Das Planetarium Bochum erklärt, welche Sterne im März am Himmel zu sehen sind. Außerdem verrät die Leiterin das Highlight des Monats März.
Am 20. März um genau 16.33 Uhr Mitteleuropäischer Zeit (MEZ) überschreitet der Mittelpunkt der Sonne den Himmelsäquator von Süden nach Norden. Ab diesem astronomischen Frühlingsanfang sind die Tage länger als Nächte – und bleiben es, bis am 23. September die Sonne auf die Südhalbkugel des Himmels zurückkehrt.
- Monatlich erklärt uns die Leiterin des Planetariums Bochum, Prof. Dr. Susanne Hüttemeister, an dieser Stelle den aktuellen Sternenhimmel.
Im März stehen also – wenn man die Zeit der Dämmerung abzieht – nur noch weniger als zwölf Stunden zur Beobachtung des Sternenhimmels zur Verfügung. Das reicht aber für ausgiebige Himmelsspaziergänge am Abend etwa ab 20 Uhr durchaus noch aus. Helle Planeten findet man im März am Abendhimmel allerdings nicht: Sie halten sich alle mit der Sonne zusammen am Taghimmel auf oder erscheinen erst kurz vor Sonnenaufgang am Morgenhimmel.
Band der Milchstraße nur unter dunklem Himmel zu sehen
Nach Einbruch der Dunkelheit sind die auffälligen Sternbilder des Winterhimmels im Südwesten noch gut zu sehen. Besonders Sirius, der hellste Stern des Himmels, der markante Himmelsjäger Orion, Aldebaran im Stier und die beiden Zwillingssterne Castor und Pollux sind auch aus der Stadt leicht sichtbar. Das Band der Milchstraße, das sich mitten durch diese Sternbilder zieht, kann man dagegen nur unter einem dunklen Himmel sehen.
Der Blick nach Osten zeigt am Abend schon die Sternbilder des Frühjahres, die die gesamte Nacht zu sehen sind. Der Große Wagen steht hoch am Himmel, und darunter fällt das Tierkreissternbild Löwe ins Auge, das aus zwei Sternenvierecken besteht, die mit wenig Übung zu finden sind. Besonders hell ist der rötliche Arktur im Bärenhüter, auf den man stößt, wenn man der Deichsel des Großen Wagens folgt.
Am Morgenhimmel zeigen sich dann doch noch eine Reihe von Planeten. Der bei weitem hellste unter ihnen ist die Venus. Da sie die Sonne von der Erde aus gesehen auf der Innenbahn umläuft, kann sie sich nie weiter als gut 45 Grad von ihr entfernen. Diesen größtmöglichen Winkelabstand von der Sonne erreicht die Venus am 20. März. In Bochum geht sie dann um 4.54 Uhr auf, immerhin mehr als eineinhalb Stunden vor der Sonne. Der rötliche Mars folgt der Venus nur fünfzehn Minuten später, ist aber nicht heller als ein heller Stern. Wieder 15 Minuten danach erscheint auch der Ringplanet Saturn über dem Horizont.
Die Planetenversammlung im Sternbild Steinbock ist vor allem in der zweiten Märzhälfte vor Beginn der Morgendämmerung tief im Südosten sichtbar, auch wenn die Venus sehr viel auffälliger als Mars und Saturn ist.
Highlight des Monats: das Sternbild Krebs und M 44
Das Sternbild Krebs ist als Teil des Tierkreises sehr bekannt, besteht aber aus schwachen Sternen. Es liegt zwischen den auffälligeren Figuren der Zwillinge und des Löwen. Seinen höchsten Stand im Süden über dem Bochumer Horizont erreicht der Krebs im März gegen 22 Uhr – er ist also in diesem Monat optimal zu sehen.
In der Antike stand die Sonne zum Zeitpunkt der Sommersonnenwende im Juni im Sternbild Krebs. Da sich die Erdachse und damit auch die Position der Sonne zum Zeitpunkt der Sonnenwende sehr langsam bewegt – ein Umlauf durch den Tierkreis dauert fast 26.000 Jahre – ist die Sonne heute im Juni nicht mehr im Krebs, sondern im Stier zu finden.
Der Begriff „Wendekreis des Krebses“ für die geografische Breite, an der die Sonne zur Sommerwende auf der Nordhalbkugel im Zenit steht, erinnert noch an die Verhältnisse vor einigen tausend Jahren. Schon die Menschen im alten Ägypten vor mehr als 4000 Jahren kannten das Sternbild Krebs. Für sie war es aber zunächst eine Schildkröte und später ein Skarabäus, ein Mistkäfer also, der in Ägypten für Unsterblichkeit, Tod und Wiedergeburt und die lebensspendende jährliche Nilschwemme stand.
Krebs ist in einer Sage ein Widersacher des Helden Herkules
Im alten Griechenland wurde das Sternenmuster dann zum Krebs, um den sich unterschiedliche Sagen ranken. In der vielleicht bekanntesten ist der Krebs ein Widersacher des Helden Herkules, wird von ihm besiegt und von der Göttin Hera an den Himmel versetzt.
Mitten im Sternbild Krebs liegt ein Sternhaufen, der unter dunklem Himmel sogar mit dem bloßen Auge sichtbar ist. Diese Ansammlung von Sternen war schon in der Antike als kleiner Nebelfleck bekannt und bekam den Namen Praesepe, übersetzt „Krippe“. In der Mythologie galt sie als eine Futterkrippe, aus der zwei benachbarte Sterne, die als „nördlicher und südlicher Esel“ bezeichnet wurden, fraßen.
Heute wissen wir, dass dieser zweithellste aller von Bochum aus sichtbaren Sternhaufen an die tausend Sterne enthält, die vor etwa 600 Millionen Jahren gemeinsam entstanden sind. Er ist mehr als 500 Lichtjahre von uns entfernt.
Schon Galileo Galilei richtete 1609 das erst ein Jahr zuvor erfundene Teleskop auf den vermeintlichen Nebelfleck und konnte vierzig einzelne Sterne erkennen. Charles Messier nahm die Krippe in seinen 1781 veröffentlichten Katalog heller nebulöser Objekte auf und gab ihr die Nummer 44. Unter dieser Bezeichnung, M 44, kennen viele Hobbyastronomen dieses Lieblingsobjekt für Astrofotografen heute noch.
Weil der Sternhaufen am Himmel etwa dreimal so groß wie der Vollmond ist, ist er ein sehr schönes Ziel für die Besitzer eines Fernglases, das auch für Anfänger gut geeignet ist. Schon ein kleineres Gerät zeigt viele Sterne und lässt den Beobachter auf den Spuren des berühmten Galileo Galilei wandeln.