? Und hatte derjenige es so eilig, dass er die Flasche nicht mehr in den nächsten Mülleimer werfen konnte? Fragen wie diese stellt Brune in einer Ausstellung, die unter dem Titel „Flaschengefühle“ noch bis 29. Juli im Schaubüdchen an der Ursulastraße 24 in Bochum zu sehen ist.

Ausstellung in Bochum widmet sich dem weggeworfenen Unrat

Die ehemalige Trinkhalle im Griesenbruch ist seit über zwei Jahren zu einem spannenden Ort für Kunst, Performances, Literatur und Musik geworden. Wechselnde Künstler nutzen den kleinen Raum, der auch durch die Schaufenster von außen gut betrachtet werden kann, für Ausstellungen ganz verschiedener Art. Aktuell vor Ort ist André Brune, der mit seiner Flaschen-Schau nicht nur unterhalten, sondern auch zum Nachdenken anregen möchte.

Der gelernte Buchhändler, der in Eppendorf lebt und im Hauptjob in der Fußpflege arbeitet, bezeichnet sich selbst als „Ruhrpottologe“. „Ich liebe die Menschen und den Ruhrpott, obwohl hier auch vieles im Argen liegt“, erzählt er. Seiner Heimat begegnet er auf vielfältige, durchaus kritische Weise: Er betreibt online mehrere Blogs, einen Podcast und dreht Videos, die sich mit aktuellen Fragen ebenso auseinandersetzen wie mit Kunst und Kultur. „Die Themen sind gemischt“, sagt er. „Um Literatur geht es in meinen Podcasts ebenso wie um Kindesmissbrauch.“

Umweltsünden mit der Kamera festgehalten

Dass das Ruhrgebiet ein Problem mit wilden Müllkippen und weggeworfenem Unrat hat, beobachtet der 50-Jährige schon länger. Auch die vielen Leerstände, die er zwischen Bottrop und Dortmund überall sieht, bereiten ihm Sorge: „Die Innenstädte bluten aus, und niemand tut etwas dagegen“, meint er.

Zahlreiche Fotos von weggeworfenen Flaschen hat der Künstler André Brune zusammengetragen. Auch das Schaubüdchen selber ist zu einer „wilden Müllkippe“ geworden.
Zahlreiche Fotos von weggeworfenen Flaschen hat der Künstler André Brune zusammengetragen. Auch das Schaubüdchen selber ist zu einer „wilden Müllkippe“ geworden. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Für seine Ausstellung „Flaschengefühle“ hat André Brune mit der Kamera gleich reihenweise kleinere Umweltsünden festgehalten, die viele von uns nerven: Zurückgelassene Flaschen sind ebenso darunter wie Plastiktüten und Kronkorken, die achtlos weggeworfen zum Ärgernis oder gar zur Gefahrenquelle werden können. „An den Scherben der Flaschen können sich Kinder und Hunde schnell verletzen“, sagt er. „Das muss doch nicht sein.“

Überquellende Mülleimer am Wegesrand

Die Fotos, die er für seine Ausstellung zusammengetragen hat, dokumentieren dies eindringlich und durchaus gewitzt. Ob überquellende Mülleimer auf einem Radweg in Eppendorf oder leere Bierflasche am Straßenrand auf einem Schützenfest in Borken: Brune hielt mit der Kamera drauf und verpasste jedem Bild einen ironischen Titel. In Bottrop sah er eine kleine Schnapsflasche direkt neben einer Plastikgabel liegen und gab seinem Foto den Namen „Hungrig“.

Daneben hat er das Schaubüdchen selbst zu einer kleinen Müllkippe verwandelt: Wer eintritt, muss durch (gesäuberten) Plastikmüll und Pfandflaschen stiefeln, die Brune bereits gesammelt hat. Bei einer Müllsammelaktion, zu der Brune am 16. Juli im Westend aufruft, soll noch mehr hinzukommen. Der Gelsenkirchener Künstler Marco Heine bereichert die Ausstellung mit Upcycling-Kunst.

Das Schaubüdchen ist geöffnet mittwochs von 17 bis 19 Uhr, samstags von 11 bis 15 Uhr.

Mitstreiter für Müllsammelaktion gesucht

Zur Projektwoche „Vermüllung der Stadt“ lädt André Brune vom 15. bis 22. Juli ein und sucht noch tatkräftige Mitstreiter. Eine Müllsammelaktion im Griesenbruch startet am Sonntag, 16. Juli, um 11 Uhr am Schaubüdchen. Historische Schilder werden am Montag, 17. Juli, von 11 bis 13 Uhr von Graffiti gesäubert.Ein Gespräch mit Anwohnern ist am Donnerstag, 20. Juli, von 11 bis 13 Uhr geplant. Kommunalpolitiker sind zu einer Diskussion am Freitag, 21. Juli, von 17 bis 19 Uhr eingeladen. Wer mitmachen möchte: Mail an ruhrpottologe@gmail.com. Alle Infos: ruhrpottologe.de