Bochum. Die App „Lola“ informiert über Themen wie Gesundheit und Gewalt und weist den Weg zu Beratungsstellen. Angebot in fünf Sprachen verfügbar.

Kurze Videos informieren über sicheres Arbeiten in der Prostitution, den Schutz der eigenen Gesundheit und das Krankenversicherungssystem in Deutschland. Aussagekräftigen Symbolen weisen den Weg zu thematisch eingeteilten Beratungsstellen. Das und noch einiges mehr bietet die neue Smartphone-Anwendung „Lola“, die in fünf verschiedenen Sprachen verfügbar ist. Sie richtet sich insbesondere an Prostituierte aus Südosteuropa, die in Nordrhein-Westfalen leben und arbeiten. Der Bochumer Verein Madonna, eine Selbsthilfeinitiative für die Interessen von Sexarbeiterinnen, entwickelte die App, gefördert mit 92.000 Euro vom Land Nordrhein-Westfalen. „’Lola’ bietet uns neue Wege des Zugangs zu dieser Zielgruppe, und neue Möglichkeiten der Partizipation für diese Frauen“, sagt Astrid Gabb, Leiterin der Beratungsstelle des Madonna e.V..

Stärkung der Selbstbestimmung von Prostituierten

Der „Runde Tisch Prostitution“ NRW , ein Expertengremium, verabschiedete im Oktober 2014 Empfehlungen zur Verbesserung der Situation von Sexarbeiterinnen.Als wichtige Instrumente für die Stärkung der Selbstbestimmung der Prostituierten sieht er zielgruppengerechte Informations- und Beratungsangebote. Lola ist eine praxisnahe Umsetzung dieser Empfehlungen.Die App gibt es unter www.lola-nrw.de. Sie läuft auf allen Betriebssystemen.

Durch die Einbindung von Videos und Symbolen soll die Anwendung für viele Prostituierte nutzbar sein. „So sollen auch Frauen, die weder Lesen noch Schreiben können erreicht werden“, erklärt Kirsten Cordes, die die Umsetzung der Videos betreut. Weitere Kurzfilme zu Themen wie Empfängnis und Schwangerschaft, Schutz vor Gewalt und Ausbeutung oder zum Umgang mit Internetplattformen sind bereits in Planung. Auch 155 Audiodateien sind bislang über die Anwendung abrufbar. Sie informieren über derzeit 31 Beratungsstellen für Sexarbeiterinnen im ganzen Bundesland, etwa Gesundheitsämter und Hilfsorganisationen für Menschenhandel.

„Durch ‘Lola’ können wir Gefahren durch Ausbeutung, Isolation und fehlender Gesundheitsvorsorge abfangen“, erklärt Gesundheits- und Emanzipationsministerin Barbara Steffens. „Viele dieser Frauen sprechen kaum Deutsch und sind über bestehende Angebote nicht zu erreichen. Die meisten von ihnen nutzen aber intensiv internetfähige Handys.“ Daher ist die Anwendung nicht nur auf Deutsch, sondern auch in den Sprachen Rumänisch, Bulgarisch, Türkisch und Englisch verfügbar.

Navigationssystem zu wichtigen Einrichtungen

Zusätzlich bietet Lola ein Navigationssystem, das die Frauen von ihrem jeweiligen Standort zu wichtigen Adressen wie Polizei oder Beratungseinrichtungen lotst. Bisher sind Anlaufstellen in Bochum und Duisburg im System aufgenommen, weitere Städte sollen in den kommenden Monaten folgen. Bald soll eine weitere Funktion „Lola“ vervollständigen: ein Online-Beratungs-Chat.

„Prostitution kann man nicht verbieten. aber wir können Sexarbeiterinnen Informationen anbieten und den Weg zu Beratungs- und Hilfeeinrichtungen zeigen“, so Ministerin Steffens. Da die App nicht über einen Anbieter, sondern frei im Netz verfügbar ist, bleibt auch die Anonymität der Frauen gewahrt.